Bereits 18 Corona-Fälle nach Restaurantbesuch in Ostfriesland bestätigt

| Gastronomie Gastronomie

Im Zusammenhang mit dem Besuch eines Restaurants im niedersächsischen Landkreis Leer sind 18 Menschen positiv auf das Coronavirus getestet worden. Unter den Infizierten seien 14 Menschen, die am 15. Mai bei der Wiedereröffnung des Lokals in geschlossener Gesellschaft dabei waren, teilte der Landkreis mit. Vier weitere Menschen hätten sich in der Folge angesteckt. Insgesamt sei für 118 Menschen häusliche Quarantäne angeordnet worden. Der Landkreis sucht nach den positiven Corona-Tests weiter nach den Gründen für die Infektionen. Es werde geprüft, ob es in dem Lokal Verstöße gegen die Corona-Auflagen gab, sagte ein Sprecher. Einen Zwischenstand wollte er dazu nicht abgeben. «Das müssen wir abwarten», sagte er.

Eine Befragung der Gäste, die am 15. Mai im Restaurant waren, habe jedoch «Indizien geliefert, dass an dem Abend möglicherweise gegen Corona-Auflagen verstoßen wurde», hieß es vom Landkreis. Diesen Hinweisen werde in einem Ordnungswidrigkeiten-Verfahren nachgegangen, einschließlich einer Anhörung des Betreibers.

Der Inhaber des betroffenen Restaurants in Moormerland hatte am Samstag gesagt, er wisse nicht, ob sich das Virus bei dem Eröffnungsabend seines Lokals verbreitet habe. Es sei auch möglich, dass sich die Menschen vor oder nach dem Abend infiziert hätten. Falls sie sich tatsächlich in dem Lokal angesteckt haben, wäre es der erste bekannte Fall dieser Art seit Wiedereröffnung der Gaststätten.

Private Party im Restaurant?

Niedersachsens Gesundheitsministerin Carola Reimann sagte am Samstag: «Nach ersten Erkenntnissen ist das Infektionsgeschehen nicht auf einen normalen Restaurantbesuch zurückzuführen, stattdessen wurde dort offenbar eine private Party gefeiert.» Eine Notwendigkeit, vom Lockerungskurs für die Gaststätten abzurücken, sah die SPD-Politikerin nicht. Ansteckungen seien nicht vollständig zu verhindern. Entscheidend sei in einem solchen Fall, dass von den Behörden vor Ort konsequent alle Kontakte nachverfolgt würden, um das Infektionsgeschehen so eng wie möglich einzugrenzen.

Ministerpräsident Stephan Weil sagte laut «Hannoverscher Allgemeiner Zeitung» über die Infektionen bei Leer und zuvor in Dissen, «dass wir nach wie vor sehr vorsichtig sein und die Vorgaben beachten müssen». In Dissen bei Osnabrück waren Dutzende Corona-Fälle bei einem Fleischunternehmen festgestellt worden. Der SPD-Politiker ergänzte, dass Niedersachsen die Lockerungen «nur Schritt für Schritt ausweiten» wolle, «ohne den Bogen zu überspannen».

Thüringen hatte zuvor angekündigt, die landesweiten Corona-Beschränkungen Anfang Juni aufzuheben. Zwischen Harz und Nordsee tritt derweil am Montag die dritte von fünf Lockerungsstufen in Kraft. Unter anderem dürfen Restaurants dann wieder mehr als die Hälfte der Plätze vergeben - der Mindestabstand aber bleibt.

Dehoga fordert Aufklärung

In Bezug auf den Corona-Ausbruch bei Leer hat auch der Hotel- und Gaststättenverband Niedersachsen den Landkreis aufgefordert, für Aufklärung zu sorgen. «Wichtig ist jetzt, dass der Landkreis Leer den Infektionsfall in dem meldenden Restaurant lückenlos aufklärt, um genaue Kenntnis von den Ursachen der Infektionskette herzustellen», sagte der Präsident des Dehoga Niedersachsen, Detlef Schröder. Der Verband wolle zudem verstärkt darauf aufmerksam machen, «dass Gastwirte und ihre Gäste nur gemeinsam die strengen Vorgaben der gesetzlichen Abstands- und Hygieneregeln umsetzen können».

