Händler wollen auch Gastronomen sein

| Gastronomie Gastronomie

Immer mehr Einzelhändler setzen in ihren Läden auf gastronomische Angebote und machen traditionellen Restaurants und Cafés Konkurrenz. Viele Händler sehen in gastronomischen Angeboten die beste Chancen gegen Angebote aus dem Internet zu behaupten. Die neue EHI-Studie zeigt Trends und Erfolgsfaktoren.

Kunden bekommen in vielen Geschäften mittlerweile weit mehr geboten als das jeweilige Fachsortiment. Eine wachsende Zahl an Händlern setzt auf gastronomische Angebote. Damit möchten die Händler besonders eine Wohlfühl-Atmosphäre für ihre Kunden schaffen, denn wer seinen Aufenthalt genießt, verweilt länger und kommt gerne wieder. Bei einem jährlichen Bruttoumsatz der Handelsgastronomie von derzeit über neun Milliarden Euro plant der Handel auch zukünftig zu investieren – an erster Stelle steht dabei der Ladenbau, sagt ein Großteil der Händler, die im Rahmen der Studie „Handelsgastronomie in Deutschland 2018“ befragt wurden.

Mehr Geld für Genuss

Ein modernes Ambiente mit Wohlfühl-Atmosphäre möchten Handelsunternehmen ihren Kunden bieten und dabei einen möglichst individuellen Gesamteindruck hinterlassen. Dafür planen 82 Prozent der Befragten kurz- bis mittelfristig in Ladenbau-Maßnahmen zu investieren. Hier ist auch die Ausstattung relevant, die im direkten (Sicht-)Kontakt zum Kunden steht wie beispielsweise die Kühltechnik und -theken (59 Prozent) oder Frontcooking-Einheiten (55 Prozent). Andere Schwerpunkte sind Digitalisierung und Software wie Warenwirtschaftssysteme (59 Prozent). Dass sich der Aufwand lohnt, steht für 74 Prozent der Interviewten außer Frage – sie messen der Handelsgastronomie eine hohe bzw. sehr hohe Bedeutung bei.

Höhere Loyalität

Der Durchschnittsbon eines Kunden für handelsgastronomische Angebote beträgt 6,67 Euro. Dabei liegt der Lebensmittelhandel mit 6,88 Euro pro Gast vorn, wohingegen sich der Nonfood-Handel derzeit bei 6,47 Euro bewegt. Neben dem Umsatz, den Handelsgastronomie bringt, ist für Händler die höhere Loyalität der Kunden ein wichtiges Argument. Mit verschiedenen Events wie Themenabenden zu Wein, Whiskey oder Käse können außerdem frequenzschwache Tage belebt werden. “Einkaufen wird immer mehr zur Freizeitbeschäftigung und Geschäfte übernehmen verstärkt soziale Funktionen als Treffpunkte für Menschen“, so Olaf Hohmann, Geschäftsleitung und Leiter des Forschungsbereichs Handelsgastronomie beim EHI. „Gastronomie ist deshalb für viele Händler Teil eines ganzheitlichen Ansatzes, verbunden mit einer Investition in die Zukunft ihres Unternehmens“.

Datenbasis

Das EHI hat erstmals branchenübergreifend 29 Interviews mit Experten und Handelsunternehmen geführt, den jeweiligen Status Quo abgefragt und auch über Einschätzungen und zukünftige Pläne gesprochen. Die beteiligten Handelsunternehmen repräsentieren insgesamt ca. 80.000 Filialen, ca. 31 Millionen. Quadratmeter Verkaufsfläche, über 750.000 Mitarbeiter und ein Nettoumsatzvolumen von rund 132 Milliarden Euro.

Zurück

Vielleicht auch interessant

Noch meldet sich in der Autoschlange bei McDonald's stets ein Mitarbeiter am anderen Ende der Leitung. Bald könnte es ein Chatbot sein. Der US-Konzern sieht darin die Zukunft.

Kneipen in England und Wales leiden unter gestiegenen Kosten für Energie und Lebensmittel, hinzu kommen hohe Steuern. Immer öfter heißt es: «Last orders.» Die Branche fordert Steuersenkungen.

Tim Mälzers „Bullerei“ feiert Jubiläum: Seit 15 Jahren ist das Restaurant fester Bestandteil des Hamburger Schanzenviertels. Gefeiert wird mit einem Nachbarschafts-Straßenfest mit Live-Musik, Tanz und reichlich Speisen und Getränke.

Das Kleine Jacob, die Weinwirtschaft im Hotel Louis C. Jacob in Hamburg, musste während der Pandemie schließen und öffnet nun wieder nach einer Neupositionierung. Die alpenländische Karte hat Thomas Martin komponiert.

Der Guide Michelin hat seine Sterne in Litauen verliehen. Das Land verfügt nun über vier Restaurants mit jeweils einem Michelin-Stern. Vier Restaurants erhielten den Bib Gourmand, eines erhielt den Green Star für Nachhaltigkeit.

Rustikaler Charme im 80er-Jahre-Look - dafür sind Vereinslokale in Kleingartenlagen bekannt. Eine neue Pächter-Generation entrümpelt die Gaststätten und entstaubt das Image.

Das Restaurant Balaustine im neuen Radisson Blu Hotel im Porsche Design Tower hat sich der levantischen Küche verschrieben. Die Küche zelebriert die Geschichte der israelischen Küche und den großen Einfluss der benachbarten Länder.

Frisches Essen vom Roboter? Sodexo bietet am Universitätsklinikum Tübingen mit der weltweit ersten Roboterküche des Hamburger Start-ups goodBytz auch außerhalb der Öffnungszeiten der Betriebsrestaurants und der Cafeterien per Klick warmes Essen an.

Seit Anfang April ist Aramark für die Betriebsgastronomie von zwei der größten Unternehmen Deutschlands zuständig. Die Standorte von Continental und Schaeffler umfassen bundesweit mehr als 30 Restaurants mit rund 7.000 Gästen täglich. Aramark setzt über 400 Mitarbeiter ein.

Das israelische Restaurant „Bleibergs“ in Berlin-Wilmersdorf bleibt dauerhaft geschlossen. Grund sei der Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023. Zudem habe man antisemitische Nachrichten über soziale Medien erhalten.