Ist Südafrika noch sicher für Touristen?

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Safaris, Strände, atemberaubende Berge und faszinierende Kultur: Südafrika hat Urlaubern viel zu bieten. Dazu kommt ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis, angenehmes Wetter und Gastfreundschaft. Doch es gibt eine Schattenseite: eine hohe Kriminalitätsrate und viele Gewaltverbrechen. Seit mehreren Monaten laufen in Südafrika Gerichtsverfahren aufgrund zweier Vorfälle, deren Opfer Deutsche gewesen sind.

Vor einem Jahr endete der Urlaub eines 67-Jährigen aus Hessen tödlich. Er war mit drei weiteren Deutschen auf dem Weg zum berühmten Krüger-Nationalpark (Kruger National Park). Das Auto der Gruppe wurde kurz vor dem Numbi-Eingang überfallen. Die Täter erschossen den Mann aus Fulda, der den Wagen fuhr.

Wenige Monate später verschwand ein 22-Jähriger aus der Nähe von Cottbus spurlos während einer Wanderung in der Touristenmetropole Kapstadt. Der Mann gilt seit Mitte Februar als vermisst. Bergwacht, Polizei und von der Familie engagierte Privatdetektive suchten über Wochen verzweifelt - vergeblich. Fünf Verdächtige wurden des Raubüberfalls angeklagt, nachdem Gegenstände des Vermissten in ihrem Besitz gefunden wurden.

In beiden Fällen sitzen mutmaßliche Täter in Untersuchungshaft. In beiden Fällen zieht sich das Verfahren hin. Gerichtstermine werden immer wieder verschoben. Es fehlt an wichtigen Informationen, handfesten Beweisen. Das südafrikanische Justizsystem arbeitet langsam, auch wegen des schieren Volumens an Verfahren.

Beängstigend hohe Zahl an Morden und Vergewaltigungen

Die Kriminalstatistiken in dem 60-Millionen-Einwohner-Land sind erschreckend. Allein zwischen Juli und September 2022 wurden Regierungsangaben zufolge mehr als 7000 Menschen getötet – ausgegangen wird von einer wesentlich höheren Dunkelziffer.

Dementsprechend lang ist die Liste der Sicherheitshinweise des Auswärtigen Amts (AA) für Südafrika-Reisende: «Mit der deutlichen Zunahme des internationalen Tourismus in Südafrika nach Wegfall der Covid-19-bedingten Einschränkungen wächst die Wahrscheinlichkeit, dass auch Touristen wieder Opfer krimineller Handlungen im Land werden.» Reisende können demnach zufällig oder gezielt Opfer von Gewalttaten werden, darunter Raubüberfälle und Vergewaltigungen.

Hervorgehoben werden die beliebten Safari-Ziele Krüger-Nationalpark und Addo-Elefanten-Nationalpark. Die Tötung des Deutschen am Numbi-Eingang war nach Angaben des AA kein Einzelfall. In der Umgebung sei es öfter zu Überfällen auf Touristen gekommen.

Auch auf einer der Zufahrtsstraßen zum Addo-Elefantenpark müsse man sich vor Tätern hüten, die «Stich- oder Schusswaffen ohne Zögern einsetzen». Generell komme es in Südafrika häufiger zu Delikten wie weggerissene Handtaschen, Betrügereien am Geldautomaten, Diebstählen in Hotelzimmern, Einbrüchen und Fahrzeugentführungen.

Trend zu Pauschalreisen und Ansprechpartnern vor Ort

Maija de Rijk-Uys, die Geschäftsführerin des Anbieters Go2Africa, sieht einen Trend zu Pauschalreisen in Südafrika. Viele Gäste wollten mittlerweile direkt vom Flughafen abgeholt und auch täglich begleitet und gefahren werden. Das Interesse, das Land auf eigene Faust im Mietwagen zu erkunden, sinke. «Kunden, die große Bedenken haben, leiten wir nach Kenia oder Tansania um, wo Kriminalität kein großes Thema ist. Das sind aber Einzelfälle. Südafrika bleibt beliebt.»

Die Angriffe auf die beiden Deutschen haben dennoch Südafrikas Image beschädigt. «Wir Südafrikaner sind herzliche Menschen», sagt Themba Khumalo, Geschäftsführer von Südafrikas Tourismusverband. Übergriffe auf Touristen seien die Ausnahme, nicht die Regel, betont er.

Das Land bleibe ein sicheres Reiseziel, beteuerte auch die Tourismusministerin Patricia de Lille kürzlich zur Eröffnung der Sommersaison. Am 23. September war Frühlingsanfang auf der Südhalbkugel. De Lille räumte jedoch ein, dass es wegen der «bedauerlichen Vorfälle» mit Touristen berechtigte Bedenken gebe. Ihr Ministerium treibe Bemühungen für mehr Sicherheit «energisch voran».

Seit der Tötung des Deutschen am Numbi-Eingang gebe es in der Gegend Patrouillen «rund um die Uhr», sagte de Lille. Die Regierung werde außerdem noch in diesem Haushaltsjahr mehr als 2300 «Fremdenverkehrsbeobachter» einsetzen. Sie sollen wichtige Touristenattraktionen, Nationalparks und Flughäfen bewachen helfen.

Südafrika bleibt dennoch beliebtes Reiseziel

Die Beteuerungen der Regierung scheinen einen Effekt zu haben – denn die Besucher strömen. Im ersten Halbjahr 2023 reisten 4,8 Millionen internationale Besucher ein, davon mehr als 132 000 Deutsche. Dies sei ein 70-prozentiger Anstieg im Vergleich zum gleichen Zeitraum im Vorjahr, als es noch Einschränkungen wegen der Corona-Pandemie gab.

Dass Südafrika als Reiseziel boome, sagt auch Martha Gille, die deutsche Mitinhaberin des Reiseanbieters «Mein Kapstadt Urlaub»: «Wir sind so ausgebucht wie schon lange nicht mehr.» Aufgrund der Angriffe gegen die Deutschen habe sie keinen Buchungseinbruch verzeichnet. Fragen zur Sicherheit gebe es allerdings schon. «In acht von zehn Telefonaten schwingt das Thema mit», sagt Gille. Deshalb sei es vielen Reisenden wichtig, einen deutschen Ansprechpartner vor Ort zu haben, bei dem sie sich bei Fragen jederzeit melden könnten.

Im Anschluss an die Reise schwärmten ihre Kunden dann vor allem von der Freundlichkeit der Südafrikaner, erzählt Gille. Die erlebte Gastfreundschaft überstrahle das Risiko der Kriminalität. (dpa)


 

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