«Volle Breitseite»: Tourismus in Baden-Württemberg bricht massiv ein

| Tourismus Tourismus

Ein «massiver Einbruch von bisher nicht da gewesener Wucht» - so bezeichnen die sonst eher zurückhaltenden Fachleute des Statistischen Landesamtes die aktuellen Tourismuszahlen im Südwesten. Die Gästeankünfte und die Übernachtungen sind wegen der Corona-Pandemie massiv eingebrochen. Die Gästezahlen gingen im ersten Quartal des Jahres um 800 000 Besucher, sprich um 20 Prozent zurück, wie das Amt am Freitag mitteilte. Die Zahl der Übernachtungen sank um 16 Prozent - das bedeutet, dass es 1,6 Millionen Übernachtungen weniger gab als im Vorjahreszeitraum.

Der massive Rückgang sei «eine volle Breitseite» für den Tourismus im Land, kommentierte Tourismusminister Guido Wolf (CDU) die Zahlen. «Nach weiteren Rekordwerten im Januar und Februar kam es im März wegen der Corona-Pandemie abrupt zum tiefsten Einbruch aller Zeiten», sagte Wolf. Laut Statistik lag der Rückgang bei mehr als 60 Prozent.

Die Zahlen zeigten, dass die Corona-Krise viele Betriebe in eine existenzbedrohende Lage gebracht habe, sagte Wolf. Für die Gastronomie gebe es mit ersten Öffnungen ab Montag eine Perspektive, ebenso wie für Ferienwohnungen und Campingplätze. «Dennoch ist klar: Ohne wirtschaftliche Unterstützung werden im Tourismus zahlreiche Betriebe nicht überleben.» Ein fertiges Sofortprogramm liege auf dem Tisch und müsse nun schnell umgesetzt werden.

Schließlich sind die Zahlen erst der Anfang der Corona-Misere, wie der Landesvorsitzende der Südwest-FDP Michael Theurer warnt: «Man darf nicht vergessen, dass die meisten Einschränkungen erst gegen Ende des ersten Quartals wirksam wurden.» Im zweiten Quartal werde es also noch düsterer aussehen. «Als erstes müssen die europäischen Binnengrenzen wieder geöffnet werden - und zwar nicht irgendwann, sondern sofort», forderte Theurer.

Entsetzen auch bei der WVIB Schwarzwald AG (dem Wirtschaftsverband Industrieller Unternehmen Baden). «Mit einem derartigen Rückgang der Wirtschaftsleistung war zwar leider zu rechnen, die Zahlen sind dennoch erschütternd», sagte WVIB-Präsident Thomas Burger. Ein Einigeln rund um die Kirchtürme in Gemeinden, Kreisen und Land bringe womöglich politischen Applaus, aber keinen wirtschaftlichen Fortschritt, kritisierte er.

Insgesamt wurden von Januar 2020 bis März 2020 im Südwesten rund 3,3 Millionen Ankünfte und knapp 8,7 Millionen Übernachtungen gemeldet - die Statistiker erheben dabei Beherbergungsbetriebe mit zehn und mehr Schlafplätzen. Nach wie vor kamen mit mehr als 80 Prozent die meisten Gäste aus dem Inland.

Die Pandemie habe den ganzen Südwesten ohne Ausnahme zeitgleich erfasst, hieß es. Das Land will kommende Woche über weitere Corona-Hilfen für die Wirtschaft im Südwesten entscheiden - Tourismus und Gastgewerbe gehören zu den zentralen Themen. Die Quartalszahlen der Branche dürften dabei auf dem Tisch liegen. Die Opposition jedenfalls ist dabei: «Es bleibt hier keine Zeit, um ergebnislose Gipfeltreffen aufzuführen», sagte SPD-Tourismusexpertin Sabine Wölfle. Die SPD unterstütze ein branchenspezifisches und passgenaues Hilfspaket für die Gastronomie und Hotellerie, wie es jüngst von den CDU-Ministern Wolf und Hoffmeister-Kraut vorgeschlagen worden sei.


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Wegen des Verdachts des Subventionsbetrugs geriet der Tourismusverband Mecklenburg-Vorpommern an den Rand des Ruins. Nun soll sich ein gesonderter Ausschuss im Landtag mit den Vorgängen befassen.

Eine neue Umfrage von Booking.com zeigt, dass das Bewusstsein für die sozialen und ökologischen Folgen des Reisens unter deutschen Urlauberinnen und Urlaubern weiter wächst.

Trotz Inflation und steigender Alltagskosten bleibt die Reiselust der Deutschen hoch. Etwa zwei Drittel der Befragten planen 2025 eine Reise von mindestens sieben Tagen. Damit bleibt das Niveau im Vergleich zum Vorjahr nahezu unverändert.

Sie sind Vielflieger? Dann kennen Sie das Drama: Koffer gepackt, alles im Zeitplan, und zack – die Durchsage am Gate: „Ihr Flug verspätet sich.“ Na super. Aber jetzt kommt der gute Teil: In vielen Fällen steht Ihnen bares Geld zu – und zwar ganz offiziell! Klingt gut, oder? Der Haken: Die Regeln sind nicht ganz ohne. Aber keine Sorge – wir bringen Ordnung ins Chaos der EU-Fluggastrechte. Lesen Sie weiter, denn wer viel fliegt, kann hier richtig abräumen.

Das aktuelle Meeting- & Event-Barometer hat die zentralen Kennzahlen zum Veranstaltungsmarkt bestätigt: Das Wachstum mit steigenden Teilnehmerzahlen im Jahr 2024 und eine zunehmende Internationalisierung halten an. Zwar fanden insgesamt weniger Veranstaltungen als im Vorjahr statt, dennoch wurden 2024 fast 90 Prozent des Vor-Corona-Niveaus erreicht.

Einheimische und Städtereisende, die nach einem Rückzugsort inmitten der Großstadt suchen, erfahren im neuen Ranking des Reiseveranstalters Fit Reisen, welche Stadtparks in Europa besonders überzeugen.

Im Jahr 2024 haben Gäste aus dem In- und Ausland über die vier großen Online-Plattformen AirBnB, Booking.com, TripAdvisor und Expedia insgesamt 60,4 Millionen Übernachtungen in Ferienwohnungen und -häusern in Deutschland gebucht. Damit verzeichneten die vier Online-Plattformen 22,6 Prozent mehr solcher Übernachtungen als im Jahr 2023.

Nach einem massiven Besucheransturm über das 1.-Mai-Wochenende denkt die Gemeinde Sirmione am Gardasee über die Einführung einer Tagesgebühr für Touristen nach. Die Stadt mit rund 8.000 Einwohnern verzeichnet jährlich etwa 1,4 Millionen Übernachtungen und gehört damit zu den meistbesuchten Orten der Region.

Ob ein Trip in die Großstadt oder zum Strand - ein Urlaub zu zweit kann die gemeinsame Verbindung stärken. Doch für manche kann es auch zur Zerreißprobe werden. Eine Studie zeigt die Problemstellen.

Der Bau hat länger gedauert und ist erheblich teurer geworden als geplant: 19,9 Millionen Euro hat die Seebrücke gekostet. Ursprünglich war die Gemeinde von etwa acht Millionen Euro ausgegangen.