Sachsen-Anhalt zwischen Tourismusboom und Fachkräftemangel

| Tourismus Tourismus

«Echt schön. Sachsen-Anhalt» – mit diesem Motto präsentiert sich das Bundesland auf der Internationalen Tourismusbörse (ITB) in Berlin. Im Fokus stehen das 100. Jubiläum des Bauhauses Dessau sowie das 30-jährige Bestehen des Elberadwegs. «Klar ist, Sachsen-Anhalt hat alles, was das Herz von Reisenden höherschlagen lässt», sagte Wirtschaftsminister Sven Schulze auf der ITB. 

Doch nicht alles sei positiv. Die Ergebnisse der Bundestagswahl, bei der die AfD in Ostdeutschland stärkste Kraft wurde, seien «nicht immer die beste Werbung» für Ostdeutschland, erklärte der CDU-Politiker, ohne die Partei beim Namen zu nennen. 

Dies mache ihm Sorgen, so der Minister. Man sollte bedenken, inwiefern es Auswirkungen darauf haben könne, ob Menschen aus dem Ausland sich entscheiden, nach Sachsen-Anhalt zu reisen oder dort zu arbeiten. In Sachsen-Anhalt, wo der Landesverband vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuft wird, erreichte die AfD über 37 Prozent der Stimmen. 

Werbung im Ausland

Um dem Fachkräftemangel in der Tourismusbranche entgegenzuwirken, setzt das Land nicht nur auf inländische Arbeitskräfte, sondern wirbt verstärkt auch im Ausland. Besonders Vietnam spielt eine Rolle, wie Michael Schmidt, Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) Sachsen-Anhalt, erklärte. Ein Ausbildungsprojekt ermögliche es Bewerbern, bereits in Vietnam Sprachkurse zu absolvieren und das B2-Niveau zu erreichen, bevor sie nach Deutschland kommen.

Drittbestes Tourismusjahr innerhalb von zehn Jahren

Der Tourismus in Sachsen-Anhalt entwickelte sich 2024 positiv, es war das drittbeste Jahr seit 2014. «Die Nachfrage bleibt weiter auf hohem Niveau», sagte Schulze. Wie das Statistische Landesamt mitteilte, stieg die Zahl der Gästeankünfte mit 8,35 Millionen Übernachtungen und rund 3,4 Millionen Gästen in Beherbergungsbetrieben im Vergleich zum Vorjahr um knapp ein Prozent. Die Gäste blieben durchschnittlich 2,5 Tage im Land. Das bisherige Übernachtungshoch wurde 2019 mit 8,65 Millionen Übernachtungen erreicht. 

Nach Angaben der Statistiker punktete Sachsen-Anhalt als Reiseziel vor allem bei Gästen aus Deutschland. Ein leichter Rückgang von fast zwei Prozent bei den Ankünften und über vier Prozent bei den Übernachtungen wurde bei den internationalen Gästen verzeichnet. Die meisten von ihnen kamen aus den Niederlanden, Polen und Dänemark.

Campingplätze beliebt

Den höchsten Anstieg der Besucherzahlen im Vergleich zum Vorjahr verzeichneten Ferienhäuser und -wohnungen mit einem Plus von 9,5 Prozent. Auch Campingplätze erlebten 2024 einen Aufschwung: Rund 1,8 Prozent mehr Gäste entschieden sich für einen Campingplatz, die Übernachtungen stiegen um sechs Prozent. Verglichen mit 2019 verbuchten die Campingplätze mehr als ein Viertel mehr Gäste und mehr als die Hälfte mehr Übernachtungen. (dpa)


Zurück

Vielleicht auch interessant

Der Tourismus 2025 ist geprägt von einem tiefgreifenden Wertewandel. Dabei gilt: Erlebnis vor Erholung, Qualität vor Quantität. Während klassische Urlaubsformate an Bedeutung verlieren, setzen Reisende verstärkt auf sinnstiftende, hochwertige Erlebnisse, so eine aktuelle Mastercard-Analyse.

Hohe Gebühren und Steuern haben das Flugangebot zu deutschen Flughäfen verknappt. Weil weniger Flüge auch weniger Besucher bedeuten, verlangt die Branche ein politisches Signal.

Der Reiseveranstalter Dertour hat nach eigenen Angaben eine starke Wintersaison hinter sich. Der Branchenzweite verzeichnete ein Gästeplus von 31 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Von Januar bis März 2025 wurden weniger internationale Übernachtungen registriert als im Vorjahreszeitraum. Chancen für den deutschen Incoming-Tourismus sieht die DZT für die kommende Sommersaison vor allem im innereuropäischen Reiseverkehr.

In Zeiten von Übertourismus und Klimakrise will die dänische Hauptstadt ihre Gäste erneut zum nachhaltigeren Reisen animieren. Die Kampagne «CopenPay» wird auf einen längeren Zeitraum, mehr Angebote und mit einem Fokus auf Zugreisende ausgeweitet. 

Rund 1,2 Millionen Besucherinnen und Besucher aus aller Welt feierten vom 9. bis 11. Mai 2025 den 836. Geburtstag von Deutschlands größtem Hafen. Bei sonnigem Frühlingswetter wurde die von der Veranstalterin erwartete Besucherzahl übertroffen - Menschen aus Hamburg und aller Welt genossen drei Tage voller Musik, Begegnungen und maritimer Erlebnisse.

Wegen des Verdachts des Subventionsbetrugs geriet der Tourismusverband Mecklenburg-Vorpommern an den Rand des Ruins. Nun soll sich ein gesonderter Ausschuss im Landtag mit den Vorgängen befassen.

Eine neue Umfrage von Booking.com zeigt, dass das Bewusstsein für die sozialen und ökologischen Folgen des Reisens unter deutschen Urlauberinnen und Urlaubern weiter wächst.

Trotz Inflation und steigender Alltagskosten bleibt die Reiselust der Deutschen hoch. Etwa zwei Drittel der Befragten planen 2025 eine Reise von mindestens sieben Tagen. Damit bleibt das Niveau im Vergleich zum Vorjahr nahezu unverändert.

Sie sind Vielflieger? Dann kennen Sie das Drama: Koffer gepackt, alles im Zeitplan, und zack – die Durchsage am Gate: „Ihr Flug verspätet sich.“ Na super. Aber jetzt kommt der gute Teil: In vielen Fällen steht Ihnen bares Geld zu – und zwar ganz offiziell! Klingt gut, oder? Der Haken: Die Regeln sind nicht ganz ohne. Aber keine Sorge – wir bringen Ordnung ins Chaos der EU-Fluggastrechte. Lesen Sie weiter, denn wer viel fliegt, kann hier richtig abräumen.