Gift oder Genuss: Wie ungesund sind Fleisch und Wurst?

| Zahlen & Fakten Zahlen & Fakten

Zum Frühstück ein Salamibrot, mittags Spaghetti Bolognese und zum Abendessen einen Wurstsalat. «Durchschnittlich liegt der pro Kopf Konsum von Fleischwaren in Deutschland bei mehr als 100 Gramm täglich», sagt der Ernährungsmediziner Prof. Christian Sina. «Das ist entsprechend der Empfehlungen der Fachgesellschaften zu viel.» Er plädiert für einen Genuss in Maßen - und nicht jeden Tag. «Die Dosis macht das Gift.»

Grundsätzlich gilt es, zwischen rotem und weißem Fleisch zu unterscheiden, erklärt Silke Restemeyer von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE). Rotes ist das vom Rind, Schwein, Lamm und Ziege. Weißes ist vom Geflügel wie Huhn oder Pute. «Wer viel rotes Fleisch und Wurst isst, hat ein höheres Risiko für Darmkrebs», sagt Restemeyer. «Für weißes dagegen besteht nach derzeitigem Wissensstand keine Beziehung zu Krebserkrankungen.»

Wurst dagegen ist sogar problematischer als rotes Fleisch: Der aktuelle 13. DGE-Ernährungsbericht zeigt laut Restemeyer, das hier vermutlich sogar das größte Krankheitsrisiko beim Konsum toter Tiere besteht.

Farbe ist nicht alles

Christian Sina, Direktor des Instituts für Ernährungsmedizin am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, sieht das ein wenig anders. «Wir sollten nicht mehr pauschal zwischen rotem und weißem Fleisch mit Blick auf die Gesundheit unterscheiden», sagt er. «Entscheidender scheint es zu sein, aus welcher Region des Tierkörpers das Fleisch stammt und wie die Art der Zubereitung ist.»

Auch die Erkenntnisse zum Darmkrebs betrachtet er mit Vorsicht.«: Sie stammen im Wesentlichen aus Beobachtungsstudien, die zwar zeigen, dass der erhöhte Konsum von Fleischprodukten, insbesondere von verarbeitetem Fleisch, mit einem leicht erhöhten Risiko für einige Krebserkrankungen assoziiert ist.» Gleichzeitig zeigen die Studien aber, dass der Einfluss anderer Faktoren wie Fettleibigkeit und Bewegungsmangel auf das individuelle Krebsrisiko weit höher ist.

Nichtverarbeitetes Fleisch stuft die Weltgesundheitsorganisation WHO als vermutlich krebserregend ein, verarbeitetes Fleisch sogar als sicher krebserregend. Letzteres sind zum Beispiel Wurstwaren. «Die Daten weisen darauf hin, dass die Ingredienzien und gerade das Pökelfleisch eine Rolle spielen könnten», sagt Sina.

Am besten fettarm

Viele Sorten wie Salami, Fleischwurst und Teewurst sind außerdem fettreich. Und sie liefern viele gesättigte Fettsäuren und Cholesterin, die Fettstoffwechselstörungen begünstigen können, sagt Restemeyer. «Dabei ist nicht nur entscheidend, welcher Fettanteil in der Wurst ist, sondern auch, wie viel derjenige tatsächlich verdauen und aufnehmen kann», ergänzt Sina.

Restemeyer rät bei Fleisch und Wurst daher grundsätzlich zur fettarmen Variante. «Das sind zum Beispiel Ober- und Unterschale, Filet oder Hüfte», sagt sie. Und bei der Wurst «sollte man Geflügelwurst, Braten- oder Aspikaufschnitt sowie Schinken ohne Fettrand wählen.»

Ideal ist dazu eine schonende Art der Zubereitung, mit wenig Fett. «Das erhält den Geschmack und schont die Nährstoffe», erklärt Restemeyer. Sie empfiehlt Grillen, Dünsten im Gemüsefond oder Garen im Backofen.

Schadstoffe aus der Pfanne

Beim Kurzbraten sollte das Fett am Ende in der Pfanne bleiben. Der Grund: Erhitzt man ein Lebensmittel, entstehen auf oder in diesem viele Stoffe. Das können Röststoffe und Aromen sein, aber auch gesundheitsschädigende Stoffe - sogenannte heterozyklische aromatische Amine (HAA) und polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) etwa.

In Tierversuchen zeigten sich diese Stoffe als krebserregend, beim Menschen kann das nicht ausgeschlossen werden. «Je länger das Fleisch gebraten wird, desto mehr HAA entstehen», sagt Restemeyer. «PAK entsteht steht zum Beispiel, wenn das Fett aus dem Fleisch oder Öl aus der Marinade in die Glut oder auf die Heizschlange tropft.»

