Leaders Club-Umfrage offenbart dramatische Lage in Restaurants

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Der Leaders Club fordert von der Politik umgehend ausreichende finanzielle Unterstützung für die deutsche Gastronomie sowie eine langfristige Strategie, wie die Branche in Zukunft mit den voraussichtlich wiederkehrenden Corona-Wellen umgehen soll. Vorstandsmitglied Kerstin Rapp-Schwan: „Während wir uns immer wieder schnell und äußerst flexibel an neue Regelungen anpassen und diese bestmöglich umsetzen, stolpert die Politik offensichtlich unvorbereitet von Welle zu Welle. Das kann so nicht weitergehen. Wir erwarten, dass die neue Regierung endlich einen Plan entwickelt, der es der Gastronomie ermöglicht, trotz Corona auf einer wirtschaftlich tragfähigen Basis zu existieren.“

Hintergrund für den erneuten dringenden Appell des Netzwerks an die Politik ist eine am Wochenende unter seinen Mitgliedsunternehmen durchgeführte Blitzumfrage. Ihre Ergebnisse zeigen die ganze dramatische Lage, mit der sich die Branche angesichts von 2G, 2G plus und vorgezogener Sperrstunden konfrontiert sieht.

Die Antworten der Mitglieder des Leaders Clubs auf die Blitzumfrage des Gastronomie-Netzwerks spiegeln die prekäre Lage der Branche im zweiten Corona-Winter überdeutlich wider: 48 Prozent der Befragten gaben an, dass ihre Umsätze im November 2021 verglichen mit dem November 2019 um 30 bis 70 Prozent eingebrochen sind. Bei knapp 9 Prozent sind die Verluste sogar noch höher. Kaum besser die Erwartungen für den Dezember: Hier rechnen 70 Prozent der Teilnehmer*innen mit Einbußen von 30 bis 70 Prozent, 22 Prozent befürchten ein Minus von mehr als 70 Prozent, wenn die bestehenden Regelungen fortgesetzt und die Schließung von Restaurants um 20 oder 22 Uhr in immer mehr Städten angeordnet werden sollte. Die strengen Einlassvoraussetzungen und die spürbare Zurückhaltung der Gäste wirken sich bereits aus, auch ohne, dass ein offizieller Lockdown verhängt wird: 86 Prozent der Befragten planen, für ihre Mitarbeiter*innen Kurzarbeitergeld zu beantragen oder haben das bereits getan.

Reserven sind aufgebraucht

„2Gplus kommt für uns einem Lockdown gleich“, erklärt Leaders Club-Vorstand Kerstin Rapp-Schwan. „Denn kaum jemand, der geimpft ist, lässt sich extra testen, um in unseren Betrieben einen Kaffee zu trinken oder spontan etwas zu essen. Da trifft man sich lieber in den eigenen vier Wänden. Alle Weihnachtsfeiern wurden abgesagt. Selbst die mit der Überbrückungshilfe IV zugesagte Erstattung von 90 Prozent der Fixkosten reicht nicht, wenn wir unter diesen Bedingungen kaum Umsatz machen können!“ Torsten Petersen, Geschäftsführer und Gesellschafter des Multi-Konzept-Gastronomen Enchilada-Gruppe bestätigt: „Viele Gäste verzichten auf Restaurantbesuche. Schon jetzt ist die Situation mit 2G existenzgefährdend, da es vielfach unrentabel ist, zu öffnen. G2plus verschärft die Lage weiter.“

Zumal die Rücklagen vieler Unternehmen nach bald zwei Jahren Pandemie nahezu aufgebraucht sind, wie die Blitzumfrage bestätigt. 24 Prozent der Teilnehmer*innen verfügen über keinerlei Reserven mehr, weitere 19 Prozent halten noch maximal bis zum Jahresende durch. Im Osten, Süden und Westen Deutschlands sind etwa die Hälfte der Betriebe betroffen. Dass ihnen spätestens Ende Januar die Mittel ausgehen, glauben im Osten 78 Prozent der Antwortgeber*innen. „Die monatliche Verluste fressen die mühsam aufgebauten Liquiditätsreserven – sofern überhaupt vorhanden – schnell auf. Die Lage ist wirklich dramatisch. Umso wichtiger ist es, dass die Hilfen schnell wieder fließen und das Kurzarbeitergeld unkompliziert und in der bisherigen Höhe gewährt wird“, bekräftigt Gastronom Torsten Petersen.

Aushilfen dürfen nicht länger durchs Raster fallen

Um die Problematik fehlender Mitarbeiter*innen nicht weiter zu verschärfen, appelliert der Leaders Club deshalb an die Politik, die Aufstockung des Kurzarbeitergelds auf 80 beziehungsweise 87 Prozent des Netto-Lohns zum Jahreswechsel nicht auslaufen zu lassen. „Würden die Mitarbeiter*innen, die gerade erst in unsere Betriebe zurückgekehrt sind, von Januar an wieder unter die Einstiegsregelung mit 60 Prozent fallen, käme es unweigerlich zu einer weiteren drastischen Abwanderung dringend benötigter Fachkräfte“, kommentiert Gastronom Roland Koch. „Das wäre ein Desaster!“ 

„In den an den Bedarf der Branche angepassten finanziellen Hilfen müssen im Übrigen unbedingt auch die Aushilfen und 450-Euro-Kräfte berücksichtigt werden“, betont Kerstin Rapp-Schwan. Allein in den Unternehmen der Leaders Club-Mitglieder wären von einer vorgezogenen Schließung der Betriebe um 20 oder 22 Uhr im Schnitt rund 20 Aushilfen und Mini-Jobber betroffen – insgesamt fast 6.000 Arbeitskräfte. „Das ist eine beeindruckende Zahl, die keinen Zweifel daran lässt, dass diese Menschen nicht länger durch alle Raster fallen dürfen!“, unterstreicht Rapp-Schwan.

Existenz der Gastro-Landschaft ist bedroht

Der Leaders Club fordert die neue Bundesregierung nachdrücklich auf, der für das gesellschaftliche Miteinander so wichtigen Gastro-Branche das Überleben zu ermöglichen. „Wir erwarten keine erneuten November- und Dezemberhilfen, die im vergangenen Jahr wirklich eine großzügige Leistung darstellten“, fasst Leaders Club-Vorstandsvorsitzender Frank Buchheister zusammen. „Aber wenn man uns jetzt nicht weiter in ausreichendem Maße unterstützt und wir unverschuldet doch noch aufgeben müssen, waren allebisherigen Hilfen vergeblich. Dann verliert Deutschland seine bunte und lebendige Gastronomielandschaft.“ Kerstin Rapp-Schwan ergänzt: „Es kann nicht sein, dass wir uns jedes Mal schnell und maximal flexibel an neue Situationen und Regeln anpassen, während die Politik von neuen Wellen immer wieder kalt erwischt wird. Die Regierung muss endlich eine Strategie für den mittel- und langfristigen Umgang mit der Realität des Corona-Virus entwickeln, die uns eine echte Perspektive bietet!“


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