Wie die Deutschen ihre Freizeit verbringen

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In einer Welt, die zunehmend von digitalen Möglichkeiten bestimmt wird, hat sich das Internet als das zentrale Tor zur Freizeitwelt etabliert. Ob zum Informieren, zur Unterhaltung, zur sozialen Vernetzung oder zur Verhinderung von Langeweile – das Netz ist omnipräsent und spielt eine immer größere Rolle im täglichen Leben. Aktuell geben 97 Prozent der Bundesbürger an das Internet mindestens einmal pro Woche zu nutzen, womit es zur unangefochtenen Nummer eins unter den Freizeitaktivitäten wird.

„Das Internet ist allgegenwärtig – ob auf der Couch, im Bett oder unterwegs – und begleitet uns jederzeit. Entsprechend ist es mittlerweile ein unverzichtbarer Begleiter unserer Freizeit, ermöglicht es uns doch diese so zu gestalten, wie es unseren individuellen Bedürfnissen entspricht“, so Professor Dr. Ulrich Reinhardt, der Wissenschaftliche Leiter der BAT-Stiftung für Zukunftsfragen.

Neben dem World Wide Web prägen weitere mediale Angebote die Top 10 der häufigsten Freizeitaktivitäten. Von mit dem Smartphone spielen, über das Fernsehen bis hin zum Musik hören, mit allen Angeboten vergeht die Freizeit wie im Flug.

Trotz der Dominanz der Medien schätzen viele Bürger ihre Erholungsphasen in den eigenen vier Wänden. Regenerative Tätigkeiten wie Ausschlafen, Chillen oder Nachdenken gehören für viele zum festen Bestandteil ihres Alltags, da sie maßgeblich zur Entschleunigung beitragen. Soziale Aktivitäten finden ebenfalls überwiegend im häuslichen Umfeld statt. Gespräche mit dem Partner sowie Treffen mit den Freunden oder Nachbarn sind weiterhin wichtige Bestandteile des gesellschaftlichen Lebens, auch wenn Begegnungen insgesamt seltener geworden sind.
 

Erholung: Chillen statt Pflegen

In einer Zeit, in der Stress und Schnelllebigkeit das tägliche Leben charakterisieren, verändern sich auch die regenerativen Freizeitaktivitäten. Während einst die eigene Pflege oder auch das Ausschlafen eine große Rolle gespielt haben, entschleunigen gegenwärtig viele Bürger ganz bewusst beim Nichtstun – sie wollen dabei abschalten und sich höchsten leicht berieseln lassen. Trotz der Vorzüge, die diese Aktivität bietet, bleibt der Wunsch nach noch mehr Erholung unerfüllt, da viele sich gehemmt fühlen und sich nicht wirklich Zeit für sich selbst nehmen. Wichtig für die Erholung wäre aktives und bewusstes Nichtstun ohne schlechtes Gewissen.

Außerhausbeschäftigungen

Im 10-Jahresvergleich zeigt sich bei einigen Außerhausbeschäftigungen eine Zunahme. Besonders Tagesausflüge und Wochenendfahrten erfreuen sich wachsender Beliebtheit, und zeigen ein gesteigertes Bedürfnis nach erlebnisorientierten Unternehmungen. Auch der Besuch von Restaurants und Flohmärkten sowie ehrenamtliche Tätigkeiten haben zugenommen. Sie verdeutlichen die zunehmende Bedeutung von sozialer Interaktion in der Freizeit.

Leicht rückläufig sind dagegen Freizeitbeschäftigungen wie cruisen mit dem Auto / Motorrad, Vereinsaktivitäten oder der regelmäßige Besuch von Gottesdiensten, Kneipen oder Shopping-Centern. Gemeinsam ist diesen Aktivitäten, dass sie eher als traditionell, bekannt und gewöhnlich wahrgenommen werden und nicht mit neu, ungewöhnlich oder spannend assoziiert werden.

Zwischenmenschlicher Kontakt

Zwischenmenschlicher Kontakte nehmen tendenziell eher ab. Während die technologischen Möglichkeiten zur Vernetzung immer umfassenden werden, nehmen persönliche Begegnungen und gemeinsame Aktivitäten im realen Leben ab. Treffen mit Freunden und Nachbarn oder gemeinsame Zeit mit dem Partner sind seltener geworden. Dies spiegelt nicht nur die wachsenden Anforderungen und die zunehmende Hektik des gegenwärtigen Lebens wider, sondern erneut auch eine Verschiebung hin zu individuelleren und oft digitalisierten Formen des sozialen Austauschs. In einer Zeit ständiger Erreichbarkeit und dem Fokus auf Effizienz verliert die persönliche Nähe paradoxerweise an Wert.

Gleichzeitig offenbart diese Entwicklung eine grundlegende Veränderung in der Bedeutung von Freizeit und zwischenmenschlichen Beziehungen. Die einst so wichtigen sozialen Rituale, wie das Plaudern mit Nachbarn oder die Zeit mit Freunden, verlieren an Relevanz. Für die Zukunft gilt es eine Balance zwischen digitaler Vernetzung und realem menschlichen Kontakt zu finden, um so die wachsende Distanz zu überwinden und die sozialen Bindungen in einer immer schnelllebigeren Zeit zu stärken.

Sportliche Aktivitäten

Im Vergleich der letzten zehn Jahre zeigt sich ein deutlicher Trend hin zu einem aktiveren und gesundheitsbewussteren Lebensstil. Spazierengehen oder andere sportliche Aktivitäten sind für viele Bürger zu festen Bestandteilen der Freizeit geworden. Dies zeigt deutlich wie das Bedürfnis nach Bewegung stetig wächst, gerade vor dem Hintergrund der zunehmenden Digitalisierung und dem damit verbundenen langen Sitzen vor Bildschirmen, ist ein Kontrastprogramm in der Freizeit essentiell.

Auffällig ist hierbei die wachsende Popularität von Fitnessstudios, Jogging und Schwimmen. Diese Aktivitäten werden heute fast doppelt so oft regelmäßig ausgeübt als noch vor zehn Jahren. Dieses zeigt den Wandel hin zu einer Gesellschaft, in der körperliche Fitness und der Erhalt der eigenen Gesundheit einen zunehmenden Stellenwert einnehmen. Zudem wächst der Wunsch nach Flexibilität und Unabhängigkeit, denn mittlerweile ist fast jeder Dritte auch zu Hause sportlich aktiv.

Was gemieden wird und warum

Mit der Zunahme von Freizeitangeboten und Möglichkeiten wächst der Druck auf viele traditionelle Aktivitäten. So ist der Besuch von Spielhallen und Stammtischen, der Gang in Fitnessstudios oder Discotheken, Das Engagement in Vereinen oder den Kirchen für die Mehrheit der Bundesbürger nicht mehr attraktiv. Reinhardt: „Es zeigt sich ein verändertes Verständnis von Freizeit: Weg von traditionellen Formen der Beschäftigung hin zu individuelleren, oft digital geprägten Erfahrungen. Viele Bürger meiden Aktivitäten, die entweder mit festen Verpflichtungen oder sozialen Normen verbunden sind“.


 

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