Europas Skigebiete nicht mehr schneesicher

| Tourismus Tourismus

Der Wintertourismus muss sich nach Ansicht der Straßburger Geografieprofessorin Carmen de Jong mehr auf die Folgen des Klimawandels einstellen. «Es gibt in Europa keine Skigebiete mehr, die schneesicher sind», sagte de Jong der Deutschen Presse-Agentur Straßburg. Das gelte auch für die Hochlagen der Alpen.

Schneesicher bedeute für sie, dass man zwischen dem 1. Dezember und Ende März jederzeit Skifahren könne. Die Gegend dürfe dabei weder von Kunstschnee noch von Schnee abhängig sein, der per Lastwagen oder Hubschrauber transportiert werde. De Jong sagte, dass ungeachtet des Klimawandels versucht werde, die Skisaison noch zu verlängern.

Im Schwarzwald und in den Alpen prägen Wärme und Schneemangel die laufende Wintersportsaison. Oft ist es auch zu warm, um Kunstschnee zu produzieren.

«Ohne die Beschneiung mit Schneekanonen und Schneilanzen wäre kein Wintersport über eine längere Zeit hinweg mehr möglich», sagte die Hochschullehrerin mit Blick auf den Schwarzwald. Das gelte sowohl für höher gelegene Gebiete wie den Feldberg als auch für niedriger gelegene Gebiete wie Seibelseckle. Falls sich der Trend fortsetze, erwarte sie, dass der Winter immer kürzer und «löchriger» werde. «Man kann die Wintersaison nicht als Erfolg definieren, wenn sie nicht durchgehend ist.»

De Jong machte auf die Umweltauswirkungen von Speicherbecken aufmerksam, die für eine großflächige künstliche Beschneiung nötig seien. Das Wasser dafür komme häufig aus weiten Entfernungen, das Hochpumpen verursache hohe Energiekosten. «Die Speicherbecken in den Alpen mit Kapazitäten von bis zu 400.000 Kubikmetern sind überdimensioniert, da lokal nie genug Wasser zur Verfügung steht», sagte die Expertin für Hydrologie (Wasserkunde). Ein neuer Trend sei, sogar das Grundwasser anzuzapfen.

Der Bund Naturschutz in Bayern hatte bereits Ende November angesichts der Energiekrise an die Betreiber appelliert, auf den Einsatz von Schneekanonen ganz zu verzichten. Die bayerische Staatsregierung solle keine weiteren Genehmigungen für den Betrieb erteilen, lautete eine weitere Forderung. Dafür solle sich Bayern auch mit Österreich und der Schweiz abstimmen, um eine Lösung für den gesamten Alpenraum zu erzielen.

De Jong wies darauf hin, dass in Frankreich mancherorts bereits ein neuer Kurs eingeschlagen werde. Im südlich gelegenen Département Drôme solle beispielsweise nicht mehr in Kunstschnee investiert werden. Grund dort sei vor allem der Schutz der Wasserressourcen. Stattdessen werde der Vier-Jahreszeiten Tourismus gefördert. «Für diesen Tourismus sind viel weniger Investitionen nötig.» Das könne sich lohnen - auch wenn Gäste im Sommer weniger Geld ausgeben. (dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Nackt baden, sich hüllenlos auf der Wiese sonnen, oder sogar textilfrei auf dem Campingplatz? In Thüringen ist das durchaus möglich - wenn es auch nicht immer an die große Glocke gehängt wird.

Die Sommer am Mittelmeer werden immer heißer. Ist das eine Chance für den Tourismus in Schleswig-Holstein? Im Norden wird über Strategien nachgedacht. Die aktuelle Bilanz ist durchwachsen.

Es ist Hauptreisezeit in Europa, wodurch Flughäfen im Fokus stehen: Während einige von ihnen für ihren exzellenten Service, saubere Einrichtungen und effiziente Abfertigung gelobt werden, kämpfen andere mit negativen Bewertungen.

Im Kampf gegen Gewalt und Übergriffe an Bord von Flugzeugen fordert Ryanair-Chef Michael O'Leary ein Getränke-Limit vor Abflug. Reisende sollten höchstens zwei Drinks am Flughafen je Board-Karte kaufen können.

Erst viel Regen, dann einige Hitzetage - die Bilanz der Strandkorbvermieter in Schleswig-Holstein fällt durchwachsen aus. Insgesamt war es eine durchschnittliche Saison, sagt der Verbandsvorsitzende.

In gut vier Wochen beginnen in ersten Bundesländern die Herbstferien. Die Nachfrage beim weltgrößten Reisekonzern ist groß. Mallorca ist nicht mehr Urlaubsziel Nummer eins.

Mehr als 200.000 Pauschalreisebuchungen wurden im Zuge der FTI-Pleite im Frühsommer storniert. Seit kurzer Zeit läuft der Erstattungsprozess - eine große Zahl Betroffener wird auch bald Post bekommen.

Weil der US-Fahrdienstleister beim Transfer personenbezogener Daten gegen europäische Datenregeln verstoßen haben soll, verhängt die zuständige Behörde eine Millionenbuße. Doch der Streit dauert an.

Outdoor, Indoor - am Flughafen: Surfen vor der Haustüre. Das Meer brauchen Surfer nicht mehr unbedingt. Vom Eisbach mitten in München hat sich die Welle in Deutschland und Europa ausgebreitet.

«Tourists go home»: In Spanien sorgen Anti-Urlauber-Demos für Aufsehen. Ohne die Probleme dort kleinreden zu wollen: Die meisten Touristen pro Kopf haben andere Urlaubsländer.