Horst Lichter 60 Jahre: TV-Koch mit kurvenreichem Lebensweg

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Wer am letzten Samstag ein Motorrad über die Straßen knattern sieht, der sollte ganz genau hinschauen. Vielleicht, ja ganz vielleicht, flattert einer der berühmtesten Schnauzbärte des deutschen Fernsehens vorbei. Horst Lichter, prominenter Koch und Trödel-Moderator will nicht ausschließen, dass er sich auf die Maschine setzt und losfährt. Er wird an diesem Tag 60 Jahre alt. «Vielleicht bleibe ich an meinem Geburtstag ganz allein und fahre mit dem Motorrad raus», sagt Lichter, wenn man ihn auf seine Pläne anspricht. «Wenn es nicht regnet.»

Gedacht war es natürlich mal ganz anders. Große Feier, Musik, 300 Gäste - seine Frau hat im Januar ebenfalls Geburtstag. Aber rauschende Feste lassen die Zeiten nun nicht zu - Stichwort Corona. Nun überlegt Lichter, was er mit dem Tag anfangen soll.

Ein nachdenklicher Mann, allein auf der Straße. Es ist nicht gerade das Bild, das man von Lichter zeichnen würde, wenn man ihn nur aus seinen Sendungen kennt. Da ist er der gesellige Dampfplauderer. Hier ein Späßchen, da ein «Händlerkärtschen», das er den Kandidaten seiner Trödel-Show «Bares für Rares» (ZDF) zusteckt. Er hat da ein klares, auch mittels Dialekt («Kinders!») gepflegtes Profil: «Rheinische Frohnatur». Wer seine Bücher gelesen hat, findet das Bild aber gar nicht zu schräg. Zu Lichters Leben gehören auch dunkle Farbtöne.

Geboren wird er im Ort Rommerskirchen zwischen Köln und Düsseldorf. Er macht zwar eine Ausbildung zum Koch, heuert aber irgendwann statt in einer Küche in einer Braunkohlefabrik an. Er schuftet, bis der Körper rebelliert. Mit 26 erleidet er einen Hirnschlag, wenig später einen zweiten. Mit nur 28 Jahren ist er schon zwei Mal dem Tod von der Schippe gesprungen. Zudem hat er ein Kind verloren.

Es war die Zeit, in der etwas passierte, das sich später wie ein roter Faden durch sein Leben zieht: Lichter steuerte um. In «einer alten Halle mit Lehmboden» begann er, ein Restaurant zu bauen. Eines Tages erhielt er eine erste Einladung zur Show «Johannes B. Kerner», in der mehrere Köche ihr Können darboten. Lichter, «der lebenslustige Schnurrbartträger» (ZDF) kam dort sehr gut an - auch wegen seines volksnahen Gebrauchs von Butter und Sahne. Seitdem ist er dicke im Fernseh-Geschäft.

So dicke, dass besagtes Fernsehen nun sogar Motive seines autobiografischen Buches «Keine Zeit für Arschlöcher!» verfilmt hat - mit einem Schauspieler (Oliver Stokowski) als Horst Lichter. Der Film lief am 9. Januar im ZDF. Mehr als vier Millionen schalteten ein.

Die eigene Biografie, nachgespielt von Darstellern und das zu Lebzeiten - normalerweise passiert so etwas eher Staatsmännern und Hape Kerkeling. Auch Lichter findet, dass das eigentlich eine unglaubliche Sache ist. «Ich bin der Hauptschüler aus dem kleinen Dorf, der niemanden kannte, der jemals in der Zeitung oder im Fernsehen war», sagt er. Und nun das. Auch in seiner emotionalen Ergriffenheit kann er sehr rheinländisch sein.

Inhaltlich drehen sich Buch wie Film um das Jahr 2014, in dem Lichters Mutter starb. «Ich war gestern beim Doktor, Jung'. Der hat da wat jefunden. In der linken Niere», sagt sie ihm am Telefon. Es wurde abermals ein Jahr, in dem Lichter umsteuerte. Unter anderem beendete er mehrere Fernseh-Engagements.

«Der Tod meiner Mutter hat mir die Endlichkeit noch mal ganz anders näher gebracht - obwohl ich ja schon oft mit dem Tod zu tun hatte», erklärt er im Rückblick. Seine Mutter sei für ihn gefühlt immer unsterblich gewesen. «Ich dachte, die fällt mit 98 Jahren vom Fahrrad. Ich dachte, die stirbt nicht an einer Krankheit.» Als es dann doch passierte, habe er sich gefragt, wie viele Sommer er selbst noch habe. «Ich war auf einmal der Älteste in meiner Familie.»

Lichter hat seitdem vieles verändert, auch wenn man nicht sagen kann, dass er sich aus dem Arbeitsleben verabschiedet hat. «Bares für Rares» läuft rauf und runter, die Show ist ein großer Erfolg. Es vergehe aber auch kein Tag, an dem er nicht an seine Eltern denke, sagt Lichter. Auch an seinen Vater, der schon mit 56 Jahren starb. «Was hätte ich ihm für Träume erfüllen können, mit den Möglichkeiten, die ich heute habe», frage er sich dann.

Seine Mutter hat ihm auf der Sterbebett zudem einen Satz hinterlassen, der noch in ihm arbeitet: «Hör endlich auf, der Clown zu sein.» Gemeint habe sie wohl, dass er nicht mehr lustig sein brauche, glaubt Lichter - sie sterbe nun, er solle das einsehen. Geschockt war er dennoch. Als Clown habe er ja alles überwunden in seinem Leben. «Als mein Kind starb, habe ich dafür gesorgt, dass die Menschen wieder mit mir lachen. Ich wollte nicht bemitleidet werden. Als ich selbst im Krankenhaus lag, habe ich Witze gemacht, damit die Ärzte über mich lachten», sagt er. Er war immer der Lustige.

Wer am Samstag, dem 15. Januar, ein Motorrad über die Straßen knattern sah, hätte genau hinschauen sollen. Vielleicht saß ein Clown darauf. Vielleicht aber auch nicht. (dpa)


 

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