Helfen, streamen, improvisieren: Wie Deutschland Corona trotzt

| Zahlen & Fakten Zahlen & Fakten

Schritt für Schritt fährt Deutschland runter. Die Schulen sind zu, viele Spielplätze und Läden auch, die Restaurants schließen früh - und seit Dienstagabend ist klar: Nicht-EU-Bürger dürfen nicht mehr ins Land. Das neuartige Coronavirus verändert fast alles. Doch viele Menschen nehmen die Herausforderung an - und werden kreativ. Ein Überblick über die Lage in Deutschland:

SCHUL- und KITAKINDER - und ihre ELTERN und LEHRER

Millionen Kinder und Jugendliche gehen nicht mehr wie gewohnt in die Schule oder die Kita. Ausnahmen gibt es für jüngere Kinder von Eltern, die in kritischen Bereichen arbeiten - etwa als Ärzte oder Pfleger, aber auch in der Energie- oder in der Lebensmittelbranche. Viele Schulen setzen nun auf Online-Plattformen wie etwa Moodle, wo Schüler Aufgaben erhalten und einreichen können. Teils gab es Startschwierigkeiten, weil Server nicht erreichbar waren. Viele Eltern versuchen, die Arbeit im Homeoffice und die Bespaßung der Kleinen unter einen Hut zu bekommen - da dient der Küchentisch schon mal zum Basteln, als Konferenzraum und Kantine gleichzeitig.

HILFSBEREITE NACHBARN

In ganz Deutschland sprießen Hilfsangebote aus dem Boden. Ob Nachbar oder Nachbarin, die einfach per Zettel im Treppenhaus anbieten, für Ältere und andere Risikogruppen die Einkäufe zu erledigen. Oder Ultra-Fanvereinigungen von Fußballclubs wie Borussia Dortmund oder dem VfB Stuttgart, die Hilfen organisieren: In der Krise gibt es auch viel Solidarität.

RESTAURANTS

Wer zum Abendessen ins Restaurant will, muss in den nächsten Wochen früh essen. Spätestens um 18.00 Uhr machen die Restaurants zu, in Nordrhein-Westfalen sogar schon nach dem Mittagessen um 15.00 Uhr. In Bayern gilt das zumindest für Biergärten und Außenterrassen. In Schleswig-Holstein müssen die Restaurants sogar ganz geschlossen bleiben. Nur Lieferservices und Gerichte zum Abholen sind noch erlaubt. Viele Bürger sind aber ohnehin zwiegespalten und überlegen sich zweimal, ob sie noch Essen gehen wollen. Doch nur zu Hause einigeln wollen sich viele auch nicht.

GESCHÄFTE und ihre KUNDEN

Ab Mittwoch schließen viele Läden - Supermärkte, Banken, Apotheken, Drogeriemärkte und andere wichtige Orte für Alltagserledigungen bleiben aber offen. Profitieren dürfte der Onlinehandel. Der weltgrößte Online-Händler Amazon gibt auch in Deutschland vorübergehend Lieferungen von Medikamenten und unerlässlichen Haushaltsgütern Vorrang - wer Bücher oder Spiele gegen die Langeweile bestellt, muss möglicherweise etwas warten. Manche Läden vor Ort können die plötzliche Zeit auch nutzen. «Wir machen Inventur und räumen gründlich auf, wir haben genug zu tun», sagte der Chef eines Berliner Spieleladens. Für die Mitarbeiter gelte allerdings Kurzarbeit.

URLAUBER

Zehntausende deutsche Urlauber werden in den nächsten Tagen etwa aus Ägypten, der Dominikanischen Republik, Marokko, Malta oder den Philippinen zurückgeholt. In Deutschland braucht man sich nicht mehr auf den Weg an die Küste zu machen: Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen lassen keinen Tourismus mehr zu. Bis Donnerstag müssen alle Urlauber weg sein, aus Ferienwohnungen genau wie vom Campingplatz und aus Jachthäfen. Auch für die Osterferien heißt es: Ferien auf Balkonien planen. Und vielleicht schonmal das Gemüsebeet umgraben oder den Obstbaum stutzen.

SPORTFREUNDE

Auch Fitnessstudios und Sportstätten sind vielerorts schon dicht. Studioketten versorgen ihre Kunden mit Tipps und Video-Anleitungen für das Training in den eigenen vier Wänden. Wo das Wetter frühlingshaft ist, setzen viele aufs Joggen, Kicken oder zumindest Spazierengehen an der frischen Luft - jedenfalls diejenigen, die noch vor die Tür dürfen. Auch Wander- und Radwege sind offen, die Spielplätze in Parks allerdings nicht mehr in allen Bundesländern. Allen, die in Quarantäne sind, bleibt Wohnzimmer-Sport - aber warum nicht im Videochat auch mit Freunden?

