Geschäftliche Mobilität nimmt weiter zu

| Tourismus Tourismus

Der Verband Deutsches Reisemanagement (VDR) hat die neuesten Zahlen und Fakten der deutschen Geschäftsreisebranche veröffentlicht. Dabei spiegelt die aktuelle Ausgabe der VDR-Geschäftsreiseanalyse 2023 das Reiseverhalten deutscher Unternehmen und Organisationen des öffentlichen Sektors im Jahr 2022/23 wider. Die Analyse zeigt, weniger ist heute mehr! Das bedeutet für den Geschäftsreisesektor: Es wird seltener gereist, aber dafür mit einer längeren Aufenthaltsdauer von mehreren Tagen.

Tagesreisen ins Ausland aber auch innerdeutsch sind auch im Hinblick auf klimabewusstes Reisen nicht mehr zeitgemäß. Daher beträgt die Durchschnittsdauer der Geschäftsreise mittlerweile in allen Unternehmen zwei bis drei Tage. Die Zahlen belegen einen deutlichen Anstieg des Geschäftsreisevolumens. VDR-Vizepräsidentin Inge Pirner weist aber darauf hin, dass abzuwarten bleibt, wie sich politische Spannungsfelder und aktuelle Preisentwicklungen langfristig auf die Branche auswirken werden.

Anzahl der Geschäftsreisen steigt weiter

Nachdem die Auswirkungen der Pandemie die Reisebranche im Jahr 2020 quasi zum Erliegen gebracht hatten, kam es bereits 2021 zu einem Wiederanstieg der Geschäftsreisen. Dieser Aufwärtstrend konnte auch 2022 fortgesetzt werden. Hier zeigte sich zum einen ein gewisser Nachholbedarf infolge von Corona-Lockdown und weiteren Einschränkungen, zum anderen macht diese Entwicklung deutlich, dass Geschäftsreisen weiterhin notwendig für die deutsche Wirtschaft sind. Im Ergebnis kam es im Jahr 2022 im Vergleich zu 2021 zu einer Steigerung von 82 Prozent und damit insgesamt zu 75,1 Millionen Geschäftsreisen. Die Ausgaben verdoppelten sich zum Vorjahr auf 26,9 Milliarden Euro. Dass die Bedeutung des persönlichen Austauschs im Geschäftsleben wieder steigt, zeigte sich auch in der Anzahl der Business Traveller - so packten 8,4 Millionen im vergangenen Jahr ihre Koffer. Das sind 3 Millionen Personen mehr als im Vorjahr. Vor allem die größeren Unternehmen schickten wieder mehr Mitarbeitende auf Reisen: Hier hat sich der Anteil der Geschäftsreisenden im vergangenen Jahr sogar verdoppelt.

Wachstum mit Augenmaß

Auch wenn die aktuellen Werte immer noch weit entfernt sind von dem Vorkrisenniveau mit einem Spitzenwert von 13 Millionen Geschäftsreisenden im Jahr 2019, so zeigt sich der Trend zu einem veränderten Anspruch an Geschäftsreisen: Wachstum ist gewünscht, aber mit Augenmaß. Denn auch wenn die Unternehmen bei der Frage nach dauerhafter Reduktion des Geschäftsreisevolumens nicht mehr so häufig zustimmten wie in den vergangenen zwei Jahren, so bleibt die grundsätzliche Prognose bestehen, dass Geschäftsreisen dauerhaft auf einem niedrigeren Niveau bleiben werden als in den Rekordjahren. Das erwarten laut Analyse mehr als die Hälfte der Befragten. Denn an die Stelle von Lockdowns, Reiseverboten und Angebotsstreichungen sind die Energiekrise, Kostensteigerungen aber auch klimaschonendes Planen und Handeln getreten.

