Tourismuswirtschaft fordert Konjunkturprogramm

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Der Bundesverband der Deutschen Tourismuswirtschaft fordert, dass die Tourismuswirtschaft Teil eines Konjunkturprogramms der Bundesregierung wird. Der Verband berichtet von „massiven wirtschaftlichen Einbußen“ und befindet sich, laut eigener Aussage, in intensiven Gesprächen mit dem Bundeswirtschaftsministerium.

„Sicherheit und Gesundheit ihrer Gäste haben für die Branche traditionell oberste Priorität. Um die Freiheit des Reisens auch in Zukunft sicherzustellen, muss oberstes Ziel im Interesse der Menschen und Unternehmen die schnelle Eindämmung des Coronavirus sein“, so BTW-Präsident Dr. Michael Frenzel. „Die Branche ist bereit, alle ihr selbst möglichen Maßnahmen zu ergreifen, um im direkten Kontakt zu den Gästen genauso wie mit den Mitarbeitern bei der Eindämmung des Virus mitzuhelfen.“

„Gleichzeitig ist die Coronavirus-Krise für viele Leistungsträger der Tourismuswirtschaft - von Airlines über Hotels und Gaststätten bis hin zu Reisebusunternehmen und Veranstaltern - schon jetzt mit teils massiven wirtschaftlichen Einbußen verbunden und ein Ende der Krise ist bei Weitem nicht abzusehen. Um die Branche und ihre 3 Millionen Mitarbeiter und mehreren Hunderttausend meist mittelständischen Unternehmen zu stützen, muss die Tourismuswirtschaft deshalb zwingend Teil eines Konjunkturprogramms der Bundesregierung sein.“ Unmittelbar notwendig ist es zudem, die Kriterien für Liquiditätshilfen betroffener Betriebe deutlich zu vereinfachen.

Auswirkungen Coronavirus: DEHOGA NRW fordert staatliche Unterstützung

Das Gastgewerbe zwischen Rhein und Weser spürt zunehmend die Folgen durch die Verbreitung des Coronavirus. Besonders dramatisch ist die Situation bei der Absage von Messen oder anderen Großveranstaltungen. „Wenn in Köln, Düsseldorf oder Essen wie geschehen Messen abgesagt oder verschoben werden und Großveranstaltungen wie der Cyber Security Tech Summit Europe 2020 in Bonn ausfallen, bedeutet das nicht nur weniger Übernachtungen in den Messestädten und deren Umgebung, sondern auch massive Umsatzausfälle für Eventcaterer und Restaurants, die traditionell viele Messebesucher bewirten“, beschreibt Bernd Niemeier, Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes in Nordrhein-Westfalen (DEHOGA NRW), den Ernst der Lage. Darüber hinaus werden über das ganze Land verteilt, also auch in ländlichen Regionen, geschäftsbedingte Übernachtungen oder geschlossene Gesellschaften storniert. Die Auswirkungen des Coronavirus drohen die erfolgreiche Entwicklung des Tourismus in Nordrhein-Westfalen massiv auszubremsen.

Vor dem Hintergrund der steigenden, potenziell existenzvernichtenden und arbeitsplatzgefährdenden Belastungen erwartet die Branche politische Unterstützung. DEHOGA-Präsident Niemeier: „Wir brauchen jetzt von unserer Landes- wie unserer Bundesregierung effektive, schnelle, unbürokratische Liquiditätshilfen und Fördermaßnahmen. Und dazu steuerliche Entlastungen der gastgewerblichen Betriebe, die mittel- und langfristig wirken. Dabei geht es nicht nur um die Existenz der Betriebe, sondern auch um die von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, deren Arbeitsplätze in Gefahr geraten.“ Im Gastgewerbe in Nordrhein-Westfalen arbeiten in rund 50.000 Betrieben mehr als 400.000 Beschäftigte und erwirtschaften mehr als 16,5 Milliarden Euro Umsatz.

Wie hoch der Schaden tatsächlich liegt, lässt sich noch nicht beziffern. „Erste Rückmeldungen aus den Betrieben zeigen allerdings, dass Hotelgesellschaften und Eventgastronomen Einbußen im hohen sechs- bis siebenstelligen Bereich zu verkraften haben“, sagt Niemeier. Für eine fundierte Einschätzung der Lage wird der DEHOGA im Laufe der Woche eine Erhebung starten.

Auch DEHOGA Bayern erwartet staatliche Unterstützung für geschädigte Betriebe

Das bayerische Gastgewerbe wird durch den Ausbruch des neuartigen Coronavirus massiv getroffen, sagt der DEHOGA-Bayern: „Nicht nur die Absage von Großveranstaltungen wie der Internationalen Handwerksmesse führt zu ausbleibenden Gästen sowie massenhaften Stornierungen“, berichtet Angela Inselkammer, Präsidentin des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes DEHOGA Bayern. Auch wenn sich der Schaden noch nicht seriös beziffern lässt, zeigen Rückmeldungen aus Betrieben, dass Hotelgesellschaften und Eventgastronomen Einbußen im hohen sechs- bis siebenstelligen Bereich zu verkraften haben. „Leere Betten bedeuten dabei immer auch leere Restaurants, was schnell zu dauerhaften Folgeschäden für den Tourismus, Bayerns zweitwichtigste Leitökonomie, führen kann“, führt Inselkammer aus, denn: „Der ohnehin stattfindende Prozess des Wirtshaussterbens wird aufgrund des Umsatzrückgangs erheblich beschleunigt werden und einmal geschlossene Betriebe werden ihre Türen für immer geschlossen haben.“

