Die Reisefreiheit innerhalb der EU soll schrittweise zurückkehren. Die Bundesregierung macht Hoffnung, dass der Sommerurlaub im Ausland doch noch klappen könnte. Außenminister Heiko Maas (SPD) zeigte sich zuletzt zuversichtlich, die bestehende Reisewarnung zumindest für die EU nach dem 14. Juni wieder aufheben zu können. Bei den Grenzöffnungen müssen sich die Staaten noch untereinander abstimmen. Die Vorbereitungen zum Neustart des Tourismus laufen vielerorts an.
Ein Überblick:
ÖSTERREICH: Vieles spricht dafür, dass Urlauber ab Mitte Juni in die Alpenrepublik reisen dürfen. Hotels und Beherbergungsbetriebe in Österreich können ab 29. Mai wieder öffnen - und es gelten dann auch nur kleine Einschränkungen. So wird etwa innerhalb einer Reisegruppe kein Sicherheitsabstand verlangt, Buffets sind mit besonderen hygienischen Vorkehrungen erlaubt, auch die hoteleigenen Wellness-Einrichtungen dürfen genutzt werden. Um die Sicherheit der Gäste gewährleisten zu können, hat Österreichs Regierung einen Test-Marathon angekündigt. Ab Anfang Juli sollen Kapazitäten für bis zu 65 000 Tests pro Woche für Hotellerie-Mitarbeiter zur Verfügung stehen. Deutsche sind die mit Abstand wichtigste Gästegruppe für den österreichischen Tourismus. Sie treffen auf ein Land mit derzeit sehr niedrigen Corona-Zahlen.
ITALIEN: Vom 3. Juni an soll die Einreise von Urlaubern aus dem Ausland wieder erlaubt werden. Im Land nehmen die Flug- und Zugverbindungen bereits jetzt allmählich zu. Und ab Juni soll man innerhalb Italiens wieder frei reisen dürfen. Regionen wie Südtirol, wo die Hotels schon ab Ende Mai öffnen, buhlen um deutsche Touristen. Städte wie Rom und Venedig sowie die Inseln und Küstengebiete betonen ebenfalls, sie seien sichere Reiseziele. Italien hat Angst, abgehängt zu werden und deutsche Gäste an andere Ziele zu verlieren. Doch die Grenze zu Österreich ist noch dicht. In jedem Fall sollen überall Abstandsregeln gelten, Sonnenschirme am Strand weit genug voneinander weg stehen. Ein geregelter Zugang zu Strandbädern sollen verhindern, dass Menschen zu dicht aneinander in der Sonne liegen. Buffets in Hotels sind verboten. Desinfektionsmittel müssen überall bereit stehen.
SCHWEIZ: Auch die Grenzen zur Schweiz sollen am 15. Juni wieder öffnen, Beschränkungen der Bewegungsfreiheit im Land gibt es nicht. Viele Hotels hatten nie geschlossen. Geschäfte sind auch wieder auf, ebenso Restaurants, wo allerdings nicht mehr als vier Gäste am Tisch sitzen sollen und zwischen den Tischen Abstand gehalten werden muss. Veranstaltungen wie das große Festival der klassischen Musik in Luzern und das Jazz-Festival in Montreux wurden allerdings abgesagt. Die Zahl der Neuansteckungen ist seit April sehr gering.
FRANKREICH: Nach der Vorstellung der Regierung sollen die Franzosen diesen Sommer vor allem heimische Touristenziele anpeilen. Bis Ende Juni soll ein Großteil der Touristenziele wieder geöffnet werden. Einige Strände sind bereits wieder zugänglich. Die Regierung will in der kommenden Woche einen Ausblick zu den weiteren Entwicklungen geben. Große Museen wie der Louvre in Paris hoffen, Mitte Juli wieder aufmachen zu können. Kleinere Museen dürfen schon wieder Besucher empfangen. Cafés und Restaurants in Frankreich könnten ab dem 2. Juni in den Regionen wieder öffnen, in denen das Virus weniger verbreitet ist.
SPANIEN: Einen Spanien-Urlaub sollten Deutsche und Sonnenhungrige anderer Länder für den Frühsommer noch nicht buchen. Die Regierung in Madrid bekräftigte, dass man frühestens ab Ende Juni mit einer weitgehenden Grenzöffnung für Touristen rechnen könne. Selbst den Spaniern werde es bis dahin verboten bleiben, in andere Regionen des Landes zu reisen. Mallorca und andere Urlaubsinseln können aber darauf hoffen, vielleicht doch ein wenig früher eine beschränkte Zahl von in- und ausländischen Besuchern empfangen zu dürfen. Es gebe eine Arbeitsgruppe, die über ein solches Pilotprojekt spreche, mit dem man erste Erfahrungen sammeln wolle, hieß es aus der Regierung. Menschen, die trotz geschlossener Grenzen einreisen dürfen, weil sie in Spanien eine Erstwohnung haben oder eine Arbeitsstelle antreten, müssen bis auf weiteres zwei Wochen in Quarantäne.