Neben Zubereitung und Art spielen auch Herkunft und Qualität eine Rolle, wenn es um die Gesundheitsgefahr von Fleisch geht. «Es mehren sich die Hinweise, dass wir auch die Haltungsbedingungen und vor allem die Ernährung des Tiers selber mehr in den Fokus rücken müssen, da diese Faktoren die Fleischqualität auf die für uns wichtigen Nährstoffe beeinflussen können», sagt Sina.

Die guten Seiten von Fleisch und Wurst

Denn gerade als Bestandteil einer Mischkost hat Fleisch eben nicht nur Nach-, sondern auch Vorteile. So enthält es wichtige Nährstoffe wie Proteine, B-Vitamine inklusive Vitamin B12, Eisen sowie Selen und Zink. «Trotzdem sollten Erwachsene wöchentlich nicht mehr als 300 bis 600 Gramm Fleisch und Wurst essen», sagt Restemeyer. Zur Einordnung: Eine Portion Fleisch wiegt etwa 100 bis 150 Gramm, eine Scheibe Wurstaufschnitt, Schinken oder Aspikaufschnitt 15 bis 25 Gramm.

Sina sieht die pauschalen Ernährungsempfehlungen von 300 bis 600 Gramm eher kritisch: «Diese Angaben können lediglich als Richtgröße dienen. Aussagekräftige Studien sind Mangelware. Entscheidend ist wie unser Körper auf Lebensmittel reagiert. Was für den einen gut ist, muss für den anderen noch lange nicht gut sein.» Doch um die individuelle Wirkung von Fleisch einschätzen zu können, braucht es weitere Studien.

Bis dahin gilt, Fleisch möglichst wenig verarbeitet zu konsumieren. Faustregel: Zwei- bis dreimal die Woche sollten für eine gesunde Person kein Problem darstellen.

Von Angelika Mayr, dpa


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Mehr als 80 Prozent der Menschen in Deutschland versenden Emojis. Fast jeder Fünfte (19 Prozent) tut dies in jeder einzelnen Nachricht, 31 Prozent in der Mehrzahl und 24 Prozent in wenigen Nachrichten. Emojis sind auch in der Job-Kommunikation üblicher geworden, stiften aber auch oft Verwirrung.

Die Zahl der beantragten Regelinsolvenzen in Deutschland ist nach vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamtes im Juni 2024 um 6,3 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat gestiegen. Im Mai hatte sie noch um 25,9 Prozent zugenommen.

Mit dem Wachstumschancengesetz tritt ab dem 1. Januar 2025 auch die E-Rechnungspflicht in Kraft. Sie bringt neue Herausforderungen für alle inländischen Unternehmen und somit auch für die Hotellerie- und Gastronomiebetriebe mit sich.

Gastronomie und Hotellerie in Deutschland beklagen massive Umsatzeinbußen und Gewinnrückgänge. Die Sorgen sind groß, die Aussichten getrübt. Von der EM im eigenen Land konnten nur wenige Betriebe direkt profitieren, so eine aktuelle DEHOGA-Umfrage.

Knapp die Hälfte der Tarifbeschäftigten in Deutschland erhält in diesen Wochen Urlaubsgeld. Das Statistische Bundesamt nennt einen Anteil von 46,8 Prozent, der sich damit seit dem Vorjahr nicht verändert hat.

Anzeige

In der Gastro- und Hotelbranche fehlen Fach-, Service- und Saisonkräfte an allen Ecken und Enden. Der deutsche Personaldienstleister World Wide Working bietet jetzt eine schnelle und effiziente Lösung für dieses drängende Problem. Das Unternehmen greift dabei auf einen riesigen Pool an geeigneten Arbeitnehmern aus unterschiedlichsten Ländern zurück, die zuvor fit für den hiesigen Arbeitsmarkt gemacht werden. 

Der Arbeitsstättenausschuss hat eine neue Technische Regel (ASR) für die Bildschirmarbeit veröffentlicht. Darin finden sich Gestaltungsanforderungen z.B. für die Anordnung und Qualität von Bildschirmen, Arbeitsstühle oder Beleuchtung. Die neue ASR findet keine Anwendung auf mobile Arbeit oder Homeoffice.

Im Gastgewerbe in Mecklenburg-Vorpommern hat es in einer zweiten Tarifverhandlungsrunde am Mittwoch keine Einigung gegeben. Das teilten die Vertreter der Arbeitnehmer in Mecklenburg-Vorpommern mit. 

Sie wollen offene Stellen schnell bekannt machen? Verleihen Sie Ihrer Ausschreibung mit einer Veröffentlichung im Tageskarte-Newsletter und auf der Tageskarte-Webseite FÜR NUR 199 EURO jetzt zusätzlichen Schwung. 14.000 echte Abonnenten jetzt einfach und direkt ansprechen.

Das Team des 25hours Hotel The Royal Bavarian am Hauptbahnhof in München hat sie eingeführt und ist begeistert. Das Hotel ist Teil des Forschungsprojekts von HM-Professor Simon Werther von der Hochschule München.