Energiepauschale im Gastgewerbe: Dehoga mit Zweifel an Rechtmäßigkeit

| Gastronomie Gastronomie

Nachdem sie lange unter der Corona-Pandemie litten, folgt für Gastronomen nun die nächste Krise: Erste Restaurants und Hotels in Niedersachsen führen infolge der gestiegenen Kosten eine Energiepauschale für Gäste ein. So muss zum Beispiel jeder Besucher des Restaurants «Zum Grünen Hof» in Ganderkesee bei Bremen 1,50 Euro draufzahlen und jeder Gast des «The Hearts Hotel» in Braunlage drei Euro pro Nacht mehr ausgeben.

Das Hotel rechnet mit jährlichen Mehrkosten für Wärme und Energie in Höhe von 200 000 Euro. «Spätestens im März wären alle Rücklagen aufgebraucht und der ansonsten kerngesunde Betrieb pleite», begründete Geschäftsführer Meik Lindberg den Energiezuschlag für die Gäste. Eine weitere Sorge sei die spürbare Vorsicht der Kunden beim Buchen: «Wir beobachten, dass unsere Gäste durch die veränderte wirtschaftliche Lage deutlich preissensitiver als noch vor ein paar Monaten sind. So wird momentan sehr viel kurzfristiger gebucht, und auch unsere höherpreisigen Suiten sind weniger nachgefragt.»

Nach Angaben des Branchenverbands Dehoga Niedersachsen handelt es sich bei den Betrieben mit Energiepauschale bisher um «wenige Einzelfälle». Hauptgeschäftsführer Rainer Balke hat zudem Zweifel an der Rechtmäßigkeit einer solchen Pauschale. Es könne nicht sein, dass man erst am Ende auf der Rechnung mit dem Zuschlag konfrontiert werde. «Das muss schon bei Betreten des Restaurants kommuniziert werden und sichtbar sein», sagte Balke der Deutschen Presse-Agentur.

Seine Kollegin Renate Mitulla hat für die Energiepauschale «grundsätzlich sehr viel Verständnis». Bei den Umsätzen sei noch kein Vorkrisenniveau erreicht. «Zwei Drittel unserer Betriebe haben Existenzängste und müssen schauen, wie sie die Preise abfedern können», erläuterte die Dehoga-Geschäftsführerin. Generell sei der Grat sehr schmal geworden zwischen nötigen Preiserhöhungen und der Frage, was man den Kunden zumuten könne.

Wie lange die Pauschale von drei Euro in dem Hotel in Braunlage erhoben wird, ist noch nicht klar. «Wir werden uns den Gegebenheiten anpassen. Je nach Gestaltung der Gaspreisbremse kann die Pauschale auch wieder ausgesetzt werden», meinte Karolin Turck vom «Hearts Hotel».

Das Restaurant «Zum Grünen Hof» in Ganderkesee erhebt 1,50 Energiepauschale pro Gast. Er habe die Einführung der Pauschale offen kommuniziert und Zuspruch erhalten, sagte Inhaber Gerhard Menkens. «Meine Gäste sind alle auf meiner Seite und haben sogar gesagt, ich hätte noch mehr als die 1,50 Euro nehmen können.»

Die Frage, wie es zur Einführung der Pauschale kam, reicht er weiter: «Fragen Sie mal Herrn Putin. Seit seinem Krieg sind die Lebensmittel- und Nebenkosten sowas von nach oben geschnellt.» Im Lebensmittelbereich gebe es eine Inflation von bis zu 80 Prozent, zudem hätten sich seine Energiepreise verdoppelt, so Menkens. «Woher soll ich das Geld nehmen? Entweder mache ich den Laden zu oder ich lege die Kosten auf meine Gäste um.» Abgesehen von Kindern bis 14 Jahren erhalten die Gäste auf ihrer Rechnung eine Pauschale von 1,50 Euro pro Person, wovon 19 Prozent wiederum als Mehrwertsteuer abgeführt werden müssen. So wisse der Kunde wenigstens, woran er ist. «Wenn ich jede Woche meine Preise erhöhe, fragt der Gast ja auch irgendwann mal: "Geht’s noch?"».

