2G-Plus in NRW: «Wir kämpfen um jeden Gast»

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Mahlende Kaffeemaschinen, lachende Gäste und klirrendes Besteck: Das Café «Florian» in Düsseldorf ist am Mittwoch gut besucht - trotz Corona-Pandemie. Besitzer Abed Mansour liebt sein Café am meisten, wenn es voll ist - nicht nur wegen des Umsatzes, sondern vor allem wegen der Atmosphäre, wie er sagt: «Paris war für mich immer ein Vorbild, das französische Flair.» Doch seit knapp zwei Jahren bestimmen vor allem Masken, Plexiglasscheiben und Impf-Kontrollen die Atmosphäre in der Gaststätte. Ab Donnerstag kommt eine weitere Maßnahme hinzu: die sogenannte 2G-plus-Regelung.

Doppelt Geimpfte und Genesene dürfen Restaurants und Cafés in Nordrhein-Westfalen dann nur noch betreten, wenn sie zusätzlich einen negativen Test vorlegen. Ausgenommen sind Menschen, die zusätzlich zur Grundimmunisierung entweder eine Auffrischungsimpfung (Booster) haben oder in den letzten drei Monaten von einer Infektion genesen sind. Seine Gedanken zu der verschärften Regel fasst der Manager des «Florian», Marcel Mansour, in zwei Wörtern: «Absolute Katastrophe. Man fragt sich erstmal, wie soll ich das händeln? Wie kann ich überhaupt überleben?»

Der Hotel- und Gaststättenverband NRW hält die 2G-plus-Regel wirtschaftlich für ein «Desaster für die Gastronomie». Das sei ein «Quasi-Lockdown», teilte er am Dienstag mit (Tageskarte berichtete).

Bereits jetzt habe die Pandemie seinem Café stark geschadet, sagt Abed Mansour. «Wir haben sehr viel Personal verloren.» Auch knapp die Hälfte der Gäste bleibe aus, vor allem im wichtigen Mittagsgeschäft. «Wenn jetzt noch die extra Impfung dazukommen sollte, dann können Sie es vergessen.» Sein Sohn Marcel stimmt ihm da zu. «Eine Mittagspause dauert in der Regel eine Stunde. Die Leute haben ja gar keine Zeit», sagt er. «Die werden in Zukunft ihre Mittagspause in der Schlange vom Testzentrum verbringen, wenn die noch nicht den Anspruch auf eine Drittimpfung haben.»

Manche Menschen allerdings meiden Cafés und Restaurants auch gerade deshalb, weil ihnen die bisherige 2G-Regel zu lax und das Infektionsrisiko zu hoch ist. Die Frage ist nur, ob die verschärfte Regelung ihnen so viel Sicherheit bietet, dass sie künftig zur Rückkehr in die Gastronomie animiert werden.

Die meisten Gäste, die am Mittwoch im «Florian» frühstücken, sind bereits dreifach geimpft - für sie wird sich ab Donnerstag nichts ändern. Die neue Regel beschäftigt sie aber dennoch. «Also ich denke, es würde einem schon schwieriger fallen. Weil es einem einfach zu kompliziert wird, das Ganze», sagt Claudia Lefen, die mit einer Freundin ihren Geburtstag feiert. «Also sich locker vom Hocker noch mal treffen, das glaube ich nicht. Das Spontane ist weg.»

Zwei Tische weiter genießen Anja und Lutz ihr Frühstück. 2G plus befürworten sie und hoffen, dass die Betreiber die Regel auch kontrollieren. «Mir ist wichtig, dass die Gastronomie das auch umsetzt, also auch prüft. Ich wähle auch gezielt jetzt Restaurants danach aus, wo ich weiß, dass es auch gecheckt wird», sagt Lutz. «Leider ist das nicht überall so, nach wie vor nicht.»

Um ihren Gästen wenigstens etwas Aufwand zu ersparen, wollen die Mansours demnächst auch Schnelltests direkt bei ihnen am Café anbieten. Die neue Corona-Schutzverordnung des Landes macht das möglich, vorausgesetzt, die Tests werden vom Personal überwacht. «Wir werden das machen. Wir kämpfen um jeden Gast», sagt Abed Mansour. Dann schüttelt er den Kopf. Denn dafür braucht er zusätzliches Personal, der Service könnte darunter leiden. Lieber wäre den Mansours ein Lockdown mit Entschädigungszahlungen. «Dann kann man auch seinen Gästen und Kunden reinen Wein einschenken», sagt Marcel Mansour. «Dann weiß jeder, woran er ist.» (dpa)


 

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