Kreuzfahrtbranche wieder auf Wachstumskurs

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Die ersten großen Pötte haben die norddeutschen Häfen schon besucht - im April beginnt nun die Hauptsaison für Kreuzfahrtschiffe. Dann werden die Terminals in Kiel, Hamburg, Rostock-Warnemünde, Bremerhaven und Wismar wieder regelmäßig angesteuert. Die Krise der Corona-Jahre hat die Branche überwunden, längst sehen sich große Reedereien wieder auf Wachstumskurs.

Von einem erfolgreichen Start und einem «sehr optimistischen» Ausblick auf 2024 spricht Felix Eichhorn, Präsident von Aida Cruises. «Das war die stärkste Hauptbuchungsphase in der Geschichte unseres Unternehmens.» Insbesondere im deutschen Markt gebe es Potenzial. «Das Wachstum wird aktuell nur limitiert von den zur Verfügung stehenden Kapazitäten.»

Kreuzfahrtbuchungen seien wieder auf dem Niveau von vor der Pandemie angekommen, sagt MSC-Cruises-Sprecher Dominik Gebhard. «Und wir sehen, dass die Buchungskurve wieder steigt.» Die «Mein-Schiff»-Flotte von Tui Cruises hat laut Geschäftsführerin Wybcke Meier im vergangenen Jahr 45 Prozent Neukunden verzeichnet. Die Buchungseingänge für 2024 lägen über denen von 2019.

Eine hohe Nachfrage machen Reedereien schon jetzt für 2025 aus. Die schnelle Rückkehr der Branche nach dem Corona-Tief begründet Gebhard mit dem Wunsch nach Familienzeit und gemeinsamen Erinnerungen: «In Zeiten wirtschaftlicher Ungewissheit neigen die Verbraucher dazu, dem Urlaub den Vorrang zu geben.» Auch der Deutsche Reiseverband hatte im März von einer gestiegenen Reiselust der Deutschen trotz Konjunkturflaute und Inflation berichtet. Mit einem Umsatzplus von 41 Prozent im Vergleich zu 2023 seien Kreuzfahrten «einer der Wachstumstreiber im Markt».

Millionen Kreuzfahrtpassagiere in deutschen Häfen erwartet

Gemeinsam erwarten die fünf großen deutschen Kreuzfahrtstädte für 2024 Passagierzahlen im siebenstelligen Bereich. Allein für Hamburg rechnet der Betreiber Cruise Gate Hamburg (CGH) mit 1,1 bis 1,3 Millionen Reisenden bei 270 Anläufen. Im Kieler Hafen soll bei 173 Anläufen rund eine Million Kreuzfahrtgäste ankommen, in Bremerhaven werden 101 Anläufe mit insgesamt rund 265 000 Passagieren erwartet. In allen drei Städten haben erste Kreuzfahrtschiffe bereits im Januar festgemacht.

In Mecklenburg-Vorpommern beginnt die Kreuzfahrtsaison erst später. Als erstes Schiff des Jahres wird die «AIDAmar» am 14. April Warnemünde anlaufen, bis Saisonende werden 147 Anläufe erwartet. Wismar plant mit zehn Anläufen und 5000 Passagieren. Den Start macht am 26. Mai die «Hanseatic Inspiration». 

Landstrom als Etappe für Nachhaltigkeitsziele

Energieverbrauch, Emissionen und Abfälle - Kreuzfahrten gelten nicht unbedingt als umweltfreundliche Art zu reisen. Hafenbetreiber und Reedereien wollen den Urlaub auf dem Großschiff nachhaltiger machen. Der Weltreederverband ICS hat Klimaneutralität bis 2050 als Ziel angegeben. Aida Cruises möchte schon bis 2040 bei «netto null» sein, Konkurrent Tui Cruises bis 2030 zumindest einige klimaneutrale Reisen anbieten.