PORTUGAL: Das Land will sich schrittweise wieder für ausländischen Tourismus öffnen. Der Hotelverband AHP teilte zuletzt mit, dass Mitte Juli die meisten Hotels wieder offen sein könnten. Die Tourismusbehörde will zudem mit einem neuen Hygiene-Siegel unter dem Motto «Clean & Safe» Vertrauen aufbauen. Tourismuseinrichtungen können sich kostenlos darum bewerben. Die Einhaltung der Bestimmungen soll regelmäßig überprüft werden. Dank einer frühen Reaktion und strikter Maßnahmen war das Land am Atlantik viel weniger von Covid-19 betroffen als etwa Spanien. Portugal ist stark vom Tourismus abhängig, der etwa 15 Prozent der Wirtschaftsleistung ausmacht. 2019 verbuchten die Feriengebiete 27 Millionen Gäste.
GRIECHENLAND: Der Tourismus wird vorsichtig neu in Gang gesetzt. Ab 15. Juni landen die internationalen Linienflüge zunächst nur am Flughafen Athen. Griechenland will in den nächsten Tagen die Länder bekanntgeben, deren Bürger ab 15. Juni nach Ankunft nicht unter Quarantäne gestellt werden. Deutschland, die baltischen Staaten, Israel, Zypern und einige Balkanstaaten werden unter diesen Staaten sein, sagte der griechische Tourismusminister Charis Theocharis am vorigen Dienstag. Ab 1. Juli werde es dann auch Flüge aus dem Ausland zu den griechischen Inseln und anderen Ferienregionen Griechenlands geben. Der Tourismus ist sehr wichtig für das Land, das seine große Wirtschaftskrise erst 2018 hinter sich gelassen hatte. Zuletzt kamen im Jahr 33 Millionen Touristen. Griechenland weist eine der niedrigsten Sterberaten in Zusammenhang mit dem Coronavirus auf.
NIEDERLANDE: Der Holland-Urlaub wird wieder möglich. Schon jetzt öffnen stufenweise Bungalowparks ihre Tore, und es werden auch wieder Ferienwohnungen vermietet. Ab dem 1. Juli sollen dann alle Campingplätze und Ferienparks wieder ganz geöffnet werden. Bisher galt das nur eingeschränkt. So mussten etwa auf Campingplätzen Duschen und WCs geschlossen bleiben. Die sanitären Einrichtungen werden ab 1. Juli auch an Stränden und in Naturparks wieder geöffnet. Museen dürfen ab 1. Juni wieder Besucher empfangen - vorausgesetzt, sie melden sich vorher online an. Restaurants, Cafés, Strandpavillons und Kneipen dürfen jeweils maximal 30 Gäste bewirten. Ab Juli sind dann bis zu 100 Gäste erlaubt.
BELGIEN: Belgien tastet sich vorsichtig aus den Corona-Einschränkungen - kontrolliert aber nach wie vor seine Grenzen. Dies gilt auch für die Grenzübergänge zur deutschsprachigen Gemeinschaft im Osten des Landes. Alle nicht zwingend notwendigen Einreisen in das Land sind verboten, gleiches gilt für Reisen ins Ausland. Vor allem in Ostbelgien ist der Unmut darüber groß. Die Maßnahmen waren im März bis zum 8. Juni angekündigt worden. Gelockert werden sollen sie nur in Absprache mit dem jeweiligen Nachbarland und, wenn die Virus-Situation auf beiden Seiten der Grenze vergleichbar ist. Bei Touristen sind sowohl die Nordseestrände im Norden des Königreichs als auch die belgische Hauptstadt Brüssel mit den EU-Institutionen und die Wallonie mit den Ardennen beliebt.
