Die ganze Wahrheit über die Currywurst

| Gastronomie Gastronomie

Sie gilt als Klassiker für den kleinen Hunger und es gibt sie in verschiedenen Variationen: die Currywurst. Mehrere deutsche Städte beanspruchen den würzigen Snack für sich.

Heiß, scharf und meist in bester Gesellschaft mit Pommes - die Currywurst gilt in Deutschland als Fast-Food-Klassiker und ist vom Imbissstand nicht mehr wegzudenken. Hierzulande sollen angeblich pro Jahr rund 800 Millionen Portionen verzehrt werden - davon allein 70 Millionen nur in Berlin.

Ihre Geschichte reicht 75 Jahre zurück. Doch wer hat sie erfunden? Ist es die Hauptstadt, die der Wurst ihren Status verlieh, oder doch Hamburg, das mit norddeutschem Charme den Imbissklassiker kreierte? Und warum verkauft ein Hotel die Nummer Eins unter den deutschen Snacks für 26 Euro?

Die (vermeintliche) Geburtsstunde

Die Ursprünge der Currywurst sind von vielen Legenden umwoben. Die berühmteste unter ihnen nimmt in Berlin-Charlottenburg ihren Lauf: Am 4. September 1949 soll Herta Heuwer an ihrem Imbissstand aus Langeweile eine neue Rezeptur getestet haben, bei der sie Tomatenmark, Worcestershiresoße, Currypulver und andere Gewürze miteinander vermischte. Die Soße goss sie über eine gebratene und klein geschnittene Brühwurst.

Andere Berichte behaupten, dass Heuwer wegen eines Senf-Engpasses improvisieren musste und so eine neue Soße kreierte. Egal, ob nun genialer Einfall aus Langeweile oder Notlösung: Die Soße wurde zu einem weltweiten Exportschlager.

Made in Hamburg oder Niedersachsen?

1993 veröffentlichte Uwe Timms die Novelle «Die Entdeckung der Currywurst», in der er schildert, wie die Zwischenmahlzeit in der Hansestadt das Licht der Welt erblickt haben soll. Der Geschichte zufolge hat die Imbissbesitzerin Lena Brücker bei einem Sturz die Zutaten Curry und Ketchup gemischt, was zur Entdeckung der Soße führte.

Obwohl Brücker eine fiktive Figur ist, behauptete Timm, 1947 in Hamburg bereits eine solche Wurst gegessen zu haben. Durch die Erzählung wird der Wettstreit zwischen Berlin und Hamburg um die Erfindung weiter angeheizt.

Auch Fürst Alexander zu Schaumburg-Lippe aus Bückeburg bei Hannover beansprucht eine historische Verbindung. Er behauptet, die Currywurst sei in der Schlossküche seiner Familie bereits 1946 erfunden worden. Ein Küchenmeister soll dort nach dem Krieg für Offiziere der britischen Rheinarmee eine Soße aus Aprikosenmarmelade, Tomatenketchup, Curry und Salz zubereitet haben, die möglicherweise als Vorläufer gilt.

Neues Buch - Die ganze Wahrheit über das Kultobjekt

Die Currywurst ist Nationalgericht in Deutschland. Sie ist weit mehr als nur eine Bratwurst mit besonderer Soße – sie ist: ein Mythos. Deshalb ranken sich so viele Geschichten rund um ihre Geburtsstätte. Berlin oder das Ruhrgebiet? Längst sind das nicht die einzigen Orte, die beanspruchen: Hier wurde die Currywurst erfunden. Dabei gibt es doch klare Hinweise. Welche Rolle spielt New York? Was ist ein Asi-Teller? Wo gibt es die teuerste Currywurst? Neben zahllosen historischen Fakten bis hin zu den „Zehn Geboten der Currywurst“. Alle drängenden Fragen werden auf leichte Art jetzt in einem Buch beantwortet, das Tim Koch und Gregor Lauenburger geschrieben haben. Das Buch verspricht die „ganze Wahrheit über das Kultobjekt“. Hier direkt zum Buch: https://klartext-verlag.de/buecher/sachbuch/6586/alles-currywurst-oder-was

Die größte Portion der Welt

Einen Rekord hat Niedersachsen dafür sicher: Am 30. April 2010 schafft es ein Großküchenhersteller in Wolfenbüttel mit seiner 175,2 Kilogramm schweren und vor dem Anschneiden und Anrichten 320 Meter langen Currywurst ins Guinness-Buch der Rekorde. Nach dem Braten wurde sie mit rund 95 Kilogramm Tomatensoße und einem Kilo Currypulver verfeinert und an die Besucher verteilt.

Patentierte Würze: «Chillup» wird zur Marke

Berlin beansprucht die Erfindung der Currywurst jedenfalls für sich und ehrt Herta Heuwer als Erfinderin. «Ick hab dat Patent, basta!», soll die 1999 verstorbene Imbissbesitzerin gesagt haben. Tatsächlich lässt Heuwer seinerzeit das eigentliche Erfolgsrezept nicht patentieren, da dies die Offenlegung der streng geheimen Rezeptur bedeutet hätte. 

Stattdessen meldet sie am 21. Februar 1958 beim Patentamt die Marke «Chillup» an - eine Kombination aus «Chilli» und «Ketchup». Am 21. Januar 1959 wird «Chillup» als Wort- und Bildmarke unter der Nummer 721319 ins Register eingetragen.