Bündelung der Business Trips

Ein Trend aus der letzten Geschäftsreiseanalyse zeichnet sich weiter ab. Um Reisekosten zu reduzieren - insbesondere die Transportkosten - setzten sich bei den Firmen vermehrt längere Business-Aufenthalte durch. Die Dauer der Geschäftsreisen betrug in allen Unternehmensgrößen im Durchschnitt 2,4 Tage. Am längsten waren Unternehmen mit über 1.500 Beschäftigten unterwegs. Bei ihnen dauerte bereits jede vierte Geschäftsreise sogar vier Tage und mehr - im Vorjahr war es noch jede fünfte. Im Jahr 2022 fanden durchgängig über alle Firmengrößen hinweg nur noch 45 Prozent der Reisen ohne Übernachtung statt. Im Vergleich dazu erreichte der Anteil der Tagesreisen bei den kleinen und mittelständischen Unternehmen im Jahr 2019 den Höchststand von 70 Prozent. Im Zuge einer längeren Reisedauer zeigt sich bei den Auslandsreisen ein deutlicher Aufschwung an Übernachtungen - diese haben sich im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt. Aber auch inländische Gastgeber konnten beinahe das Doppelte an dienstlichen Übernachtungen verzeichnen.

Geschäftsreiseziele im Wandel

Doch nicht nur das Reiseverhalten, sondern auch die Reiseziele der Business Traveller befinden sich im Wandel. So ist bei den befragten Unternehmen und Organisationen, die Auslandsreisen durchführen, die Bedeutung der Nachbarländer Schweiz und Österreich deutlich gestiegen. Zuletzt wurden die Reiseziele im Jahr 2015 abgefragt. Im Vergleich dazu ist die Veränderung bei den Zielländern ganz eindeutig: Die USA und China haben dabei im Geschäftsreise-Ranking ihre Vorrangstellung verloren. Chinas Abschottung während der Pandemie und auch die strengen Restriktionen für die Einreisen in die USA haben ihre Spuren hinterlassen. Ebenfalls einen Rückgang von Geschäftsreisen - insbesondere aus den größeren deutschen Unternehmen - hat das aus der EU ausgetretene Vereinigte Königreich zu verzeichnen. In der Bedeutung gestiegen ist Indien. Russland hingegen ist seit Beginn des Krieges aus dieser Statistik verschwunden.

Klimaschutz und Reisen

Im Rahmen der seit diesem Jahr gültigen EU-weiten "Corporate Sustainability Reporting Directive" werden in Zukunft mehr Unternehmen in die Pflicht genommen, stärker als bisher über nachhaltiges Handeln und Wirtschaften zu berichten. Die konkrete Umsetzung der Regel gilt aber erstmals für das Geschäftsjahr 2024. Das erklärt eventuell, dass ein Nachhaltigkeitsreporting bei 29 Prozent der Unternehmen mit über 500 Mitarbeitern immer noch "kein Thema" ist. Im Mittelstand dagegen kommt das Nachhaltigkeitsreporting im Mobilitätsbereich mit einem Anstieg von 31 auf 42 Prozent heute wesentlich öfter zum Einsatz als noch im Vorjahr.

Insgesamt ist der Anteil von Unternehmen, die sich aktiv für Nachhaltigkeit im Geschäftsreisebereich einsetzen, gestiegen. So wird heute vermehrt zuerst abgewogen, ob eine Geschäftsreise unbedingt notwendig ist. Daher hat sich die Reduktion der Reisetätigkeit bei nahezu allen Betrieben (90 Prozent) als bevorzugte klimaschonende Maßnahme durchgesetzt oder ist geplant. Der Wechsel von Flug zu Zug, der sich im ersten Pandemiejahr 2020 zum Teil gezwungenermaßen vollzogen hat, bleibt auch weiterhin mit 83 Prozent die zweitbeliebteste Maßnahme zur Förderung der Nachhaltigkeit.