Nach Ansicht des Chefvirologen der Berliner Charité, Christian Drosten, sollten Gäste wenn möglich nur den Außenbereich eines Lokals nutzen, notfalls mit Decken. Ansonsten gelte: «Fenster aufreißen, gerade im Sommer, dann kann man wahrscheinlich auch drinnen sitzen. Aber drinnen sollte man eher mit einer Abstandsregel arbeiten.»

Angesichts der wirtschaftlichen Lage schlug Drosten bereits Mitte Mai in einem NDR-Podcast aber auch Hilfen für Lokale vor. «Warum erlaubt man nicht Gastronomien, auch die Bürgersteige mitzubenutzen?», fragte er. Das könne vorübergehend geschehen und natürlich nur, wenn die Fußgänger dann nicht auf die Straße ausweichen müssten.

(dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Vor allem Bars und Foodtrucks versprechen sich von der EM einen kräftigen Umsatzboom. Das Finanztechnologie-Unternehmen SumUp hat die Konsumgewohnheiten am ersten EM-Wochenende in einer kurzen Analyse näher untersucht.

Genau zehn Jahre ist es her, seit Sterne- und TV-Koch Nelson Müller zusätzlich zu seinem Gourmetrestaurant „Schote“ die Brasserie „Müllers auf der Rü“ eröffnet hat. Das Konzept vom Treffpunkt von Freunden bodenständiger, saisonal und regional inspirierter Gourmetküche im Essener Kultviertel Rüttenscheid ging auf.

Noch meldet sich in der Autoschlange bei McDonald's stets ein Mitarbeiter am anderen Ende der Leitung. Bald könnte es ein Chatbot sein. Der US-Konzern sieht darin die Zukunft.

Kneipen in England und Wales leiden unter gestiegenen Kosten für Energie und Lebensmittel, hinzu kommen hohe Steuern. Immer öfter heißt es: «Last orders.» Die Branche fordert Steuersenkungen.

Tim Mälzers „Bullerei“ feiert Jubiläum: Seit 15 Jahren ist das Restaurant fester Bestandteil des Hamburger Schanzenviertels. Gefeiert wird mit einem Nachbarschafts-Straßenfest mit Live-Musik, Tanz und reichlich Speisen und Getränke.

Das Kleine Jacob, die Weinwirtschaft im Hotel Louis C. Jacob in Hamburg, musste während der Pandemie schließen und öffnet nun wieder nach einer Neupositionierung. Die alpenländische Karte hat Thomas Martin komponiert.

Der Guide Michelin hat seine Sterne in Litauen verliehen. Das Land verfügt nun über vier Restaurants mit jeweils einem Michelin-Stern. Vier Restaurants erhielten den Bib Gourmand, eines erhielt den Green Star für Nachhaltigkeit.

Rustikaler Charme im 80er-Jahre-Look - dafür sind Vereinslokale in Kleingartenlagen bekannt. Eine neue Pächter-Generation entrümpelt die Gaststätten und entstaubt das Image.

Das Restaurant Balaustine im neuen Radisson Blu Hotel im Porsche Design Tower hat sich der levantischen Küche verschrieben. Die Küche zelebriert die Geschichte der israelischen Küche und den großen Einfluss der benachbarten Länder.

Frisches Essen vom Roboter? Sodexo bietet am Universitätsklinikum Tübingen mit der weltweit ersten Roboterküche des Hamburger Start-ups goodBytz auch außerhalb der Öffnungszeiten der Betriebsrestaurants und der Cafeterien per Klick warmes Essen an.