In dem malerisch an einem Teich in Schwerin gelegenen Vier-Sterne-«Hotel Mondial» gehen die Freuden und Nöte weiter - vor allem die Nöte. Denn nach dem Ende der ersten Staffel der beliebten gleichnamigen ZDF-Vorabendserie im Frühjahr ist das Hotel nun laut Drehbuch verkauft. Und die Mitarbeiter müssen um ihren Arbeitsplatz fürchten. Zumal der allzu selbstgewiss auftrumpfende neue Besitzer Brandt (Götz Otto, «Der Morgen stirbt nie») aus dem Traditionshaus jetzt eine Spielbank nach dem Vorbild von Las Vegas machen will.
So steht in der ersten neuen Folge «Auf Messers Schneide» am Mittwoch um 19.25 Uhr schon mal demonstrativ ein rosaroter Kunststoff-Tiger in der Lobby. Davor der neue Besitzer, mit leicht bekleideten jungen Frauen posierend. Doch dann kehrt wider Erwarten die abgetauchte Hotelchefin Eva de Vries (Gesine Cukrowski, «Ein Tisch in der Provence») zurück – und nimmt den Kampf gegen Brandt auf. Schließlich ist sein Kaufvertrag noch nicht rechtskräftig. Eva muss aber erst die von ihr verprellten Mitarbeiter für sich gewinnen. Darunter ist Uli Kersting (Agnes Mann), mit der sie einmal in Liebe verbunden war.
Nach dem Buch von Julia Meimberg und Kristin Schade hat Jurij Neumann («Bettys Diagnose») die zwölf Episoden der bei allen vielfältigen menschlichen Problematiken auf Unterhaltung angelegten Geschichten routiniert inszeniert. Die erste «Hotel Mondial»-Staffel lief mit im Schnitt gut elf Prozent Einschaltquote - auf einem Sendeplatz, auf dem normalerweise Krimis zu sehen sind. Auch in der Mediathek wurden die Folgen oft abgerufen. Dabei ist das Projekt, nach ZDF-Angaben inspiriert von der BBC-Serie «Hotel Babylon», formal durchaus eher ungewöhnlich für deutsches Gegenwartsfernsehen.
Denn hier wird wieder in Handlungsbögen über mehrere Folgen erzählt. Zuschauer kennen das noch aus 1980er-Jahre-Klassikern wie «Diese Drombuschs» oder «Ich heirate eine Familie» (beide auch ZDF). Diese konservative Erzählweise trifft auf Gesellschaftsthemen von heute: von Diversität der Hautfarbe, Herkunft und Körperformen bis zu «starken Frauen» und gleichgeschlechtlicher Liebe. Dramaturgisch geschieht das wie nebenbei und gern humorvoll. Offensichtlich will man den Realitäten des modernen Lebens Rechnung tragen.
Oder auch Errungenschaften verteidigen. «Da stelle ich mich gerne vorne ran. Denn ich finde es unglaublich wichtig, dass darüber gesprochen wird», sagte Schauspielerin Lea Sophie Salfeld (alias Empfangsdame Maria Rietzel) im Interview der Deutschen Presse-Agentur in diesem Sommer in Schwerin. Und Produzent Johannes Pollmann ergänzte, es sei dem Bildungsauftrag eines öffentlich-rechtlichen Senders geschuldet, dem Publikum Derartiges zu vermitteln.
Allerdings werden die sozial relevanten Themen und die sie tragenden Rollenfiguren oft überdeutlich volkspädagogisch präsentiert. Das dürfte wohl bei so manchem im Publikum Unwillen hervorrufen.
Und wie sieht der international erfolgreiche James-Bond-Schurke Götz Otto seinen Part als Serien-Bösewicht in der norddeutschen Provinz? «Ich arbeite gern. Und es macht keinen Unterschied, ob ich einen Text für eine große Hollywood-Produktion lerne oder für ein ZDF-Vorabendprogramm. Denn natürlich wird auch dort nur mit Wasser gekocht – wenngleich deren Topf größer ist», erklärte der Kino-Star der dpa. Und was heiße überhaupt Bösewicht: «Ich halte meinen David Brandt für eine sehr ambivalente Figur. Ich finde mich toll, die anderen finden mich scheiße. Das ist ja der größte Trick bei negativen Figuren – dass die sich selbst mögen. Und gerade das macht mir Spaß.» (dpa)