DÄNEMARK: Als eines der ersten Länder Europas hatte Dänemark im Kampf gegen Corona am 14. März seine Grenzen dichtgemacht. Touristen und andere Ausländer ohne konkreten Einreisegrund kommen seitdem nicht mehr ins Land. Das warf nicht nur die Reisepläne deutscher Frühjahrsurlauber über den Haufen, sondern auch die Finanzen der dänischen Ferienhausbetreiber, deren Gäste großteils aus Deutschland stammen. Wer aber eine Sommerreise nach Kopenhagen oder an die dänische Küste plant, für den besteht Hoffnung: Regierungschefin Mette Frederiksen hat sich zuletzt offen für die Möglichkeit gezeigt, Touristen bald ins Land zu lassen. Spätestens am 29. Mai will die dänische Regierung nun einen Plan «für eine kontrollierte und schrittweise Wiedereröffnung des Sommertourismus» präsentieren. Wer als Deutscher ein Sommerhaus in Dänemark besitzt oder seinen Partner in dem Land besuchen will, der darf bereits ab dem 25. Mai wieder einreisen.
SCHWEDEN: Von den dänischen Entwicklungen dürften auch die Reisen vieler Schweden-Urlauber abhängen. Denn wer beispielsweise mit dem Auto nach Schweden reisen möchte, der fährt in der Regel über Dänemark. Eine Alternative kann die Anreise per Fähre etwa von Kiel, Rostock oder Travemünde sein, die Strecken werden weiterhin befahren. Flüge aus Deutschland in Richtung Stockholm oder Göteborg gibt es momentan kaum und wenn, dann lediglich ab Frankfurt. Darüber hinaus besteht in Schweden bis vorläufig zum 15. Juni ein Einreiseverbot - dies gilt jedoch nicht für Länder der EU und der Europäischen Freihandelszone.
NORWEGEN: Mit einem Sommerurlaub in den norwegischen Fjorden dürfte es nach jetzigem Stand schwierig werden. Die norwegischen Grenzen sind für Ausländer ohne konkreten Grund seit über zwei Monaten dicht. Norweger dürfen in ihre Heimat zurückkehren, müssen dann aber zunächst für zehn Tage in Quarantäne. Erst Mitte Mai hatte die Regierung mitgeteilt, dass Norwegen-Urlauber damit rechnen müssten, dass das Einreiseverbot bis zum 20. August bestehen bleibt. Bis zum 20. Juli will man sich in Oslo jedoch anschauen, ob man die Grenzen für Reisende aus «einzelnen anderen naheliegenden europäischen Ländern» öffnen könnte. Der Status für deutsche Urlauber ist also: Abwarten.
ISLAND: Die stark vom Tourismus abhängige Insel im Nordatlantik plant, ihre Beschränkungen für internationale Reisende bis zum 15. Juni zu lockern. Bislang muss jeder für zwei Wochen in Quarantäne, der nach Island kommt. Dazu will die isländische Regierung bald aber eine Alternative anbieten: Island-Urlaubern soll künftig bei der Ankunft statt Quarantäne auch die Möglichkeit gegeben werden, sich sofort auf das Coronavirus testen zu lassen. Ein Entschluss dazu soll Ende Mai stehen. Geplant ist zudem, dass Touristen eine Tracing-App herunterladen und gebrauchen müssen, mit der Infektionsketten besser verfolgt werden können.
TÜRKEI: Die Türkei lockert schrittweise die Corona-Maßnahmen und bereitet sich auf eine Öffnung für den Tourismus vor. Ende Mai will das Land den inländischen Reiseverkehr aufnehmen, im Juni hofft es auf internationale Urlauber. Für Hotels und Restaurants sollen strenge Corona-Auflagen gelten. Es müssen etwa Abstands- und Hygieneregeln eingehalten werden, das Personal soll eine Pandemie-Ausbildung erhalten. Nach der Öffnung für internationale Flüge sollen an den Grenzübergängen, etwa am Flughafen Antalya, Corona-Tests vorgenommen werden. Die halbstaatliche Fluggesellschaft Turkish Airlines hatte ihren Flugstopp für internationale Flüge zuletzt bis zum 1. Juni verlängert.
ZYPERN: Nikosia führt zurzeit Verhandlungen mit Israel und Griechenland über eine baldige Wiederaufnahme der Flüge für Urlauber. Bei einer Einigung können Israelis und Griechen nach Zypern fliegen, ohne anschließend 14 Tage lang in Quarantäne bleiben zu müssen. Die größere Frage bleibt jedoch, welche Regelungen für die Länder gelten, aus denen die meisten Touristen stammen: Großbritannien und Deutschland. Denn der quarantänefreie Rückflug muss auch gesichert sein, heißt es aus Regierungskreisen. Mehr als 25 Prozent der Wirtschaft Zyperns ist mit dem Tourismus verbunden.
