Eine neue Studie der European Travel Commission (ETC) zeigt, wie sich das Reiseverhalten der Europäer in diesem Frühjahr und Sommer verändert. Der Bericht „Monitoring Sentiment for Intra-European Travel“ Wave 21 zeigt, dass die Reisewilligen in ganz Europa längere Aufenthalte planen, mehr Geld ausgeben und ihre Reiseziele diversifizieren, auch wenn die Reiseabsicht insgesamt niedriger ist als im letzten Jahr (72 Prozent, minus 3 Prozent).
Zu den Ländern, in denen die Reiseabsicht am stärksten ist, gehören Polen (80 Prozent), das Vereinigte Königreich (79 Prozent), die Niederlande (75 Prozent), Spanien (75 Prozent) und Italien (73 Prozent). Die geringste Reiseabsicht haben dagegen die Franzosen (65 Prozent), Belgier (68 Prozent), Österreicher (69 Prozent), Schweizer (69 Prozent) und Deutschen (70 Prozent).
Das Reiseverhalten der Europäer verändert sich: Sie zeigen eine wachsende Vorliebe für ereignisorientierte Reisen und alternative Reiseziele. Traditionelle Mittelmeer-Hotspots verlieren leicht an Beliebtheit (-8 Prozent), während das Interesse an Osteuropa steigt (+3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr).
Miguel Sanz, Präsident von ETC, kommentierte die Ergebnisse mit den Worten:
Diese Ergebnisse bestätigen erneut, dass die Nachfrage nach Reisen in Europa ungebrochen ist. Trotz der anhaltenden globalen Unsicherheiten legen die Europäer weiterhin großen Wert auf sinnvolle Reiseerlebnisse. Ihre robuste Zuversicht - die sich in längeren Aufenthalten, höheren Ausgaben und der Bereitschaft zu weiteren Entdeckungen niederschlägt - signalisiert den starken Wunsch, Destinationen und Kulturen auf dem gesamten Kontinent wieder kennenzulernen. Dies stellt eine wertvolle Gelegenheit für Reiseziele und Unternehmen dar, die Besucherströme besser zu steuern und die Vorteile des Tourismus über die traditionellen Hotspots hinaus auszuweiten.
Reisen bleibt eine Ausgabepriorität für die Europäer
Trotz eines leichten Rückgangs der Reiseabsichten insgesamt zeigen sich die europäischen Reisenden zuversichtlich in Bezug auf ihre Reiseentscheidungen. Zwischen April und September 2025 planen 27 Prozent der Europäer drei oder mehr Reisen - ein bemerkenswerter Anstieg um 6 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Die Reisenden beabsichtigen auch, länger zu bleiben: 42 Prozent entscheiden sich für einen Urlaub mit 7 bis 12 Übernachtungen, was einem Anstieg von 11 Prozent gegenüber 2024 entspricht.
Steigende Reisebudgets zeigen, dass die Europäer dem Reisen bei ihren persönlichen Ausgaben weiterhin Priorität einräumen.Fast ein Drittel der Europäer (30 Prozent) plant, zwischen 1.501 Euro und 2.500 Euro pro Person und Reise auszugeben, ein Anstieg um 7 Prozent. Weitere 17 Prozent rechnen mit Ausgaben von mehr als 2 500 Euro.
Auch die finanziellen Bedenken lassen allmählich nach, obwohl sie nach wie vor das größte Reisehindernis darstellen.Die Besorgnis über steigende Reisekosten aufgrund der Inflation ist im Vergleich zum Vorjahr von 23 Prozent auf 17 Prozent gesunken, während die Besorgnis über die persönlichen Finanzen auf 14 Prozent zurückgegangen ist, was einem Rückgang von 3 Prozent entspricht.
Bei den Ausgabenprioritäten liegt in allen Altersgruppen die Unterkunft an der Spitze (27 Prozent), gefolgt von Essen und Trinken (20 Prozent) und Aktivitäten am Reiseziel (16 Prozent).Jüngere Reisende zwischen 18 und 24 Jahren neigen eher dazu, für Shopping (15 Prozent) und Luxuserlebnisse (11 Prozent) Geld auszugeben, während Reisende über 55 Jahren mehr Wert auf Komfort legen und mehr für Unterkunft (33 Prozent) und Essen (24 Prozent) ausgeben.
Anziehungskraft alternativer Reiseziele gewinnt an Boden
Süd- und Mittelmeereuropa ist nach wie vor die erste Wahl und wird in diesem Frühjahr und Sommer voraussichtlich 41 Prozent der europäischen Reisenden anziehen.Allerdings ist die Absicht, die Region zu besuchen, im Vergleich zum Vorjahr geringer, da einige Reisende alternative Ziele erkunden wollen.Insbesondere Länder wie Österreich, Bosnien und Herzegowina, Albanien, Belgien und Bulgarien verzeichnen einen bescheidenen Anstieg des Interesses von jeweils etwa 1 Prozent.
Innerhalb des gewählten Landes stehen etablierte Reiseziele wie Großstädte, touristische Dörfer und Ferienorte nach wie vor hoch im Kurs und ziehen 53 Prozent der Frühjahrs- und Sommerurlauber an.Daneben entscheiden sich 35 Prozent für weniger verbreitete Orte, und 13 Prozent beabsichtigen, abseits der ausgetretenen Pfade im Land ihrer Wahl zu reisen.
Reisende, die sich für weniger beliebte Orte entscheiden, bleiben in der Regel länger (38 Prozent planen Reisen von mehr als 10 Tagen, verglichen mit 21 Prozent derjenigen, die sich für traditionelle Ziele entscheiden) und geben mehr aus, wobei viele mehr als 2 500 Euro pro Reise einplanen.
Klimabewusstsein prägt Reiseentscheidungen
Das Klimabewusstsein beeinflusst zunehmend die Reiseentscheidungen. Immer mehr, nämlich 81 Prozent der Europäer, geben an, dass der Klimawandel ihre Reiseentscheidungen in irgendeiner Weise beeinflusst, das sind 7 Prozent mehr als im letzten Jahr.
Die Reisenden passen ihre Gewohnheiten entsprechend an: 17 Prozent verfolgen die Wettervorhersagen genauer, 15 Prozent suchen aktiv nach milderen Klimazonen, und 14 Prozent meiden Reiseziele, die zu extremer Hitze neigen. Dieses geschärfte Bewusstsein könnte einer der Faktoren sein, der das Interesse der Europäer an kühleren oder alternativen Regionen während der wärmeren Jahreszeit verstärkt.