Österreich hofft auf viele deutsche Arbeitskräfte für die Wintersaison

| Tourismus Tourismus

Die Tourismusbranche in Österreich setzt laut Experten in der kommenden Wintersaison wieder auf Tausende Arbeitskräfte auch aus Deutschland. Die Deutschen kämen, weil im Tourismus ein höheres Lohnniveau herrsche als in Deutschland, sagte der Chef des Arbeitsmarkt-Service (AMS) Österreich, Johannes Kopf, der Deutschen Presse-Agentur. «Ob ich von Ostdeutschland nach Bayern gehe oder nach Tirol, entscheidet auch das Geld.»

Trotzdem erwartet Kopf, dass nicht alle Stellen in den Ferienregionen besetzt werden können. Damit werde ein teils eingeschränktes Angebot bei manchen Hütten und Hotels einhergehen, so der Arbeitsmarkt-Experte.

In der vergangenen Wintersaison hätten rund 12 000 Menschen aus Deutschland eine Beschäftigung in Österreichs Hotels und Gaststätten gefunden. Insgesamt seien auf dem Arbeitsmarkt die Deutschen nicht mehr die größte Gruppe. Erstmals seit Jahrzehnten lägen sie mit 123 000 knapp hinter den Ungarn, von denen 126 000 in der Alpenrepublik beschäftigt seien, sagte Kopf.

In Österreich sei der international beklagte Arbeitskräftemangel weniger ausgeprägt, so der AMS-Chef. «Wir hatten in den vergangenen zehn Jahren eine überdurchschnittliche Zuwanderung von insgesamt rund 500 000 Menschen.» Zudem steige ab 2024 das Eintrittsalter von Frauen bei der Rente - und zwar schrittweise bis 2033 von aktuell 60 auf dann 65 Jahre wie bei den Männern. Das bringe 20 000 Arbeitskräfte im Jahr, die sonst vom Markt verschwunden wären, sagte Kopf.

Diese arbeitsmarktpolitisch sehr willkommene Maßnahme sei auch dem Umstand geschuldet, dass ein vor Jahrzehnten gefasster Beschluss über einen zwingenden Rentenabstand von fünf Jahren zwischen Männern und Frauen jetzt auslaufe.

Obwohl die Arbeitslosenquote in Österreich höher ist als in Deutschland - laut Eurostat lag sie im August in Österreich bei 5,3 Prozent, in Deutschland bei 3 Prozent – und auch hier große regionale Unterschiede bestehen, hält Kopf nicht viel von einer Verschärfung der Zumutbarkeitsregeln zum Beispiel nach deutschem Vorbild. Druck auf Arbeitslose, für einen neuen Job zum Beispiel in eine andere Stadt zu ziehen, hätte kaum Auswirkungen. «Sie können mit Zwang kein Wollen erzeugen.» Es sei auch zu fragen, ob die deutschen Arbeitsämter wirklich konsequent einen Umzug einforderten und andernfalls auch wirklich sanktionierten, so Kopf.

Der Konjunkturabschwung in Deutschland hinterlasse auch in Österreich deutliche Spuren, sagte der Arbeitsmarkt-Experte mit Blick auf die hohe Exportquote ins Nachbarland. «Wenn es Deutschland schlecht geht, geht es Österreich nie gut.» Allerdings erwarte er keine wirklich substanzielle Belastung des Arbeitsmarkts auf längere Zeit.

Als Trend sei die schleichende Arbeitszeitverkürzung auch in Österreich unübersehbar. So leisteten die aktuell rund vier Millionen Beschäftigten deutlich weniger Arbeitsstunden wie die 3,9 Millionen vor der Corona-Pandemie. «Ursache sind vor allem die Männer, die mehr Zeit für sich und die Familie wollen», sagte Kopf. (dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Auf Mallorca haben erneut Einheimische gegen den Massentourismus demonstriert. Rund hundert Menschen hatten den Strand des vor allem bei Deutschen beliebten Ballermanns symbolisch besetzt.

Der Tourismus hat in Berlin seit der Pandemie wieder deutlich angezogen. Wirtschaftssenatorin Giffey ist zufrieden. Für ihr Jahresziel muss die Entwicklung im zweiten Halbjahr so weitergehen.

Ob an der Küste, auf den Inseln oder im Harz. Wer in Niedersachsen Urlaub macht, muss oft einen Tourismusbeitrag zahlen. Je nach Urlaubsziel unterscheiden sich die Preise dabei merklich. Unterschiede gibt es auch darin, wie die Orte das Geld nutzen. 

Knapp zehn Wochen nach der Pleite des Reiseveranstalters FTI können betroffene Kunden bald mit einer Entschädigung rechnen. Der Deutsche Reisesicherungsfonds (DRSF), über den Pauschalreisen abgesichert sind, startet nun mit dem Erstattungsprozess.

Die Inflation macht auch vor dem Urlaub nicht halt. Im Gegenteil: Reisen und typische Ausgaben in den Ferien sind in Bayern zuletzt überdurchschnittlich gestiegen.

In Zusammenarbeit mit YouGov hat Urlaubsguru 1000 Eltern befragt, was ihnen im Familienurlaub am wichtigsten ist. Das Ergebnis zeigt, dass drei Dinge ihnen besonders am Herzen liegen.

Die Heinz Sielmann Stiftung und der Deutsche Wanderverband veranstalten wieder die bundesweite Publikumswahl zum „Naturwunder des Jahres“. Alle Menschen können ab heute online für ihr Naturwunder abstimmen.

Ein Streik am Strand? Doch, in Italien gibt es das tatsächlich. Mit einem «Sonnenschirm-Protest» machen die mächtigen Pächterfamilien der Privatbäder Front gegen Rom und die EU. Es geht um sehr viel Geld.

Surfen fast wie am Meer: Nahe dem Münchner Flughafen eröffnet am Wochenende nach zweijähriger Bauzeit ein Surfpark mit künstlichen Wellen. Den Betreibern zufolge ist es der größte Park dieser Art in Europa und der Einzige in Deutschland.

Der Deutsche Tourismuspreis startet am 3. September ins Finale: Bei einem öffentlichen Online-Pitch haben die zehn besten Bewerber die Möglichkeit, die Jury und das Online-Publikum von ihren Projekten zu überzeugen.