Absage der Bayreuther Festspiele sorgt für hohe Verluste

| Tourismus Tourismus

Die Stadt Bayreuth rechnet nach der Absage der Bayreuther Festspiele infolge der Corona-Krise mit hohen finanziellen Verlusten. «Hier ist ein erheblicher wirtschaftlicher Schaden zu befürchten, dessen Ausmaße sich derzeit noch nicht näher beziffern lassen», teilte Bayreuths Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe (BG) am Mittwoch mit. Die Festspielzeit stelle «eine Art sechswöchige Sonderkonjunktur» dar, die nun schmerzlich fehlen werde.

Rund 60.000 Tickets verkaufen die Festspiele jedes Jahr. «Manche Gäste bleiben gleich mehrere Nächte in Bayreuth - vor allem in einem Ring-Jahr wie heuer», sagte Frank Nicklas, Sprecher von Bayreuth Marketing und Tourismus GmbH. Hotels und Pensionen würden während der Festspiele bis zu 25 Prozent ihres Jahresumsatzes machen.

Mit der Zusage für die Tickets kurz vor Weihnachten beginne die Buchung der Hotelzimmer, so Nicklas. «Diese Buchungen müssen jetzt alle abgewickelt und storniert werden.» Man wolle aber versuchen, den einen oder anderen Opernliebhaber trotzdem nach Bayreuth zu locken - sofern das Kontaktverbot bis zum Sommer aufgehoben sei.

Die Organisatoren der Bayreuther Festspiele äußerten sich nicht zu den Verlusten. Bis auf Weiteres sei man mit der Spielzeitgestaltung für die nächsten Jahre und Vertragsangelegenheiten sehr beschäftigt, hieß es. Die für diese Saison geplante Neuproduktion «Der Ring des Nibelungen» könne voraussichtlich erst 2022 Premiere feiern.

Über die Gage und die Spielzeit im nächsten Jahr müsse mit jedem Künstler nun einzeln verhandelt werden, erklärte Georg von Waldenfels. Als Vorsitzender der Gesellschaft der Freunde Bayreuths habe er die Sitzung am Dienstag geleitet, in der die Absage der Festspiele beschlossen wurde. «Es war ein langes Abwägen, es ist uns allen schwer gefallen.»

Der Komponist Richard Wagner (1813-1883) organisierte erstmals 1876 Festspiele in Bayreuth. Seitdem fanden sie - außer in Kriegszeiten - jedes Jahr statt.

«Das wäre schon ein besonderes Highlight für mich gewesen», sagte Thomas Ebersberger (CSU), künftiger Oberbürgermeister von Bayreuth. Seit der dritten Klasse habe er keine Saison verpasst, Dirigenten wie Daniel Barenboim und Guiseppe Sinopoli hätten schon bei ihm übernachtet. Anfang der Siebzigerjahre sei er als Herzog Gottfried von Brabant sogar selbst bei einer Inszenierung von «Lohengrin» dabei gewesen, sagte Ebersberger. Aber angesichts der Corona-Krise wären die Festspiele ein «wahnsinniges Risiko».

Parallel zu den Festspielen finden in Bayreuth traditionell Ausstellungen, Konzerte und Aufführungen anderer Kultureinrichtungen statt. Auch sie werden heuer alle ausfallen, sagte Nicolaus Richter vom Richard-Wagner-Verband Bayreuth e.V. Dafür biete das Richard Wagner-Museum Bayreuth einen «Coronamuseum-Podcast» an: Der Museumsdirektor stellt darin verschiedene Ausstellungsstücke vor. «Wenn man möchte, kann man Wagner also auch diesen Sommer pflegen», so Richter.

(dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Weil der US-Fahrdienstleister beim Transfer personenbezogener Daten gegen europäische Datenregeln verstoßen haben soll, verhängt die zuständige Behörde eine Millionenbuße. Doch der Streit dauert an.

Outdoor, Indoor - am Flughafen: Surfen vor der Haustüre. Das Meer brauchen Surfer nicht mehr unbedingt. Vom Eisbach mitten in München hat sich die Welle in Deutschland und Europa ausgebreitet.

«Tourists go home»: In Spanien sorgen Anti-Urlauber-Demos für Aufsehen. Ohne die Probleme dort kleinreden zu wollen: Die meisten Touristen pro Kopf haben andere Urlaubsländer.

Deutsche Unternehmen schickten ihre Mitarbeiter im ersten Halbjahr wieder öfter auf Reisen. Das zeigt eine Auswertung von AirPlus International. Die Fußball-Europameisterschaft hatte allerdings keinen nennenswerten Einfluss auf die Reisetätigkeit.

Selfie vor dem Eiffelturm, Strandtag in der einsamen Bucht, Sangria in der Sonne - für die allermeisten gehört das Posten der Erlebnisse in sozialen Netzwerken zum Urlaub dazu. Für möglichst viele Likes wird dabei einiges in Kauf genommen.

In Frankfurt wurde erstmals in einem Monat die Millionengrenze bei den Übernachtungszahlen geknackt. Aus dem Ausland strömten besonders viele Fans in die Stadt am Main. Auch die Stadt Köln freut sich über ein herausragendes erstes Halbjahr.

Bayern hat den Königssee, Baden-Württemberg den Blautopf: Schauen Influencer auf das Ländle, wird die blaue Quelle unweit von Ulm oft als Ausflugstipp genannt. Damit dürfte nun erst mal Schluss sein.

Die Deutschen verreisen gerne mit dem eigenen Wohnmobil. Die Zulassungszahlen zeigen ein deutliches Plus. Kommende Woche beginnt in Düsseldorf der «Caravan Salon».

Der Tourismus in Hamburg kann im ersten Halbjahr keine Zuwächse verbuchen. Insgesamt zählten die Touristiker 7,54 Millionen Übernachtungen, wie die Hamburg Tourismus GmbH mitteilte. Das seien zwar 60 000 weniger als im ersten Halbjahr 2023, aber 386 000 oder 5,1 Prozent mehr als im letzten Vor-Corona-Jahr 2019. 

Schleswig-Holstein hat im Juni weniger Übernachtungsgäste angelockt als im Vorjahresmonat. Auch die Zahl der gebuchten Übernachtungen ging zurück. Dazu beigetragen haben könnte der spätere Ferienbeginn in Nordrhein-Westfalen.