Berlin würdigt Herta Heuwer seit 2003 mit einer Gedenktafel. Damals sagt Bezirksbürgermeisterin Monika Thiemen, bis dahin gebe es keine einzige Tafel, «die an einen Menschen erinnert, der sich um das Wichtigste verdient gemacht hat, was es für uns gibt: das Essen.»

Würzig-goldig: Die extravagante Variante

Nicht nur auf den Straßen Deutschlands, sondern auch in den gehobenen Restaurants hat die Currywurst ihren Platz gefunden. Im berühmten Hotel Adlon in Berlin steht sie seit 2018 auf der Speisekarte und zählt zu den besonderen Highlights des Hauses - für 26 Euro.

Rund 800 Portionen pro Monat werden einer Sprecherin des Hotels zufolge bestellt. Sie ziehe besonders internationale Gäste an. Die genaue Rezeptur der Soße bleibe zwar geheim, doch sie enthalte exotische Zutaten wie Mango, Zitronengras und Sternanis. Gekrönt wird dieses Gourmetgericht mit einer Prise Blattgold, daneben gibt es «stilvoll» Pommes und ein Milchbrötchen.

Herbert Grönemeyers Hymne für den Kult-Snack

Die Currywurst hat nicht nur Imbissstände erobert, sondern auch die Musikszene. Herbert Grönemeyer setzt ihr 1982 mit seinem gleichnamigen Song ein musikalisches Denkmal. Das humorvolle Lied erschien auf dem Album «Total Egal».

«'Ne Currywurst», so heißt es im Refrain, sei «dat einzig Wahre». Grönemeyer feiert den Snack mit all seiner Ruhrpott-Romantik. Der Song wurde damals schnell zu einem Hit und spiegelt die bodenständige Kultur des Ruhrgebiets wider, wo die Currywurst genauso ein fester Bestandteil des Alltags ist.


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Die Concept Family Franchise AG bleibt mit ihrem Ganztageskonzept Wilma Wunder auf Expansionskurs: Kürzlich konnten in der Innenstadt von Nürnberg langfristig Räumlichkeiten für ein weiteres Restaurant unterzeichnet werden. Derzeit gibt es neun Restaurants. Vier Neueröffnungen in 2024 und 2025 geplant.

Nach sieben Jahren hat die renommierte Berliner Köchin Dalad Kambhu ihr Thai-Restaurant "Kin Dee" in der Lützowstraße in Moabit geschlossen. 2019 wurde ihre thailändische Küche erstmals mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet, doch nun will sie, auch wegen des Umgangs mit ihr in der Gastro-Branche der Hauptstadt, nicht länger am Herd stehen.

München hat ein neues Gasthaus – in unmittelbarer Nähe zur Theresienwiese liegt das „Marie-Therese Gasthaus“. Von Mittag- bis Abendessen werden Gerichten aus der bayerisch-österreichischen Küchentradition serviert. Von der Terrasse fällt der Blick direkt auf die Theresienwiese.

Fleisch steht bei den deutschen Arbeitnehmenden nach wie vor hoch im Kurs. Doch viele haben den Anspruch, sich nachhaltiger zu ernähren. Zu sehen ist diese Entwicklung auch in Betriebsrestaurants, in denen die Gäste mehr pflanzliche Produkte begrüßen würden. Das zeigt eine aktuelle Befragung von Sodexo und YouGov unter mehr als 1.000 Arbeitnehmenden.

In Berlin gibt es seit 2021 eine vom Senat eigesetzte Jury, die sich mit „diskriminierender und sexistische Werbung“ auseinandersetzen soll. Diese hat jetzt das Asian Streetfood Festival ins Visier genommen, weil hier asiatisches Essen als „exotisch“ bezeichnet wurde. Auch der Begriff „Asian Food“ reduziere die Vielfalt des Kontinents Asien.

Unbekannte haben in der Nacht zu Sonntag in dem israelisch-palästinensischen Restaurant „Kanaan“ in Prenzlauer Berg in Berlin Teile der Inneneinrichtung zerstört. Jetzt hat das Restaurant eine Spendenkampagne gestartet, damit das Restaurant schnell wieder eröffnen kann. An einem Tag wurde das Spendenziel von 15.000 Euro weit übertroffen.

Unbekannte haben in der Nacht zu Sonntag in das israelisch-palästinensische Restaurant „Kanaan“ im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg Teile der Inneneinrichtung zerstört. Laut Polizei wird derzeit mit dem Verdacht auf Einbruch ermittelt. Zunächst hatte darüber die „Jüdische Allgemeine“ berichtet.

Uber Eats ist in Deutschland inzwischen in mehr als 100 Städten als Essenslieferant verfügbar. Jetzt hat das Unternehmen erstmals den Uber Eats Awards verliehen. Sternekoch Tim Raue war auch in der Jury. Sechs Restaurants wurden in vier Kategorien ausgezeichnet und mit Preisgeldern in Höhe von insgesamt 70.000 Euro bedacht.

Die Star-Köchin Naomi Pomeroy, die in den USA vor allem mit ihrer Teilnahme an mehreren Koch-TV-Shows bekannt wurde, ist im Alter von 49 Jahren bei einem Wassersport-Unfall ums Leben gekommen.

In einem Biergarten gibt es Bier - so weit, so normal. Doch in München ist eine besondere Variante geplant. In der Nähe des Hauptbahnhofs eröffnet ein alkoholfreier Biergarten. Der vielsagende Name: «Die Null».