Lohnt der Umstieg aufs Dienstfahrrad?

| Zahlen & Fakten Zahlen & Fakten

In Zeiten hoher Benzinpreise kann das tägliche Pendeln zum Arbeitsplatz ins Geld gehen. Manche denken darüber nach, für die Strecke künftig aufs Firmenrad zu steigen. Aber was ist das eigentlich, und für wen lohnt sich das wirklich? Die wichtigsten Antworten im Überblick.

Was ist überhaupt ein Dienstrad - und wie komme ich dran?

Ein Dienstrad ist ein Fahrrad, E-Bike oder Cargobike, das der Arbeitgeber einem oder einer Beschäftigten überlässt. «Es kann sowohl beruflich und für Pendelstrecken als auch privat genutzt werden», sagt Elena Laidler-Zettelmeyer vom Bundesverband Zukunft Fahrrad (BVZF). Interessierte sollten sich an ihren Arbeitgeber wenden.

Grundsätzlich kommen zwei Möglichkeiten in Frage: Es gibt zum einen das weit verbreitete Dienstrad-Leasing, bei dem Arbeitgeber Diensträder von einem Leasinganbieter leasen und den Beschäftigten zur Verfügung stellen. Zum anderen etabliert sich derzeit ein Dienstrad-Abonnement, bei dem Kunden sich ein Rad ihrer Wahl mieten und dafür eine monatliche Rate zahlen.

Wie finanziert sich das?

Im Regelfall wird das Fahrrad über Gehaltsumwandlung finanziert. Heißt konkret: «Beim Dienstrad-Leasing verzichtet der Arbeitnehmer oder die Arbeitnehmerin etwa für die Dauer der Rad-Überlassung auf Barlohn in Höhe der Nutzungsrate und gegebenenfalls der Versicherungen», sagt Daniela Karbe-Geßler vom Bund der Steuerzahler.

Die monatlichen Raten müssen die Beschäftigten nicht wie ihren restlichen Lohn versteuern. Nur die private Nutzung, der geldwerte Vorteil, ist mit 0,25 Prozent von der unverbindlichen Preisempfehlung zu versteuern. Der Arbeitgeber kann sich mit Zuschüssen an den Raten beteiligen.

Erhalten Beschäftigte das Dienstrad zusätzlich zum Arbeitslohn in Form eines Gehaltsextras und übernimmt der Arbeitgeber die anfallenden Kosten vollständig, entfällt die Versteuerung des geldwerten Vorteils. Das Dienstrad ist also für die Beschäftigten kosten- und steuerfrei.

Ob es um ein Fahrrad-Abo oder ein Leasing-Angebot geht, macht in der Regel keinen Unterschied. «Fahrräder im Abonnement bringen die gleichen steuerlichen Vorteile und Möglichkeiten wie beim Leasing», sagt Laidler-Zettelmeyer. Auch hier ist eine Finanzierung per Gehaltsumwandlung - mit oder ohne Arbeitgeberzuschuss - oder eine komplette Übernahme der Kosten durch den Arbeitgeber möglich.

Wichtig zu wissen: «Damit ein Dienstrad steuerlich anerkannt wird, muss die Überlassung im Arbeitsvertrag geregelt sein», sagt Karbe-Geßler.

Was gilt steuerlich für Selbstständige und Freiberufler?

Wer als Selbstständiger und Freiberufler das betriebliche Fahrrad auch privat nutzt, muss dies nicht als Privatentnahme versteuern. «Beim Leasing können die Raten monatlich in voller Höhe als Betriebsausgabe geltend gemacht werden», so Karbe-Geßler.

Welche Kosten für ein Dienstrad kommen auf Beschäftigte zu?

Das hängt maßgeblich von zwei Faktoren ab. Erstens von dem Wert des Fahrrads und zweitens von der Höhe des Zuschusses durch den Arbeitgeber. Viele Dienstrad-Leasing-Anbieter haben einen Rechner auf ihrer Website, mit dem sich die individuellen Kosten berechnen lassen.

Für wen lohnt sich das wirklich?

Das Dienstrad per Leasing ist laut Laidler-Zettelmeyer bis zu 40 Prozent günstiger als der Direktkauf. Beschäftigte profitieren finanziell umso mehr, je stärker sich der Arbeitgeber an den Kosten beteiligt.

Auch hier können sich Berufstätige mit Hilfe der Rechner auf den Seiten der Dienstrad-Leasing-Anbieter selbst informieren und ihre Vorteile berechnen. Beim Abo-Modell lassen sich Laidler-Zettelmeyer zufolge bis zu 55 Prozent der Kosten einsparen.

Neben den finanziellen Vorteilen gibt es natürlich andere positive Effekte - etwa für die eigene Fitness oder das Klima.

Was sollte man in finanzieller Hinsicht sonst noch beachten?