Ein Faktor ist der Strombezug der Schiffe im Hafen. Ohne Landstromversorgung müssen die Schiffsmotoren dort weiterlaufen. Entscheidender Treiber sind aber nicht Häfen oder Reedereien: Die EU verlangt in allen wichtigen Häfen bis 2030 eine Landstromversorgung.

In Hamburg können Kreuzfahrtschiffe seit 2016 Landstrom am Terminal Altona beziehen, im Dezember ging eine neue Landstromanlage am Terminal Steinwerder in Betrieb. Für diese Saison plant der Betreiber CGH eine Landstromversorgung bei 180 von 270 Anläufen an beiden Terminals. Das für 2025 geplante neue Kreuzfahrtterminal in der Hafencity soll ebenfalls eine Anlage erhalten.

Die zweite Landstromanlage für Kreuzfahrtschiffe in Kiel wurde im Herbst 2023 am Ostuferhafen in Betrieb genommen, eine dritte soll 2025 folgen. Schon in dieser Saison sollen aber auch hier mehr als 50 Prozent der Schiffe von Land aus mit Ökostrom versorgt werden. «Wir merken in Kiel eine deutlich steigende Nachfrage nach Landstrom durch die Kreuzfahrtreedereien», sagt Seehafen-Geschäfsführer Dirk Claus.

Kritik an zu geringer Landstromnutzung - Reedereien wollen weiter umrüsten

Kritiker bemängeln, dass die Reedereien allein über die Stromnutzung entscheiden und längst nicht alle Kreuzfahrtschiffe fähig sind, Landstrom zu nutzen. In Warnemünde bezogen 2023 von 30 verschiedenen Kreuzfahrtschiffen lediglich 13 Schiffe bei 42 Anläufen Landstrom, an der Columbuskaje in Bremerhaven soll es überhaupt erst ab Herbst 2025 Landstrom für den Kreuzfahrtbereich geben. 

Die Reedereien benennen die Umrüstung der Flotten auf Landstromversorgung als Priorität. MSC hat nach eigenen Angaben bereits 59 Prozent seiner Schiffe entsprechend ausgebaut, bis Jahresende sollen es 72 Prozent sein. Außerdem werde in den Bau und Kauf eigener Terminals investiert, um diese entsprechend auszurüsten. Tui Cruises will die Kreuzfahrtflotte in den kommenden zwei Jahren von sechs auf neun Schiffe ausbauen. «Die drei neuen Schiffe der Mein Schiff Flotte können künftig in Häfen, die diesen anbieten, grünen Landstrom beziehen», sagt Meier. Zudem hätten fünf der sechs Schiffe der Bestandsflotte Landstromanschlüsse. 

Zukunftsthema Treibstoff

Eine entscheidende Rolle auf dem Weg zur «Netto-Null-Kreuzfahrt» spielt der Treibstoff: Bio-Kraftstoffe, Flüssiggas, Methanol - oder etwas ganz anderes? Bei den Neubauten bringen die Reedereien verschiedene Ideen auf den Weg. Die kommende «Mein Schiff 7» werde zunächst mit emissionsärmerem Marinediesel fahren, sagt Meier. Künftig könne das Schiff mit Methanol, perspektivisch auch grünem Methanol, angetrieben werden. Ein weiterer Neubau, der im Winter 2024/25 die Fahrt aufnehmen soll, wird laut Tui Cruises mit Flüssiggas (LNG) betrieben. 

Aida Cruises hat mit der «AIDAnova» und «AIDAcosma» bereits zwei LNG-Kreuzfahrtschiffe in Betrieb. MSC Cruises baut seine neuen Schiffe ebenfalls für den Betrieb mit Flüssiggas. Sie könnten außerdem für den Betrieb mit grünem Methanol nachgerüstet werden, sagt Sprecher Gebhard.

Klimaschützern geht das zu langsam. Die Umweltorganisation Nabu kritisierte zuletzt, dass die Emissionen der gesamten Branche zuletzt sogar weiter anstiegen. Beim Thema Landstrom nehme Deutschland aber eine positive Vorreiterrolle ein. (dpa)


 

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