Von Deutschland nach New York: Circus Roncalli erstmals auf US-Tour

| War noch was…? War noch was…?

«Von Deutschland nach New York», schallt es auf Englisch durch die Manege. «Kommt in unser Haus und werdet ein Kind, werdet ein Clown.» Die rund 1500 Zuschauer im ausverkauften Zirkuszelt jubeln und klatschen. Mitten unter ihnen sitzt Bernhard Paul - der Mann, der den Circus Roncalli gemeinsam mit André Heller vor rund 50 Jahren gegründet und ihn jetzt zum ersten Mal in die USA gebracht hat. Mitten in Manhattan, am Lincoln Center direkt neben der berühmten Metropolitan Oper, soll Roncalli bis Anfang Januar gastieren. Am Samstag (11. November) ist offiziell Premiere.

Etwa eine Stunde vor der Generalprobe steigt Paul vor dem Zirkuszelt aus einem gelben Taxi. Auch seine Frau Eliana und Tochter Lili kommen zum Zirkuszelt zurück, sie haben die Aussicht über Manhattan von hoch oben auf dem Rockefeller Center bewundert. Bei all dem Gewusel und dem Lärm auf den Straßen von New York bringe der Zirkus fast etwas Ruhe rein, sagt Lili Paul. Andernorts bringt der Zirkus das Spektakel in die Stadt, New York ist selbst Spektakel, ist selbst Zirkus - und Roncalli stellt den Menschen hier rund zwei Stunden lang ein Abtauchen in eine im Vergleich fast schon beruhigend altmodisch-bezaubernd wirkende Welt in Aussicht.

Mit dem Gastspiel in den USA löse er ein Versprechen an den US-Künstler Andy Warhol (1928-1987) ein, sagt Bernhard Paul. Der habe in den 80er Jahren mehrfach Roncalli-Aufführungen in Europa besucht und zu ihm gesagt: «Ihr müsst nach New York, die werden euch lieben.» Er habe zugesagt - «und das Versprechen ist in meinem Gehirn verankert gewesen». Weil das aber alles natürlich organisatorisch und logistisch nicht einfach gewesen sei und zudem «ein Vermögen» gekostet habe, habe er das Versprechen erst jetzt - rund 35 Jahre nach dem Tod von Warhol - einlösen können, sagt Paul.

Das Zelt hat Roncalli vom «Big Apple Circus» übernehmen können, der gastiert normalerweise jedes Jahr um Weihnachten herum am Lincoln Center. Dessen Geschäfte liefen aber nicht mehr so gut, deswegen solle Roncalli das nun wiederbeleben, sagt der in Österreich geborene Paul. Alles, außer dem Zelt, hat sein Zirkus mitgebracht - in Containern auf dem Schiff. «Alles, was schön ist, was hier drinsteht, ist von uns», sagt Paul - und zeigt herum auf die roten Sitzplätze rund um die dekorierte Manege inklusive Hochstand für das kleine Live-Orchester. «Das Programm ist von uns. Niemand ist von Big Apple, nicht einmal der Portier.» 

Das eigens für das USA-Gastspiel entworfene Programm «Journey to the Rainbow» biete zwei Stunden lang Clowns, Trapez-Künstler, Seiltänzer und Zauberer. Es wird jongliert mit Keulen, Hüten und Tischtennisbällen, es wird musiziert und herumgealbert, es gibt Konfetti, Seifenblasen und Luftballons. Hin und wieder gibt es auch eine Anspielung auf die deutsche Herkunft des Zirkus - etwa mit einem «Meine Damen und Herren», einem kleinen deutschen Fähnchen am Kostüm oder einer Gruppe Tänzerinnen in Dirndls mit Fahrrädern.