Durch ein Dienstrad per Gehaltsumwandlung sinken die Sozialversicherungsbeiträge, da der Bruttolohn reduziert wird. «Dies wirkt sich unter anderem geringfügig auf den späteren Rentenbezug aus», so Laidler-Zettelmeyer. Allerdings sei der Effekt überschaubar. Die finanziellen Vorteile gegenüber dem Fahrrad-Direktkauf würden die Auswirkungen auf die Rente ausgleichen.

Übrigens: Auf die Entfernungspauschale hat die Nutzung eines Dienstrades keinen Einfluss. «Trotz Dienstrad kann man für das Pendeln per Rad für jeden Arbeitstag 30 Cent pro Entfernungskilometer und ab dem 21. Kilometer 35 Cent in der Steuererklärung ansetzen», sagt Karbe-Geßler. Ihr zufolge ist es auch möglich, gleichzeitig ein Dienstrad und einen Firmenwagen zu nutzen.

Habe ich derzeit überhaupt eine Chance auf ein Rad?

Derzeit funktionieren die Lieferketten im Fahrradbereich nicht vollständig reibungslos - wie in vielen anderen Branchen auch. Hinzu kommt, dass sich Fahrräder derzeit einer großen Nachfrage erfreuen. «Nicht jedes Fahrrad ist zu jedem Zeitpunkt sofort lieferbar», sagt Laidler-Zettelmeyer. Grundsätzlich bestehe aber kein Mangel an guten und hochwertigen Fahrrädern.

Gibt es sinnvolle Alternativen?

Alternativ zu einem reinen Dienstfahrrad kann der Arbeitgeber auch ein Mobilitätsbudget anbieten. Hier haben die Angestellten Wahlfreiheit und können sich individuell ein Angebot aus Dienstrad, Jobticket, Bahncard und Budget für Fahrrad- und Car-Sharing zusammenstellen. (dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Ein Weihnachtsmarkt ohne Musik ist für viele undenkbar. Doch die vielerorts gestiegenen Gema-Rechnungen sorgten 2023 für Unmut. Die Verwertungsgesellschaft setzt nun auf mehr Infos für Veranstalter.

Deutschlands Arbeitnehmer machen die Kaufkraftverluste aus den Hochinflationszeiten weiter wett. Im zweiten Quartal übertrafen die Steigerungen der Bruttolöhne das fünfte Mal in Folge die Entwicklung der Verbraucherpreise.

Die BAT-Stiftung für Zukunftsfragen hat den „Freizeit-Monitor 2024“ vorgestellt. Für die seit 1982 regelmäßig durchgeführte Untersuchung wurden im Juli und August Bürger ab 18 Jahren zu über 100 unterschiedlichen Freizeitaktivitäten befragt.

Ein aktueller Bericht des Arbeits- und Wirtschaftsministeriums bescheinigt der Lehrlingsausbildung in Österreich ein Langzeittief. Besonders auffällig ist die Entwicklung in der Tourismusbranche, wo sich die Zahl der Lehrlinge in den letzten 15 Jahren mehr als halbiert hat.

Wer bereits alle Urlaubstage für das Jahr aufgebraucht hat und dennoch eine Auszeit benötigt, kann unbezahlten Urlaub beantragen. Doch nicht immer hat ein solcher Antrag Aussicht auf Erfolg.

Arbeitsmittel sparen – auf Kosten der Mitarbeiter? Manche Arbeitgeber bitten ihre Angestellten, den eigenen Laptop für die Arbeit zu nutzen. Doch sind Arbeitnehmer verpflichtet, dem zuzustimmen?

Es beginnt harmlos – ein beiläufiger Kommentar über die bevorstehende Wahl. Doch was passiert, wenn das lockere Politik-Gespräch am Arbeitsplatz in hitzige Debatten mit extremen Positionen umschlägt?

Bis zum 23. September können sich auch Hoteliers und Gastronomen um den Deutschen Fachkräftepreis bewerben. Das Bundesministerium für Arbeit zeichnet innovative Lösungen und Beiträge zur Fachkräftesicherung und -gewinnung in insgesamt sieben Kategorien aus.

Vom 29. September bis 6. Oktober 2024 findet wieder die Aktionswoche: Zu gut für die Tonne! des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft statt. Bundesweite Mitmach-Aktionen rund um das Thema „Lebensmittelverschwendung“ sollen zu einem nachhaltigen Umgang mit Ressourcen motivieren.

Azubis werden dringender denn je gesucht: In der aktuellen "Ausbildungsumfrage 2024" meldet die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) einen Höchststand bei der Zahl der Betriebe, die nicht genügend Nachwuchs finden. Das Gastgewerbe gehört neben Industrie, Handel, Verkehrsbranche und Baugewerbe zu den am meisten betroffenen Branchen.