 Aus diesem Grund fordert der DEHOGA Bayern ein umfassendes Maßnahmenpaket seitens der Bundes- und Landesregierung. Hierunter fällt zum Beispiel eine Änderung der Kurzarbeitergeldregelung, die bis zum Ende der Pandemie gelten muss, die eine 100-prozentige Erstattung der Sozialabgaben sowie den Verzicht auf die Drittelregelung beinhaltet und nicht erst ab Antragstellung gilt, sondern ab dem Zeitpunkt des Arbeitsausfalls. Inselkammer: „Der Fokus sollte auf unbürokratischen und für klein- und mittelständische Betriebe leicht umsetzbaren Maßnahmen liegen. Wir dürfen bei den politischen Entscheidungen nicht nur ´auf Sicht fahren´. Deswegen benötigen wir sowohl schnell wirkende, effektive Liquiditätshilfen und Fördermaßnahmen, als auch endlich den reduzierten Umsatzsteuersatz für Essen, unabhängig davon, wo gekauft, wie zubereitet und wie gegessen. Letztere Maßnahme ist unerlässlich, um das Gastgewerbe strukturell in die Lage zu versetzen, derartige Krisen durchstehen zu können.“

Eilige Umfrage des RDA zu Schäden durch das Coronavirus mit überwältigender Resonanz

Die Ausbreitung des Coronavirus in Europa belastet auch die Bus- und Gruppentouristik. Die Branche beklagt Umsatzrückgänge als Folge von Reisestornierungen und -absagen sowie einen abrupten Abbruch der Reisenachfrage.

Der RDA Internationaler Bustouristik Verband e.V. führt derzeit eine landesweite eilige Umfrage durch, um den Schaden der Branche gegenüber dem Bundeswirtschaftsministerium zeitnah beziffern zu können. Mittlerweile haben sich weitere Verbände der Umfrage angeschlossen.

„Die Rückmeldungen aus den Unternehmen erreichen uns im Minutentakt. Es ist zu erkennen, dass die gesamte Branche erheblich betroffen ist. Der Buchungsrückgang liegt zwischen 20 bis 35 Prozent zum Vorjahr. Die wirtschaftliche Herausforderung für die Betriebe ist beispiellos. Der RDA wird sich bei der Bundesregierung für rasche und unkomplizierte Hilfsmaßnahmen einsetzen“, so RDA Präsident Benedikt Esser.

VUSR fordert nach ITB-Absage Runden Tisch mit Vertretern von Verbänden, Kooperationen, Veranstaltern sowie aus der Politik

 „Wir brauchen Geschlossenheit in der Kommunikation“: Dies fordert der Verband unabhängiger selbständiger Reisebüros e.V. (VUSR) nach der Absage der weltweit größten Reisemesse ITB Berlin 2020 und appelliert an das Verantwortungsbewusstsein der Branchenverbände, Reisebüro-Kooperationen, Reiseveranstalter sowie Entscheidungsträger aus der Politik.

„Es ist wichtig, gemeinsam Konzepte und Maßnahmen zu erarbeiten und umzusetzen, damit die Kunden die Freude am Reisen nicht verlieren“, bekräftigt die VUSR-Vorsitzende Marija Linnhoff. „Es ist unabdingbar, in diesen stürmischen und für die Touristik auch schweren Zeiten zusammenzuhalten und mit einer Stimme zu sprechen.“

Erste Veranstalter haben Linnhoff zufolge bereits mit kostenlosen Stornierungsmöglichkeiten auf die weltweiten Auswirkungen der zunehmenden Ausbreitung des Corona-Virus reagiert und auch erste Kooperationen haben positive Zeichen gesetzt. Der Verbandsvorsitzenden ist dies jedoch zu wenig.

Linnhoff fordert im Namen des VUSR e.V. einen Runden Tisch mit Vertretern der Verbände, Kooperationen, Veranstalter und der Politik. „Wir brauchen ein einheitliches und vor allem zielführendes Krisenmanagement, bei dem beispielsweise festgelegt wird, was von politischer Seite für Reisebüros getan werden kann, denen nach der Thomas-Cook-Pleite des Vorjahres nun neues Ungemach droht“, bekräftigt sie. Festgelegt werden müsse auch, was Veranstalter und Kooperationen beitragen können, um die Kommunikation zum einen untereinander, zum anderen auch nach außen positiv zu beschleunigen. „Es kann und darf nicht wieder sein, dass das hervorragende Krisenmanagement kostenlos von den Reiseverkäufern durchgeführt wird“, warnt Marija Linnhoff. „Hier ist definitiv auch die Politik gefordert, Gelder zur Verfügung zu stellen.“


 

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