Seit Jahren klagen britische Urlauber vermehrt über Übelkeit und Erbrechen während ihrer Reisezeit. Sie fordern anschließend Entschädigung vom Reiseveranstalter, indem sie einen Magen-Darm-Infekt als Grund angeben. Doch sind die britischen Mägen tatsächlich empfindlicher oder steckt dahinter eine perfide Masche?
Wie WELT berichtet, hat der britische „Forbes Advisor“ gemeinsam mit einem Vergleichsforum für Versicherungen die Top-Reiseziele aufgelistet, an denen britische Urlauber offenbar besonders oft erkranken. Gemäß „Forbes Holiday Sickness Index 2023“ sind beliebte Reiseziele von britischen Pauschalreisenden besonders häufig betroffen. Dazu gehören unter anderem Punta Cana in der Dominikanischen Republik, Sharm el-Sheikh und Hurghada in Ägypten sowie Bali in Indonesien. Auch im Mittelmeerraum, wie Benidorm in Spanien oder Mallorca und Menorca, häufen sich die Beschwerden.
Ob diese Vorfälle wirklich auf mangelnde Hygiene oder schlechtes Essen zurückzuführen sind, wie die Urlauber meist behaupten, ist unklar. Der britische Reiseverband Association of British Travel Agents weist allerdings laut WELT darauf hin, dass die Zahl derjenigen, die Schadenersatz wegen Krankheit beim Reiseveranstalter fordern, seit 2012 deutlich gestiegen ist. Damals trat die Erweiterung des britischen Verbraucherrechts für Pauschalreisen in Kraft, die es britischen Staatsbürgern ermöglicht, bis zu drei Jahre nach dem Urlaub eine Entschädigung einzufordern.
Aus dieser Entwicklung hat sich in Großbritannien eine profitable Industrie entwickelt, die im Auftrag von Verbrauchern Entschädigungsansprüche juristisch durchsetzt und dabei mindestens 25 Prozent Provision kassiert. Die Reiseveranstalter reagieren jedoch zunehmend mit Nachforschungen und bringen möglicherweise ungerechtfertigte Schadenersatzforderungen vor Gericht.
Dass dieser „Durchfall-Betrug“ auch schief gehen kann, bewiesen zahlreiche Fälle in der Vergangenheit. Reisende mussten teilweise hohe Geldstrafen zahlen, nachdem sie behauptet hatten, sich im Urlaub eine Magen-Darm-Erkrankung eingefangen zu haben. (Tageskarte berichtete) Beweise, wie positive Bewertungen in den sozialen Medien oder ausgelassene Urlaubs-Fotos, konnten die betrügerischen Absichten entlarven.