PROFISPORT

Die Fußball-Bundesliga ist dicht und die Europameisterschaft auf das kommende Jahr verschoben. Die Profis trainieren trotzdem weiter - allerdings bei vielen Vereinen in Heimarbeit. Der FC Bayern München schickte Spielern dafür sogar Fahrradergometern nach Hause. Torjäger Robert Lewandowski veröffentlichte ein Foto aus dem Kraftraum - bei Liegestützen liegt ihm Tochter Klara als Extragewicht auf dem Rücken.

KULTURLIEBHABER

Konzertsäle, Theater, Kinos - alles dicht. Bleibt nur Filme schauen oder Bücher lesen? Von wegen - viele Konzerte werden live ins Internet übertragen, Theater-, Ballett und Opernvorstellungen online gestellt. Der Pianist Igor Levit überträgt Hauskonzerte aus seinem Wohnzimmer live auf Twitter und Instagram. Die Berliner Clubszene will ab Mittwoch jeden Abend DJ-Sets live übertragen - betont aber, das sei kein Aufruf, privat Partys zu veranstalten.

KLAR SCHIFF MACHEN

Offenbar nutzen viele Menschen die Zeit in den eigenen vier Wänden zum Entrümpeln - vermutet jedenfalls der Verband kommunaler Unternehmen (VKU). «Die Recyclinghöfe haben seit etwa 14. März verstärktes Besucheraufkommen verzeichnet», sagt ein Sprecher auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. Die kommunalen Entsorger bitten darum, diese Arbeiten auf einen späteren Zeitpunkt zu verlagern - noch sei die Personaldecke nicht stark eingeschränkt durch Erkrankungen oder Quarantäne, das könne sich aber ändern. (dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Die Aufnahme eines Kredits wird in Deutschland häufig durch die Schufa, die Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung, begleitet. Diese Institution erfasst die Kreditwürdigkeit von Bürgern und wirkt sich maßgeblich auf die Bedingungen eines Kredits aus. Für viele Menschen, die aufgrund von negativen Schufa-Einträgen Schwierigkeiten haben, einen Kredit in Deutschland zu erhalten, stellt sich die Frage, ob Kredite auch im Ausland beantragt werden können, ohne dass die Schufa eine Rolle spielt. Überdies gibt es zahlreiche Hürden, die es zu überwinden gilt, um einen Kredit im Ausland zu erhalten. Der folgende Artikel klärt auf.

Die Stadt Frankfurt führt zur Stärkung der Nachtkultur einen sogenannten Nachtrat ein. Dieser Rat setzt sich aus 13 Menschen aus der Stadtverwaltung und den verschiedenen Branchen der Nachtökonomie zusammen. Das Gastgewerbe steht besonders im Fokus.

Ein Weihnachtsmarkt ohne Musik ist für viele undenkbar. Doch die vielerorts gestiegenen Gema-Rechnungen sorgten 2023 für Unmut. Die Verwertungsgesellschaft setzt nun auf mehr Infos für Veranstalter.

Deutschlands Arbeitnehmer machen die Kaufkraftverluste aus den Hochinflationszeiten weiter wett. Im zweiten Quartal übertrafen die Steigerungen der Bruttolöhne das fünfte Mal in Folge die Entwicklung der Verbraucherpreise.

Die BAT-Stiftung für Zukunftsfragen hat den „Freizeit-Monitor 2024“ vorgestellt. Für die seit 1982 regelmäßig durchgeführte Untersuchung wurden im Juli und August Bürger ab 18 Jahren zu über 100 unterschiedlichen Freizeitaktivitäten befragt.

Ein aktueller Bericht des Arbeits- und Wirtschaftsministeriums bescheinigt der Lehrlingsausbildung in Österreich ein Langzeittief. Besonders auffällig ist die Entwicklung in der Tourismusbranche, wo sich die Zahl der Lehrlinge in den letzten 15 Jahren mehr als halbiert hat.

Wer bereits alle Urlaubstage für das Jahr aufgebraucht hat und dennoch eine Auszeit benötigt, kann unbezahlten Urlaub beantragen. Doch nicht immer hat ein solcher Antrag Aussicht auf Erfolg.

Arbeitsmittel sparen – auf Kosten der Mitarbeiter? Manche Arbeitgeber bitten ihre Angestellten, den eigenen Laptop für die Arbeit zu nutzen. Doch sind Arbeitnehmer verpflichtet, dem zuzustimmen?

Es beginnt harmlos – ein beiläufiger Kommentar über die bevorstehende Wahl. Doch was passiert, wenn das lockere Politik-Gespräch am Arbeitsplatz in hitzige Debatten mit extremen Positionen umschlägt?

Bis zum 23. September können sich auch Hoteliers und Gastronomen um den Deutschen Fachkräftepreis bewerben. Das Bundesministerium für Arbeit zeichnet innovative Lösungen und Beiträge zur Fachkräftesicherung und -gewinnung in insgesamt sieben Kategorien aus.