KROATIEN: Das stark vom Tourismus abhängige Land an der Adria mit seiner langen, buchtenreichen Küste und den vielen Inseln dringt energisch auf eine Öffnung der europäischen Grenzen. Es geht mit eigenem Beispiel voran: Seit 9. Mai dürfen Ausländer, die eine Unterkunftsbuchung vorweisen können, ohne Corona-Test und ohne Quarantäne-Auflagen einreisen. Dasselbe gilt für Ausländer, die geschäftlich unterwegs sind, zu einem Begräbnis reisen oder eine Immobilie oder ein Boot in Kroatien besitzen. Die Behörden arbeiten zudem an neuen Regeln, die zu große Menschenansammlungen an den Stränden verhindern sollen.
SLOWENIEN: Das kleine EU-Land zwischen Alpen und Adria will EU-Bürgern bis zum 1. Juni die Einreise ohne Corona-Tests und Quarantäne-Auflagen ermöglichen. Vor allem für Urlauber aus Deutschland, die mit dem eigenen Wagen nach Kroatien fahren wollen, wäre das eine große Erleichterung, denn ihr Urlaubsziel ist praktisch nur über Slowenien erreichbar. Das Land verfügt selbst über einen 46 Kilometer langen Abschnitt an der Adria mit gut ausgebauter touristischer Infrastruktur. Hotels mit weniger als 30 Zimmern dürfen seit dem 18. Mai wieder öffnen. Für größere Bettenburgen gibt es diesbezüglich noch keine Entscheidung. Für den Strandbetrieb gelten noch Einschränkungen: Man darf zwar schwimmen und surfen, nicht aber am Strand in der Sonne liegen.
TSCHECHIEN: Einen festen Fahrplan für die Wiederbelebung des Tourismusgeschäfts gibt es noch nicht, aber es laufen intensive Verhandlungen mit den Nachbarstaaten. Ministerpräsident Andrej Babis hat eine Kehrtwende vollzogen und sagt nun, es wäre prima, wenn die Grenzen zu Deutschland und Österreich schon Mitte Juni öffnen könnten. Deutsche machen traditionell die größte Gruppe unter den ausländischen Touristen aus - 2019 wurden mehr als zwei Millionen Übernachtungsgäste aus der Bundesrepublik gezählt. Die Prager Altstadt, normalerweise ein Magnet für Menschen aus aller Welt, ist derzeit noch fast menschenleer. In einigen Hostels und Hotels der Moldau-Metropole finden Obdachlose eine vorübergehende Bleibe. Wenn die Grenzen wieder öffnen, treffen Reisende auf ein Land, das vom Coronavirus weitgehend verschont geblieben ist.
BULGARIEN: Das Urlaubsland am Schwarzen Meer rüstet sich für eine Sommersaison unter Corona-Auflagen. An den langen Badestränden stehen die Liegestühle bereits in großen Abständen. Dosierspender mit Desinfektionsmitteln sollen zum Standard gehören. Die Hotels können bereits heimische Touristen aufnehmen. Bulgarien vereinbarte mit Griechenland und Serbien bereits die Öffnung der gemeinsamen Grenzen für den Straßenverkehr: ab 1. Juni soll es für Reisende keine verpflichtende 14-tägige Quarantäne wegen des Coronavirus mehr geben. Doch Bulgariens Fremdenverkehr hängt zum großen Teil von Auslandsflügen ab, über die es noch keine Klarheit gibt.
POLEN: Das Land hält bis zum 12. Juni an Kontrollen an den Grenzen zu anderen EU-Ländern fest. Ausländer dürfen nicht rein. Bisher gelten Ausnahmen für Menschen mit Daueraufenthaltsgenehmigung, für Lastwagenfahrer und Diplomaten. Seit dem 4. Mai sind Hotels und Einkaufszentren wieder geöffnet. Auch Restaurants und Cafés dürfen wieder öffnen.
ÄGYPTEN: Nicht Europa, doch ein beliebtes Reiseziel von Europäern. Unklar ist, wann an Ferienorten wie Hurghada und Scharm el Scheich wieder Normalität einkehrt. Hotels dürfen für einheimische Urlauber bei 25 Prozent Belegung inzwischen aber wieder öffnen und ab 1. Juni bei 50 Prozent Belegung. Die Betreiber müssen unter anderem Desinfektionsmittel am Eingang bereitstellen und das Gepäck der Gäste bei Ankunft und Abreise desinfizieren. Gutachter prüfen diese Zustände und stellen ein Zertifikat aus, um das sich bisher rund 170 Hotels bewarben. Am Flughafen in Kairo sollen neue Wärmebildkameras außerdem prüfen, ob Reisende Fieber haben. Für Urlauber aus dem Ausland sind die Grenzen aber nach wie vor dicht. (dpa)