Bessere Erfassung führt zu mehr gemeldeten Krankheitstagen

| Zahlen & Fakten Zahlen & Fakten

Seit 2022 sind die krankheitsbedingten Fehlzeiten in Deutschland deutlich angestiegen. Eine aktuelle Studie des ZEW Mannheim zeigt, dass wesentlich für diese Zunahme eine verbesserte statistische Erfassung der Krankheitstage ist. Insbesondere die Einführung der elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) war hierfür entscheidend. Gleichzeitig spielten starke Erkältungswellen sowie ein bewussterer Umgang mit Atemwegserkrankungen nach der Pandemie eine Rolle.

„Seit der Corona-Pandemie gehen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer seltener mit Erkältungen zur Arbeit“, erklärt Prof. Dr. Nicolas Ziebarth, Leiter des ZEW-Forschungsbereichs „Arbeitsmärkte und Sozialversicherungen“. Dies sei aber nicht der Hauptgrund für den Anstieg der AU-Tage seit 2022: „Vielmehr hat sich die Art und Weise, wie AU-Tage erfasst werden, seit Januar 2022 deutlich verbessert. Der Großteil des Anstiegs ist auf die elektronische Erfassung der Krankmeldungen zurückzuführen.“ Zusätzlich verweist Ziebarth auf den potenziellen Nutzen einer Flexibilisierung der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall: „Eine Flexibilisierung, beispielsweise durch Halbtagskrankschreibungen, könnte eine Reduzierung der Fehlzeiten bewirken.“

Deutschlands großzügiges Lohnfortzahlungssystem und seine Auswirkungen 

Deutschland war 1884 eines der ersten Länder weltweit, das eine flächendeckende Lohnfortzahlung im Krankheitsfall einführte. Diese Regelung sichert bis zu sechs Wochen ab dem ersten Krankheitstag 100 Prozent des Einkommens. Allerdings führt sie dazu, dass Deutschland bereits vor dem Anstieg im Jahr 2022 eine der weltweit höchsten Fehlzeiten verzeichnete. Im Vergleich dazu haben andere europäische Länder wie Schweden Karenztage oder geringere Lohnfortzahlungsraten, während es in den USA, Kanada, Japan und Korea gar keine flächendeckende Lohnfortzahlung gibt. Eine Senkung der Lohnersatzrate in Deutschland würde ebenfalls eine deutliche Reduktion der Fehlzeiten bewirken. Dies zeigten frühere Reformen in den 1990er Jahren.

Maßnahmen zur Reduktion von Fehlzeiten 

Die Studie empfiehlt eine Reihe von Maßnahmen, um die Fehlzeiten nachhaltig zu senken. Neben der Flexibilisierung der Lohnfortzahlung und einer stärkeren Aufklärung zu den Folgen von Fehlzeiten für Unternehmen und Gesellschaft wird auch ein Ausbau des betrieblichen Gesundheitsmanagements vorgeschlagen. Zudem könnten verstärkte Prüfungen der Arbeitsunfähigkeit durch den medizinischen Dienst und gezielte Präventionsmaßnahmen gegen „Long Covid“-Erkrankungen dazu beitragen, die Fehlzeiten weiter zu reduzieren.


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Auch im September haben in Deutschland deutlich mehr Unternehmer den Gang zum Insolvenzgericht antreten müssen als ein Jahr zuvor. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes stieg die Zahl der angemeldeten Verfahren um 13,7 Prozent im Vergleich zum September 2023.

Hotels und Gastronomie suchen in vielen Städten nach Mitarbeitern. Einer neuen Studie zufolge fehlen dennoch deutlich weniger Fachkräfte als vor einem Jahr. Grund ist die schwierige wirtschaftliche Situation und die Tatsache, dass sich die Branche nicht vollständig von den Auswirkungen der Pandemie erholt habe.

Die Corona-Pandemie bescherte Hotel, Restaurants und Cafés schwierige Zeiten. Anschließend wurde es nicht besser. Die Branche kämpft mit Personalproblemen, sparsamen Gästen und gestiegenen Preisen.

Verstirbt der Chef plötzlich, ist das ein großer Schock. Gleichzeitig können sich für Mitarbeitende existenzielle Fragen stellen: Ist jetzt auch der Job und damit das Einkommen weg?

Der Krankenstand bei Beschäftigten bewegt sich im laufenden Jahr auf Rekordniveau. An einer missbräuchlichen Ausnutzung der telefonischen Krankmeldungen liegt das aber nicht, ist sich die AOK sicher.

Eine Phase mit Teilzeitarbeit gehört bei vielen Beschäftigten zum Berufsleben dazu. Muss das eigentlich im Lebenslauf kenntlich gemacht werden, und sind solche Zeiten womöglich weniger angesehen?

Wer sich in seinem Job wohlfühlt und nicht nur fürs Geld arbeitet, würde auch als Rentner noch weitermachen. Auch das Alter spielt demnach eine Rolle.

Mitarbeitergespräch einfach aufnehmen, statt schriftlich zu dokumentieren? Egal, ob Chef oder Mitarbeiter - das ist klar geregelt. Ein Fachanwalt erklärt, was gilt und wer welche Rechte hat.

Auf Karriereportalen oder per Messenger: Gefälschte Stellenanzeigen sind nicht immer auf den ersten Blick als solche zu erkennen. Diese Betrugsmaschen sollten Sie kennen, um sich zu schützen.

Die Besucher auf dem Münchner Oktoberfest werden jünger. 18- bis 29-Jährige machten in den ersten neun Tagen des Festes 27 Prozent der volljährigen Besucher aus. Seit 2019 hat sich der Anteil damit fast verdoppelt.