Ost- und Süddeutsche trinken am meisten, der Westen isst weniger gesund

| Zahlen & Fakten Zahlen & Fakten

Ost- und Süddeutsche trinken einer Studie zufolge häufiger riskante Mengen Alkohol als die Menschen im Norden und Westen der Bundesrepublik. Dafür ernähren sich die Ostdeutschen gesünder als die Westdeutschen, wie ein Forscherteam um Josefine Atzendorf vom Max-Planck-Institut für Sozialrecht und Sozialpolitik in München herausfand. «Beim Rauchen und bei körperlicher Aktivität gab es keine regionalen Unterschiede.» Atzendorfs Schlussfolgerung: «Beim riskanten Alkoholkonsum sollte man sich bei Präventionsmaßnahmen auf regionale Unterschiede beziehen, beim Rauchen, ungesunder Ernährung und beim Sport aber eher auf bundesweite Maßnahmen setzen.»

Normalerweise differenzierten Studien zum Gesundheitsverhalten nur nach Geschlecht oder Alter, erläuterte Atzendorf. Ihre im Fachmagazin «BMC Public Health» erschienene Studie hingegen fokussiere auf regionale Unterschiede. Sie zeige aber auch, dass Frauen weniger Alkohol trinken und sich weniger bewegen, dafür aber gesünder essen als Männer. Auch ernährten sich gebildete Bevölkerungsschichten im Vergleich zu weniger gebildeten besser, tränken aber mehr und machten weniger Sport.

Für ihre Studie hatte das Team um Atzendorf die Daten von 9204 Befragten zwischen 18 und 64 Jahren aus dem Epidemiologischen Suchtsurvey 2015 ausgewertet. Ein Ergebnis: In Ostdeutschland zeigten 18,3 Prozent der Bevölkerung ein riskantes Trinkverhalten, in Süddeutschland 16,7 Prozent. Für West- und Norddeutschland lagen die Werte bei 14,6 und 13,9 Prozent. Als riskant stuften die Forscher es ein, wenn eine Frau täglich 12 Gramm oder mehr Alkohol trank. Für Männer lag der Wert bei 24 Gramm Alkohol pro Tag.

Belastbare Erklärungen liefert die Beobachtungsstudie für diese Unterschiede nicht. Dennoch hat Atzendorf einige Ansätze: «Beim Alkohol kann man schon sagen, dass das historisch anders gewachsen ist. In der DDR hatte der Alkohol eine andere Bedeutung als in der Bundesrepublik.» Dort wurde nach Angaben von Suchtforschern besonders viel Alkohol getrunken. Unterschiedliche kulturelle Normen könnten auch den Nord-Süd-Unterschied erklären: «Im Süden hat man mehr Biergärten und Volksfeste, wo ein hoher Alkoholkonsum normal ist.»

Das sieht auch Thomas Lampert vom Robert Koch-Institut in Berlin so. «Wir gehen davon aus, dass beim Alkoholkonsum auch soziokulturelle Gründe eine Rolle spielen, so wie auch Ernährungsgewohnheiten sehr traditionell sind.» Rauchen etwa sei in Sachsen schon immer vergleichsweise verpönt gewesen. Dennoch lasse sich ein großer Trend immer wieder sehen, betonte der Leiter der Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring: «Die regionalen Unterschiede sind sehr eng mit sozioökonomischen Rahmenbedingungen verbunden» - etwa mit Arbeitslosigkeit, Armut, Wirtschaftskraft und Infrastruktur.

Das RKI hatte vor kurzem ähnliche Fragestellungen untersucht, war aber zum Teil zu abweichenden Ergebnissen gekommen - so zeigten sich regionale Unterschiede in dieser Studie auch mit Blick auf Rauchen und Sport. Dies könne sich durch die unterschiedlichen Datengrundlagen, aber auch durch unterschiedliche Definitionen der Häufigkeit bestimmter Verhaltensweisen erklären, etwa von «regelmäßig», erläuterten die Forscher. (dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Aufhören oder weitermachen? Woran man merkt, dass man zu alt für den Job ist - und welche Wege es in den Ruhestand gibt: Experten zeigen unterschiedliche Wege auf.

Nach der Rezession 2023 sehen Wirtschaftsforscher die deutsche Wirtschaft auf der Stelle treten: Die Industrie schrumpft, die Hoffnung auf eine Erholung durch mehr Exporte und Konsum ist zerstoben.

Hier eine Pizza, da ein Eis - statt Obst und Gemüse. Die Ernährung vieler Kinder weicht einer Analyse zufolge teils deutlich von den Empfehlungen ab. Das kann fatale Folgen haben, warnen Fachleute.

Ransomware hat sich in Deutschland zu einem lukrativen Geschäftszweig für Cyberkriminelle entwickelt. In den vergangenen zwölf Monaten wurden 6 von 10 Unternehmen auf diese Weise angegriffen.

Trotz Digitalisierung und Automatisierung müssen immer noch viele Menschen in ihrem Job harte körperliche Arbeit verrichten. Im Gastgewerbe sind es rund 40 Prozent der Erwerbstätigen, die schwer schuften müssen.

Bei Angestellten in Deutschland - ob vor Ort oder im Homeoffice - dauert die Mittagspause nur 20 bis 30 Minuten, findet oft am Schreibtisch statt und meist kommt selbst vorbereitetes Essen auf den Tisch.

Für viele ist der Firmenwagen mehr als ein Auto: Er ist Statussymbol, Teil des Gehalts und Arbeitsmittel. Wird der Wagen gestrichen, ist der Ärger mitunter groß. Aber ist das überhaupt erlaubt?

Work-Life-Balance ist längst nicht mehr nur Sache der jüngeren Generationen: Eine Studie zeigt, dass die Mehrheit der Arbeitnehmer lieber mehr freie Zeit hätte. Welchen Preis würden sie dafür zahlen?

Insgesamt 479.800 neue Ausbildungsverträge wurden im Jahr 2023 in Deutschland in den insgesamt 328 staatlich anerkannten Ausbildungsberufen abgeschlossen. Das vermeldet destatis diese Woche. Das sind 2,1 Prozent mehr als 2022 und damit erstmals seit der Coronakrise wieder ein deutliches Plus. Im Gastgewerbe sehen die Zahlen noch deutlich besser aus.

Zum Start des Ausbildungsjahres rückt die Kluft zwischen unbesetzten Lehrstellen und Schulabgänger ohne Ausbildungsplatz wieder in den Blickpunkt. Dass junge Menschen und Betriebe häufig nicht zueinander finden, hat mehrere Ursachen. Ein Grund: Unternehmen und junge Menschen kommunizieren oft aneinander vorbei.