Erfurt nach Welterbe-Auszeichnung vor vielen Aufgaben

| Tourismus Tourismus

Erfurt kann sich nicht auf dem noch frischen Welterbe-Status ausruhen: Ein Welterbe-Zentrum, bessere Erschließung der Welterbe-Stätten und die Aufnahme in eine europäische Kulturroute - die Auszeichnung bringt einen Katalog an Aufgaben für die Stadt mit sich, wie Oberbürgermeister Andreas Bausewein (SPD) und die Welterbe-Beauftragten darlegten.

So soll auf einem Parkplatz in der Innenstadt ein Welterbe-Zentrum entstehen. Der Clou: Genau dort vermuten Experten Überreste einer zweiten, Hunderte Jahre alten Synagoge. Diese sollten bei Ausgrabungen freigelegt werden und möglichst in das Zentrum integriert werden. Das Zentrum wiederum soll nicht nur Infopunkt sein, sondern auch einen Vortragsraum beinhalten. Der Vorsitzende der Jüdischen Landesgemeinde Reinhard Schramm hofft zudem auf ein Restaurant mit koscherem Essen. Ein Architekturwettbewerb sei angedacht.

Mit Welterbe-Titel um Fördermittel werben

Allerdings: Der Stadtrat müsse dem Vorhaben erst zustimmen und auch Haushaltsmittel dafür freigeben, sagte der Kulturbeigeordnete Tobias Knoblich. Überhaupt seien nun Gelder nötig, um das Welterbe auch halten zu können. «Wir wussten: Der Welterbe-Titel musste erstmal her», so Knoblich. Dieser sei das Pfund mit dem nun auch bei Land und Bund um Fördermittel geworben werde. Konkrete Angaben zu möglichen Förderungen machte Knoblich noch nicht.

Die Unesco hatte vergangene Woche das jüdisch-mittelalterliche Erbe in Erfurt als neues Welterbe ausgezeichnet (Tageskarte berichtete). Es gehört zu den nun 52 Welterbe-Stätten in Deutschland. Konkret erhielt die Stadt den Titel für drei Bauten als Zeugnisse des mittelalterlichen-jüdischen Erbes: die Alte Synagoge, eine Mikwe (Ritualbad) und das Steinerne Haus.

Gelder sind auch nötig, um die Stätten besser zu erschließen. Es müsse geprüft werden, ob die Mikwe - ein Ritualbad - auch ohne spezielle Führungen für Besucher geöffnet werden könnten, sagte Stürzebecher. In der Alten Synagoge findet sich zwar bereits ein Museum. Doch dort müsse auch mit Blick auf die erwarteten steigenden Besucherzahlen etwa die Technik überarbeitet werden, sagte die Welterbe-Beauftragte Maria Stürzebecher. Besonders herausfordernd dürfte der Umgang mit dem Steinernen Haus werden: Das historische Wohnhaus gehört zu einem Gebäudekomplex und ist bislang nicht öffentlich zugänglich.

Erfurt als Teil einer europäischen Kulturroute

Zudem soll Erfurt Teil einer europäischen Kulturroute zum jüdischen Erbe werde, sagte die Welterbe-Beauftragte Karin Sczech. Das würde das Netzwerk mit anderen mittelalterlichen-jüdischen Stätten etwa in Frankreich stärken. Die Bewerbung dafür sei in Vorbereitung.

Bei allen Aufgaben wolle die Stadt den Titel am Dienstag aber auch feiern, sagten Stürzebecher und Szech. Dann fährt eine speziell geschmückte Straßenbahn mit Musik durch die Stadt, nahe der Mikwe wird es am Abend Live-Musik geben. Eine große Party ist zudem für den 1. September 2024 geplant: An dem Tag, an dem ein neuer Landtag gewählt werden soll, ist auch der Europäische Tag der jüdischen Kultur. Dann soll es in der Stadt ein großes Straßenfest geben. Möglicherweise könnte es die europaweite Eröffnungsveranstaltung werden. Sczech sei bemüht, die Zusage dafür zu erhalten. (dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Die nächste Weltausstellung findet ab 13. April 2025 in Osaka unter dem Motto «Designing Future Society for Our Lives» statt. Und einmal mehr will die Schweiz mit ihrem Pavillon für Aufsehen sorgen. Der Anspruch ist klar: Es soll ein möglichst leichter, umweltverträglicher Auftritt mit der geringsten CO2-Bilanz aller Schweizer Pavillons werden. Iwan Funk, Co-CEO bei Bellprat Partner und Teil des internationalen, interdisziplinären Projektteams, im Gespräch mit tageskarte.io über die grossen Ambitionen an der Expo 2025 in Osaka.

Mit Warnwesten und Banner auf dem Rollfeld: In mehreren Städten haben Klimaaktivisten Flughäfen ins Visier genommen. Welche Rechte haben Reisende, wenn der Flieger sich verspätet oder nicht abhebt?

Dollar aus den USA, Pfund aus Großbritannien oder Lira aus der Türkei: Münzen und Scheine sind ein Souvenir, das viele von einer Reise mitbringen – oft unfreiwillig. Und dann? Lohnt der Umtausch?

Die Talsperren im Vogtland locken jedes Jahr Hunderttausende Ausflügler und Camper an. Nicht nur mit dem längsten FKK-Strand Mitteldeutschlands. Neue Investitionen sollen weiteren Schwung bringen. Touristiker planen ein neues Erlebniszentrum.

Im Hamburger Schokoladenmuseum Chocoversum bekommt man Wissen über den Geschmack vermittelt. Die süßen Touren sind beliebt. Teilweise ist das Haus schon morgens ausgebucht.

Als Bauaufsichtsbehörde hat die Region Hannover die meisten Innenräume von Schloss Marienburg bei Hildesheim gesperrt. Dennoch soll es Vermarktungskonzepte geben - auch wegen einer Erfolgsserie.

Im Lufthansa-Konzern fetzen sich die Gewerkschaften. Bei der Ferienflieger-Tochter Discover wollen Piloten und Flugbegleiter gemeinsame Sache machen und eine dritte Gewerkschaft ausbooten.

Zweisamkeit im Urlaub? Nicht für jeden ein Traum. Jeder Zehnte wünscht sich die Ferien lieber ohne den Partner zu verbringen. Häufigste Störfaktoren unter Pärchen sind die schlechte Laune des anderen und übermäßige Handynutzung.

Die TUI setzt ihr starkes Ergebnis- und Umsatzwachstum fort und berichtet ein erfolgreiches 3. Quartal des Geschäftsjahres 2024: Mit 5,8 Millionen Gästen im Berichtszeitraum erreichte der Touristikkonzern einen Rekordumsatz von 5,8 Milliarden Euro. Der Umsatz lag um 9 Prozent über dem Vorjahr.

Das Phänomen des «Strandsterbens» ist auch in Spanien zu beobachten. Experten sehen eine Ursache darin, dass Küsten direkt bis zum Strand bebaut wurden. Erste Küstenorte treffen drastische Maßnahmen.