Mehr als jeder zweite Deutsche hat einmal wöchentlich Angst vor der Arbeit

| Zahlen & Fakten Zahlen & Fakten

Headspace, Anbieter einer digitalen Plattform für psychische Gesundheit, hat den mittlerweile fünften "Annual Workforce Attitudes Toward Mental Health Report" basierend auf Daten von Hunderten CEOs und Tausenden Arbeitnehmenden weltweit veröffentlicht. Für die repräsentative Studie, die die Ursachen von Stress und Burnout am Arbeitsplatz untersucht, wurden auch 103 CEOs und 1.009 Angestellte in Deutschland befragt.

Dabei kam heraus, dass jeder dritte Mitarbeitende (33 Prozent) täglich extrem hohen psychischen Druck bei der Arbeit verspürt. Insbesondere das Verhalten von Führungskräften kann sich negativ auf die Gesundheit der Arbeitnehmenden auswirken. Im Ländervergleich mit den USA, UK und Australien ist die Belastung durch eine vom Management vorgegebene ungesunde Arbeitsmenge in Deutschland sogar am höchsten. Außerdem leiden deutsche Arbeitnehmende im Ländervergleich am stärksten unter einer toxischen Arbeitskultur des Top Managements.

59 Prozent der Deutschen haben mindestens einmal wöchentlich Angst vor der Arbeit

Der Gedanke an die Arbeit löst bei der Mehrheit der Deutschen mindestens einmal pro Woche ein starkes Gefühl der Angst aus (59 Prozent), fast jeder Fünfte (17 Prozent) ist sogar täglich mit dieser Empfindung belastet. Im Ländervergleich liegt Deutschland mit diesem Wert vor den USA, UK und Australien. Was die befragten deutschen Arbeitnehmenden besonders stresst, ist vor allem die Angst, noch mehr Verantwortung übernehmen zu müssen (47 Prozent). Direkt dahinter folgt mit 46 Prozent ein belastendes Gefühl der mangelnden Stabilität. Die Mitarbeitenden geben an, ständig in der Sorge zu sein, dass etwas Unvorhergesehenes passieren könnte. Außerdem treibt sie die Angst um, die Erwartungen an ihre Position nicht erfüllen zu können (ebenfalls 46 Prozent). Die Studie von Headspace gibt darüber hinaus Einblick, inwiefern sich Arbeitnehmende in Deutschland von innovativen Technologien wie KI bedroht fühlen: Die Angst, dadurch den Arbeitsplatz zu verlieren oder davon stark betroffen zu sein, wird von 39 Prozent der Befragten geteilt.

Gefragt nach den belastendsten Themen außerhalb des Arbeitsplatzes geben die meisten Arbeitnehmenden an, um ihre eigene Gesundheit besorgt zu sein (30 Prozent). Direkt dahinter mit 29 Prozent folgt die Angst, aufgrund von erhöhter Arbeitsmenge und fehlendem Personal an Burnout zu erkranken. Auf Platz drei der größten Stressmacher landet die Verantwortung für die eigenen Kinder (27 Prozent), deren Betreuung oft eine zusätzliche Herausforderung für Mitarbeitende darstellt.

Das so genannte „Quiet Quitting“, also die Entscheidung von Arbeitnehmenden, nur das Nötigste innerhalb der vertraglich vereinbarten Arbeitszeiten zu erledigen, anstatt Überstunden zu machen oder Mehrarbeit zu leisten, trifft auf einen von vier Arbeitnehmenden in Deutschland zu. Die Studie von Headspace zeigt auf, dass 24 Prozent ihre Aufgaben einfach nur abarbeiten, ohne darüber nachzudenken oder von ihrer Arbeit gelangweilt sind. Ähnlich geht es Arbeitnehmenden in Australien (21 Prozent) und Großbritannien (25 Prozent), wohingegen nur 8 Prozent der befragten Arbeitnehmenden in den USA sich als nicht sonderlich engagiert beschreiben oder ihren Job einfach ohne nachzudenken abarbeiten.