Motivation für nachhaltige Geschäftsreisen

Einen kontinuierlichen Anstieg gibt es bei nachhaltigen Angeboten für Beschäftigte. Hierunter fallen beispielsweise Maßnahmen wie das JobRad oder das Jobticket. Mittlerweile setzen über 80 Prozent der Unternehmen klimaschonende Angebote ein oder planen es. Allerdings zeigt sich in der Praxis, dass eine Lücke zwischen dem Anspruch der Unternehmen und der Aktion bei den Reisenden besteht. Je größer der Betrieb ist, umso eher erwarten die Beschäftigten, dass ihr Unternehmen Flagge zeigt und Regelungen vorgibt. Liegt die Wahl aber bei den Reisenden, kann eine Incentivierung die Entscheidungen in Richtung Nachhaltigkeit lenken. "Wie unsere Ergebnisse zeigen, gibt es bereits entsprechende Ansätze, die Geschäftsreisenden zu nachhaltigem Handeln zu motivieren - beispielsweise mit Gutscheinen für Bioläden, Sport- und Freizeitaktivitäten oder auch Vergünstigungen bei der Nutzung von City-Bikes oder E-Rollern. Der Kreativität sind dabei wenig Grenzen gesetzt und gute Ideen sind gefragt. In diesem Sinne gilt es innovative und zielführende Konzepte zu kreieren, um in Zukunft den Einklang von notwendiger geschäftlicher Mobilität und dem Erreichen der Klimaziele in den Unternehmen weiter zu optimieren", kommentiert Inge Pirner die neuesten Ergebnisse der Geschäftsreisebranche.


Zurück

Vielleicht auch interessant

Der Umsatz der baden-württembergischen Tourismusbranche ist im vergangenen Jahr auf 25,9 Milliarden Euro gestiegen, teilte Wirtschaftsstaatssekretär Patrick Rapp (CDU) in Stuttgart mit. Das sei ein neuer Rekordwert.

Bei dem Vorfall im Europa-Park bei Rust haben die Fahrgäste insgesamt 40 Minuten in der Achterbahn «Blue Fire» ausgeharrt. Die Bahn war am Mittwoch vor dem ersten Anstieg seitlich geneigt stehen geblieben. Nicht das erste Mal gab es Probleme mit der Achterbahn «Blue Fire».

Dessau ist eher für Architektur-Fans als für die Massen ein Pflichtziel. Doch ein Trendguide fürs kommende Jahr empfiehlt die Bauhaus-Stadt jetzt dringend - neben etwa der Kulturhauptstadt Chemnitz und Wuppertal.

Übertourismus – definiert als das übermäßige Wachstum der Besucherzahlen in einem bestimmten Gebiet – hat unbestreitbar tiefgreifende Auswirkungen für alle Beteiligten. Der erste Overtourism-Index versucht eine objektive Annäherung an das Phänomen und misst den Grad der Gefährdung durch Übertourismus.

Nach wie vor verreisen die Deutschen am liebsten in den Sommermonaten. Genau wie im Vorjahr konnte das Reiseportal Urlaubsguru den Monat August als den abreisestärksten Monat der Sommersaison ausmachen.

Nackt am See oder am Ostseestrand: Insbesondere in DDR-Zeiten war der Anblick von nackten Menschen in Urlaubsregionen nichts Außergewöhnliches. Mehr als 30 Jahre nach der Wiedervereinigung spielt «FKK» zumindest in Brandenburg keine allzu große Rolle mehr.

Nach den Sommerferien ist vor den Herbstferien. Die gehen in den ersten Bundesländern schon Ende September los - viele haben bereits Reisen gebucht. Wer kurzfristig wegwill, ist am besten flexibel.

Auf dem Schiff gemütlich von Stadt zu Stadt, etwas Sightseeing und bummeln. Flusskreuzfahrten gehören im Sommer in Rheinland-Pfalz in vielen Städten zum Alltag. Doch nicht alle sind glücklich darüber.

Für viele ist der große Sommerurlaub vorbei. Das Finanztechnologie-Unternehmen SumUp zieht eine erste Bilanz: Wie lief die Hochsaison für die Händler? Welche Regionen profitieren dieses Jahr am meisten vom Tourismus und wofür gaben die Urlauber ihr Geld aus?

Der Trevi-Brunnen in Rom ist ständig überfüllt. Die Stadt erwägt nun eine Eintrittsgebühr für Touristen, um den Massentourismus einzudämmen. Wann sie kommen könnte, ist noch unklar.