Mafia verdient Milliarden im Tourismus

| Tourismus Tourismus

Die italienische Mafia infiltriert zunehmend den Tourismussektor und erzielt damit jährliche Einnahmen von geschätzten 3,3 Milliarden Euro. Laut einer aktuellen Studie des Instituts Demoskopika (PDF) entfällt fast die Hälfte dieser Summe auf den wirtschaftlich stärkeren Norden des Landes, während Organisationen wie die 'Ndrangheta, Camorra und Cosa Nostra ihre Kontrolle über den Sektor ausbauen.

Gefahr für Tausende Unternehmen

Rund 7.000 Tourismusbetriebe – etwa 14,2 Prozent des gesamten Sektors – gelten als besonders gefährdet, Opfer mafiöser Übernahmen zu werden. „Die italienische Tourismusbranche steht unter massivem Angriff“, erklärte Raffaele Rio, Präsident von Demoskopika. Finanzielle Schwierigkeiten, Schulden und Liquiditätsprobleme machen viele Unternehmen anfällig für das sogenannte „kriminelle Sozialhilfesystem“ der Mafia.

Die organisierte Kriminalität nutzt ihre enormen finanziellen Ressourcen, um in den Markt einzudringen, Schulden zu tilgen und Liquidität bereitzustellen – allerdings zu einem hohen Preis: der Kontrolle oder vollständigen Übernahme der Unternehmen. „Diese Machenschaften zerstören nicht nur einzelne Betriebe, sondern schaden der gesamten legalen Wirtschaft“, so Rio.

Großveranstaltungen als Risikofaktor

Internationale Großereignisse wie die Olympischen Winterspiele 2026 in Mailand und Cortina sowie das Heilige Jahr 2025 bieten zusätzliche Angriffsflächen für mafiöse Strukturen. Diese Veranstaltungen ziehen massive Investitionen und touristische Aktivitäten an, was die Begehrlichkeiten der organisierten Kriminalität verstärkt.

„Das aktuelle Umfeld – geprägt von wirtschaftlicher Unsicherheit und geopolitischen Spannungen – macht die Tourismusbranche besonders verwundbar“, so die Autoren der Studie. Die Mafia nutzt diese Schwäche, um Gelder zu waschen, Wucher zu betreiben und Unternehmer durch Erpressung unter Druck zu setzen.

Regionale Hotspots der Kriminalität

Die Analyse identifiziert neun Regionen mit einem besonders hohen Risiko für mafiöse Infiltration, darunter Campania, Lombardei und Latium. Besonders betroffen sind Hotels und Restaurants: Von den bislang 307 beschlagnahmten Betrieben befinden sich fast 60 Prozent in Gebieten mit starkem Einfluss der organisierten Kriminalität.

Die 'Ndrangheta dominiert das kriminelle Geschäft mit geschätzten Einnahmen von 1,65 Milliarden Euro, gefolgt von der Camorra mit 950 Millionen Euro. Zusammen kontrollieren diese beiden Organisationen mehr als drei Viertel des gesamten illegalen Umsatzes im Tourismus.

Appell an die Politik

Raffaele Rio fordert entschiedene Maßnahmen, um den Tourismussektor vor weiteren Schäden zu bewahren: „Die Rettung des Tourismus ist nicht nur eine wirtschaftliche Notwendigkeit, sondern auch ein strategisches Ziel, um die Rechtsstaatlichkeit und das internationale Ansehen Italiens zu sichern.“

Durch verstärkte Präventionsmaßnahmen und eine konsequente Strafverfolgung könnten die Versuche der Mafia, den Tourismussektor zu infiltrieren, eingedämmt werden. „Eine entschlossene Reaktion ist unerlässlich, um die Sicherheit der Unternehmen und die Glaubwürdigkeit des Landes zu schützen“, betont Rio abschließend.


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Das Reiseportal Urlaubsguru hat einen Trendreport für das kommende Jahr veröffentlicht: Thailand ist das Nummer 1 Fernreise-Trendziel für 2025, zwei Drittel aller Befragten trinken im Urlaub mehr Alkohol als zuhause.

Geschäftsreisende sind ein beliebtes Ziel für Hacker. 70 Prozent wurden bereits Opfer eines Cyber-Angriffs, 24 Prozent davon sogar mehrfach. Wer regelmäßig geschäftlich reist, ist sich der Bedrohung meist bewusst.

Das Consumer Choice Center hat seinen fünften jährlichen Europäischen Bahnhofsindex veröffentlicht. Die neueste Ausgabe beleuchtet die zahlreichen Herausforderungen, mit denen die Bahnhöfe in diesem Jahr konfrontiert waren.

Das Hotelzimmer gefällt nicht. Doch wann darf man ein Neues verlangen? Und wann gibt es nach der Reise sogar Geld zurück? Reiserechtler Prof. Ernst Führich erklärt anhand verschiedener Gerichtsentscheidungen, was bei Pauschalreisen gilt.

Der Deutsche Tourismusverband feiert in diesem Jahr ein Jubiläum: Seit 30 Jahren zeichnet der Verband Ferienhäuser und Ferienwohnungen mit Sternen aus und setzt damit Maßstäbe für Qualität und Transparenz im deutschen Tourismus.

Der Klimawandel macht sich in den französischen Alpen bemerkbar. Für Wintersport mangelt es immer öfter an Schnee. Zwei Orte schließen jetzt ihre Skistationen.

Das Vorhaben der Regierung sorgte für große Unruhe im Tourismussektor. Hoteliers befürchteten vor allem zu großen Aufwand beim Sammeln von noch mehr Daten ihrer Kunden. Jetzt kommt Entwarnung.

Sie ist groß, rot und nicht zu übersehen. Eine überdimensionale Wärmflasche soll Touristen in der kalten Jahreszeit am Strand erfreuen. Erst in Travemünde, dann in anderen Orten.

Name, Adresse, Ausweisnummer – das gehört beim Check-in in Spanien zur Routine. Ein neues Regierungsdekret sorgt nun jedoch für Unruhe, da es die Erfassung persönlicher Daten von Touristen erheblich ausweiten soll.

Am 3. Oktober feiert Deutschland den Tag der Deutschen Einheit, ein Jubiläum, das nicht nur die politische Wiedervereinigung Deutschlands markiert, sondern aufs Engste mit dem Reisen verknüpft ist.