Im Fall der tödlichen Schüsse in einer Bar in Göppingen im Oktober sitzt ein Tatverdächtiger in Haft. Der 17 Jahre alte Syrer wurde am Mittwoch von Spezialkräften im Landkreis Ludwigsburg festgenommen. Ihm werden nach Angaben von Polizei und Staatsanwaltschaft Mord und zwei versuchte Morde angelastet.
«Der aus Syrien stammende Mann lebt bereits seit mehreren Jahren in Deutschland», heißt es in der Pressemitteilung. Der Beschuldigte hat sich nach Auskunft der Staatsanwaltschaft bislang nicht zum Tatvorwurf eingelassen. Zudem prüfen die Ermittler einen Zusammenhang mit einer blutigen Fehde krimineller Gruppen im Großraum Stuttgart, die die Polizei seit Mitte 2022 in Atem hält.
In dem Göppinger Lokal wurde am 2. Oktober ein 29 Jahre alter Mann durch Schüsse tödlich verletzt. Zudem wurden zwei weitere Männer ebenfalls durch Schüsse verletzt. Direkt nach der Tat wurde zur Aufklärung der Tat die Sonderkommission «Kurz» eingerichtet. Nach dem Tatverdächtigen wurde unter anderem auch bundesweit mit einem Lichtbild gefahndet (Tageskarte berichtete).
Weitere Auskünfte über den Tatverdächtigen und die Tatwaffe wollte die Staatsanwaltschaft nicht erteilen. Eine Sprecherin verwies auf das schwebende Verfahren und die Schutzrechte des jungen Mannes.
Zusammenhang zur blutigen Fehde zweier Gruppen?
Der Fall könnte im Zusammenhang stehen mit einer seit zweieinhalb Jahren tobenden Fehde einer Gruppe aus Esslingen, Plochingen und Ludwigsburg sowie einer aus Göppingen und Stuttgart-Zuffenhausen in der Region Stuttgart. Seit Mitte 2022 fielen dabei immer wieder Schüsse. Höhepunkt der Auseinandersetzungen war bislang der Anschlag mit einer Handgranate auf eine Trauergemeinde in Altbach (Kreis Esslingen).
Ein Mann hatte dabei eine Granate auf eine Trauergemeinschaft geworfen. Ein Ast hatte den Flug der Handgranate abgelenkt und so vermutlich viele Tode verhindert. Dennoch wurden mindestens 15 Menschen verletzt. Der Werfer, ein Iraner, wurde Anfang März unter anderem wegen 15-fachen versuchten Mordes zu zwölf Jahren Haft verurteilt. Es gab weitere Festnahmen in dem Fall.
Nach einer früheren Schätzung des Landeskriminalamts gehörten den Gruppen einst mehr als 500 junge Menschen als Unterstützer, Mitläufer oder auch Führungspersonal an. Die Motive hinter der Bandenkriminalität sind weiterhin schwer fassbar und von den Tatverdächtigen ist kaum ein Entgegenkommen zu erwarten. Bislang wurden laut Innenministerium mehr als 90 Menschen festgenommen.
Aus Sicht des Landeskriminalamts handelt es sich nicht um familiäre Clans oder um klassische Bandenkriminalität, sondern um ein neues Phänomen. Demnach eskaliert die Gewalt zumeist nach wechselseitigen Ehrverletzungen, es geht um territoriale Machtansprüche und das Motto «Crime as a Lifestyle» («Verbrechen als Lebensstil»), mit dem sich viele laut LKA stark identifizieren. (dpa)