Menkens Dehoga-Ortsverband hatte sich Ende September für eine solche Pauschale entschieden. Wenige Tage später verkündete die Bundesregierung einen «Abwehrschirm» über 200 Milliarden Euro. Daher führten einige Gastronomen die Pauschale nicht ein wie der Geschäftsführer der «Klosterschenke» in Hude, Jens Burgdorf. Da aber bisher keine Zahlungen geflossen sind, macht sich auch Burgdorf Sorgen: «Es ist genau so wie bei Corona. Keiner weiß wie, keiner weiß wann. Wir sind damals gut unterstützt worden, wir können uns nicht beschweren. Aber wie das jetzt mit der Energiepauschale läuft, können wir noch gar nicht sagen.» (dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Die wirtschaftliche Lage in der deutschen Gastronomiebranche bleibt weiterhin angespannt. Laut aktuellen Prognosen des Informationsdienstleisters CRIF werden 2024 voraussichtlich 1.190 Insolvenzen in der Gastronomie erwartet, was einem Anstieg von über 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht.

Hunderttausende Menschen besuchen den Blautopf jährlich. Das Areal um die leuchtende Quelle wird gerade für Jahre saniert. Für die Gastronomie in Blaubeuren entwickelt sich der Umbau zur Katastrophe.

McDonald’s sieht auf dem deutschen Markt noch viel Wachstumspotenzial und will sein Angebot kräftig ausbauen. In den nächsten drei Jahren soll das Expansionstempo auf 75 neue Filialen jährlich anziehen.

Pressemitteilung

NORDSEE hebt sein Angebot an pflanzlichen Alternativen auf ein neues Level: in enger Zusammenarbeit mit The Vegetarian Butcher wird das beliebte Plant based-Backvisch-Ciabatta neu aufgelegt. Diese Partnerschaft vereint das Know-how von NORDSEE im Bereich Fischspezialitäten mit der Innovationskraft von The Vegetarian Butcher.

Binnen weniger Jahre hat sich Gusto in der Restaurant- und Feinschmeckerszene einen sehr guten Namen gemacht und ist zum vielbeachteten Gourmetführer avanciert. Jetzt wurde der Gusto 2025 präsentiert. Die Köchin des Jahres wird Rosina Ostler. Aufsteiger des Jahres ist Ricky Saward.

Das Restaurant Überfahrt ist zurück: Ab Freitagabend empfängt das Restaurant im Althoff Seehotel Überfahrt unter der Leitung von Cornelia Fischer die Gäste mit einem erneuerten Konzept.

Französische Gerichte mit Berliner Twist serviert das Le Consulat bereits seit einiger Zeit im Herzen Charlottenburgs. Am 4. September feierte das Restaurant nun groß seine offizielle Eröffnung mit Promis, Stammgästen, geladener Presse, Live- und DJ-Musik.

Die erste Forelle schlachtete Lisa-Marie Boser im Alter von neun Jahren in der elterlichen Gastronomie. Damit stand für die Erlangerin fest, dass sie Köchin werden will. Seit zehn Jahren führt sie in ihrer Heimatstadt ihre eigene Gastronomie – und das, obwohl ihr die Bank während der Corona-Pandemie zur Insolvenz riet.

24 bayerische Gastronomen haben wegen ihrer besonderen Verdienste um bayerische Gerichte das Prädikat mit Rauten für „Ausgezeichnete Bayerische Küche“ erhalten. Ernährungsministerin Michaela Kaniber überreichte die Urkunden.

Das mit einem Michelin-Stern ausgezeichnete Restaurant „Pink Pepper“ im Steigenberger Parkhotel in Düsseldorf ist nach zwei Jahren schon wieder Geschichte. Eine Bar ist geplant, in der auch getanzt werden soll.