Nur Tiere gibt es keine, denn die hat Roncalli schon seit einigen Jahren nicht mehr im Programm. Als kleines Andenken dient eine Dressur-Nummer mit drei als Eisbären verkleideten Menschen. «Wir sind der letzte Zirkus, der nicht die Autobahn verstopft, sondern normalerweise mit dem Zug von Stadt zu Stadt reist - und tierfrei und plastikfrei», sagt Paul. «Tierfrei ist in Amerika willkommen, das mögen die auch und wollen die auch. Aber mit plastikfrei haben sie es nicht so, das ist ungewöhnlich, das ist was Neues.»

Zirkusdirektor Paul, der im Lauf seiner Karriere auch viel selbst in der Manege stand, wird in New York trotz markanter Mähne, Schnäuzer und getönter Brille nicht auf der Straße erkannt - und auch aus der Manege hält er sich heraus. «Es macht keinen Sinn, weil die Amerikaner kennen mich nicht. Da kommt ein fremder Mensch und sagt "Guten Tag". Und das hat in Deutschland seine Berechtigung, oder in Österreich. Aber vielleicht, wenn sie hier anfangen, mich zu lieben und den Zirkus zu lieben, dann werde ich auch einmal Reden halten in New York.» (dpa)


Zurück

Vielleicht auch interessant

Da soll noch mal einer sagen, im Gastgewerbe könne man nichts verdienen. Die Superyacht „Pi“ des ehemaligen Starbucks-CEOs Howard Schultz zeigt, was möglich ist. Kürzlich wurde das Schiff dabei beobachtet, wie es durch einen engen niederländischen Kanal manövrierte. Die Yacht überragt dabei den umliegenden Ort.

Das Verwaltungsgericht Freiburg hat den Eilantrag von Eltern einer Schülerin abgelehnt, die gegen das überwiegend vegetarische Schulessen ihrer Tochter vorgehen wollten. Die Eltern hatten argumentiert, dass ihre Tochter einer Mangelernährung ausgesetzt sei.

Frankfurt ist die Stadt der Hochhäuser. Diese besondere Kulisse soll nun mit einem «Rooftop Day» gefeiert werden. Es werden noch Locations gesucht. 20 Gastgeber - darunter Rooftop-Bars, Hotels oder Kulturbetriebe - sind bereits dabei.

Ein Schweine-Wettgrillen in der Bayerwald-Kleinstadt Viechtach hat wochenlang Gemüter erhitzt. Nun war es so weit - und die Fronten zwischen Fleischessern und Veganern und Tierschützern waren klar abgesteckt.

Einfach loslegen und rein mit den Händen: Jamie Oliver wurde mit seiner ersten Kochsendung als Küchenrebell bekannt. Heutzutage hat er eine wichtige Botschaft - wobei, eigentlich sind es zwei.

Rassistisches Gegröle auf einer Sylter Pfingstparty hatte bundesweit für Schlagzeilen gesorgt. Ein Jahr nach dem Eklat um Gesänge zu «L’amour toujours» sorgt der Club Pony jetzt mit Safe-Places vor.

Studien zeigen: Frauen fühlen sich nachts draußen oft unsicherer als Männer. Auf der Uber-App können sie Fahrten deshalb nun ausschließlich bei Fahrerinnen buchen. Die Idee hatten auch schon andere.

Wer in Deutschland schon einmal einen Döner gegessen hat, kennt ihn: den roten „Dönermann“ mit Schnauzer, langem Messer und Dönerspieß – meist auf einer weiß-roten Papiertüte. Jahrzehntelang war unklar, wer dieses ikonische Logo gestaltet hat. Nun ist das Rätsel gelöst.

Ein unappetitlicher Vorfall an einer Bar führt Tage später zu einem Bordverweis. Doch war das rechtlich in Ordnung? Ein Gericht sagt: Nein. Und spricht dem Betroffenen eine stattliche Summe zu.

Witzig und modern - so wollte sich Erdinger Weißbräu in einem Internet-Video präsentieren. Stattdessen gibt es Vorwürfe - wegen Sexismus und Gewaltverherrlichung. Wieso?