Millennials leiden am stärksten unter Krisen, die Gen Z kommt am besten klar

Die Pandemie, der russische Angriffskrieg auf die Ukraine und die daraus folgenden wirtschaftlichen Krisen haben sich stark negativ auf die psychische Gesundheit von Mitarbeitenden ausgewirkt. Die Studie von Headspace schlüsselt auf, dass die Generationen global allerdings unterschiedlich mit den Belastungen umgehen. Eine Altersgruppe ist am stärksten beeinträchtigt: Mehr als jeder dritte Millennial (36 Prozent) weltweit fühlt sich schlechter als letztes Jahr. Bei der Gen Z sind die Fähigkeiten, mit dem ständigen Wandel umzugehen, höher. Hier geben nur 28 Prozent an, sich gegenüber dem Vorjahr psychisch belasteter zu fühlen. In Deutschland gibt ebenfalls jeder dritte Millennial-Arbeitnehmende (30 Prozent) an, sich in diesem Jahr schlechter zu fühlen als 2022. Umgekehrt gibt nur ein Fünftel (21 Prozent) der Befragten aus der Gen Z an, psychisch stärker belastet zu sein als im Vorjahr, und 53 Prozent sagen, dass sie sich 2023 viel besser fühlen als noch 2022.

Während global die große Mehrheit der Arbeitnehmenden (87 Prozent) angibt, dass ihre Führungskräfte über ihre eigene emotionale und mentale Gesundheit sprechen, sind es in Deutschland sogar 94 Prozent der Befragten. 27 Prozent von ihnen fühlen sich damit noch unwohl und wünschen sich, ihre Vorgesetzten würden nicht über ihre mentale Gesundheit sprechen, in der Generation der Babyboomer sind es sogar 50 Prozent. Gen Z und Millenials wiederum begrüßen mit 83 Prozent und 79 Prozent Zustimmung die Offenheit von Führungskräften, über ihre mentale Gesundheit zu sprechen.


Zurück

Vielleicht auch interessant

Auf Karriereportalen oder per Messenger: Gefälschte Stellenanzeigen sind nicht immer auf den ersten Blick als solche zu erkennen. Diese Betrugsmaschen sollten Sie kennen, um sich zu schützen.

Die Besucher auf dem Münchner Oktoberfest werden jünger. 18- bis 29-Jährige machten in den ersten neun Tagen des Festes 27 Prozent der volljährigen Besucher aus. Seit 2019 hat sich der Anteil damit fast verdoppelt.

Das Finanzamt gewährt steuerliche Vergünstigungen für den Weg zur Arbeit. Voraussetzung ist, dass Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer die günstigste Strecke nutzen. Aber: Welche ist das?

Ein Arbeitsverhältnis kann auch mit einem Aufhebungsvertrag enden. Meist springt für Beschäftigte dabei eine Abfindung raus. Aber wie hoch muss die ausfallen? Gibt es Vorgaben?

Die deutschen Unternehmen müssen noch größere Anstrengungen unternehmen, um den Datenschutz umzusetzen. In rund zwei Drittel der Unternehmen hat der Aufwand für den Datenschutz im vergangenen Jahr zugenommen.

Es regnet durchs Fenster oder gleich ein Rohrbruch und Wasserschaden. Auch wenn solche Angelegenheiten dringend erscheinen: Beschäftigte dürfen nicht ohne Weiteres während der Arbeitszeit nach Hause gehen, um sich um die Reparatur zu kümmern.

Dass Bürgerinnen und Bürger für den Erhalt von Wohlstand mehr arbeiten müssen, glauben im Westen des Landes und in Berlin mehr Menschen als im Osten. Das geht aus einer Auswertung des Karrierenetzwerks Xing hervor.

Der Zahl der Arbeitslosen geht in Deutschland seit längerer Zeit schrittweise nach oben. Eine schwache Herbstbelebung rückt die Drei-Millionen-Grenze für den Winter in den Blick.

Nach Schätzung des Handelsverbandes Deutschland (HDE) haben in Deutschland lebende Personen in diesem Jahr während ihres Sommerurlaubs im Inland rund fünf Milliarden Euro im Einzelhandel ausgegeben. Der Sommerurlaub im eigenen Land sei damit ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, so der Verband.

Vor Jahren noch war der «Goldene Handschlag» im Alter von unter 60 Jahren ein durchaus bekanntes Phänomen in der Arbeitswelt. Inzwischen werden Ältere aber gebraucht - und bleiben auch länger im Job.