Touristenmagnet Galeries Lafayette in Berlin vor der Schließung - Wie geht es weiter?

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Über den Regalen und Vitrinen glänzen noch die Logos der Luxusmarken, deren Produkte hier einst standen: Ralph Lauren, Chanel, Lacoste. Doch kaufen kann man sie nicht mehr. Wenige Tage vor der Schließung des französischen Warenhauses Galeries Lafayette auf der Friedrichstraße steht der größte Teil der Fläche bereits leer. 

Ein ähnliches Bild zeigt sich im Untergeschoss, der Feinkost- und Lebensmittelabteilung. Die teuren Champagner und Weine, die gut duftenden Teesorten: Fast alles weg. Lediglich in der Fischabteilung ist die Auslage noch gut gefüllt. An den Restauranttischen verzehren Gäste die letzten Doraden-Gerichte, die hier serviert werden.

Touristenmagnet auf der Friedrichstraße

Fast 29 Jahre alt ist die Galeries Lafayette in ihrem imposanten Glasbau geworden, wenn sie am 31. Juli zum letzten Mal die Türen öffnen wird. Dann ist Schluss. Von einem Traditionskaufhaus lässt sich wohl noch nicht sprechen. Das KaDeWe in der Tauentzienstraße in Berlin-Charlottenburg gibt es immerhin seit fast 120 Jahren. Doch ein Touristenmagnet und zentraler Anlaufpunkt auf der Friedrichstraße war die Galeries allemal.

«Die politische und die emotionale Relevanz liegt deutlich über der Marktrelevanz», sagt der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Berlin-Brandenburg, Nils Busch-Petersen. «Schließlich war die Galeries Lafayette auch immer eine besondere Quelle französischer Lebensart und Kultur in Berlin.»

Hunderte standen zur Eröffnung Schlange

Die Kaufhauskette zog im Februar 1996 in den vom französischen Stararchitekten Jean Nouvel entworfenen Glaspalast. In den 90er Jahren sei das auch ein Aufbruchsignal für die Hauptstadt gewesen, betont Busch-Petersen. «Damals blickte kaum jemand nach Berlin, und dann setzt da die Galeries Lafayette ihre erste Auslandsdependance überhaupt hin.» 

Hunderte Menschen standen bei der Eröffnung Schlange. Es war der erste und bis heute einzige Standort der französischen Warenhauskette in Deutschland. Auf 8000 Quadratmetern lockten exklusive Mode und Spitzengastronomie aus dem Nachbarland. 

Doch wie andere Kaufhausketten geriet die Galeries in den vergangenen Jahren wirtschaftlich ins Schlingern. Die Schließung sei «eine Folge der sich veränderten Konsumgewohnheiten in Deutschland und der erheblichen Veränderungen auf dem Einzelhandelsmarkt der Stadt», teilte das Unternehmen im Oktober 2023 mit, als es das Ende verkündete. 

Von den einst 190 Beschäftigten sollen am letzten Arbeitstag am 31. Juli noch 150 tätig sein, teilte ein Sprecher mit. Mit den Arbeitnehmervertretungen sei ein Interessenausgleich und Sozialplan vereinbart worden, der die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter «bestmöglich» unterstützen soll. 

Galeries Lafayette auch in Frankreich mit Problemen

Die Warenhauskette geriet auch in ihrem Heimatland zeitweise in schwieriges Fahrwasser. Neben dem Hauptgeschäft im Zentrum von Paris, den Galeries Lafayette Haussmann, wo die Warenhauskette 1894 ihren Ursprung nahm, gibt es in Frankreich 56 weitere Lafayette-Kaufhäuser, von denen 30 als Franchise-Unternehmen betrieben werden. 

Wegen finanzieller Probleme waren 26 dieser Kaufhäuser in mittelgroßen Städten zuletzt von der Schließung bedroht. Im März gab es grünes Licht für einen Rettungsplan, mit dem die Groupe Lafayette dem Franchise-Nehmer und Eigentümer dieser Häuser 70 Prozent seiner Millionenschulden erließ, im Gegenzug zu zugesagten Investitionen in die Häuser.

Bürgermeister gegen Schließungspläne 

Die Bürgermeister betroffener Städte waren Sturm gelaufen gegen die Schließungspläne, da die Warenhäuser ähnlich wie etwa die Kaufhof-Filialen in Deutschland eine prägende Rolle im Stadtbild und für den örtlichen Handel haben. 

Wie in Deutschland mussten auch in Frankreich in der letzten Zeit etliche Bekleidungsketten Insolvenz anmelden, mit dem Problem von Leerständen gerade in mittelgroßen Zentren. Die Immobiliengesellschaft der Galeries Lafayette investiert unterdessen in die Struktur und Architektur der Kaufhäuser in größeren Städten wie Marseille oder Paris. Das Ziel ist, die in die Jahre gekommenen Kaufhäuser zu echten Freizeitzielen zu machen.

Hitzige Diskussion um Nachnutzung

Wie es in Berlin mit dem Standort weitergeht, ist hingegen ungewiss. Seit fast einem Jahr wird vor allem ein Vorschlag heiß diskutiert: Kultursenator Joe Chialo (CDU) will die Berliner Zentral- und Landesbibliothek (ZLB) in die Friedrichstraße bringen. Für die Institution, die an ihren beiden Standorten in Mitte und Kreuzberg dringenden Sanierungsbedarf hat, wird seit Jahren ein neuer Platz gesucht. 

Das Projekt sei nicht einfach nur «nice to have», sagte Chialo kürzlich. «Ich erachte das für die Zukunft Berlins als eines der wichtigsten Projekte, die wir haben.» Schließlich rede man über die Kulturinstitution mit den meisten Besuchern in der Stadt. Allerdings sind noch viele Fragen völlig unklar - etwa, wie das Projekt überhaupt finanziert werden soll. Im Doppelhaushalt 2024/2025 sind zumindest keine entsprechenden Mittel vorgesehen.

Gebäudeeigentümer: Verfolgen mehrere Optionen zur Nachnutzung

Ein erstes Kaufpreisangebot für den Gebäudekomplex hatte Chialo 2023 auf rund 589 Millionen Euro beziffert. Die Summe setze sich aus dem Grundstückswert, dem Gebäudewert und der Finanzierung zusammen. Mittlerweile liege man in den Verhandlungen mit dem Gebäudeeigentümer aber «auf jeden Fall drunter», sagte er - ohne Details zu nennen.

Auch Büroräume sind in dem Gebäude theoretisch denkbar. Welche Variante und ob sich überhaupt eine durchsetzen wird, ist noch völlig offen. «Wir verfolgen verschiedene Optionen, von denen eine die Nutzung als Bibliothek ist», teilte ein Sprecher der Eigentümergesellschaft auf Anfrage lediglich mit. Zur kurzfristigen Weiternutzung des Standorts äußerte er sich nicht. 

Klar ist: Der Auszug von Lafayette macht auch den umliegenden Händlern auf der Friedrichstraße zu schaffen. Die Vorsitzende des Dussmann-Stiftungsrates, Catherine von Fürstenberg-Dussmann, sagte im Mai: «Unser Kulturkaufhaus und die Galeries Lafayette waren am Anfang die Anker in dieser Straße. Bald sind wir der einzige Anker.» (dpa)


 

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