Oktoberfest 2022 in München findet statt

| Gastronomie Gastronomie

Bierselige Massen in den Zelten, Fremde, die sich in drangvoller Enge zuprosten, und draußen in den Gassen Hunderttausende dicht an dicht. All das ist kaum noch vorstellbar nach zwei Jahren Pandemie. Im Spätsommer soll das in München wieder möglich sein. Dann wird das Oktoberfest gefeiert. Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) hat am Freitag die Entscheidung verkündet.

Am 17. September soll es auf der Theresienwiese erstmals seit 2019 wieder heißen: «Ozapft is». Bis 3. Oktober dauert das Fest. Corona-Beschränkungen wird es demnach nicht geben. Das sei rechtlich nach den Vorgaben von Bund und Land nicht möglich, sagte Reiter, der gerne eine Wiesn mit 3G-Regel gesehen hätte, also für Geimpfte, Genesene oder Getestete. Am liebsten aber mit 1G - nur mit frisch Getesteten. Das wäre das Sicherste gewesen, wie Reiter sagte. Es sei aber nur eine «Wiesn ganz oder gar nicht» möglich. Sechs Millionen Menschen besuchten vor der Pandemie das Spektakel.

 

Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) begrüßten die Entscheidung ebenso wie die Wiesnwirte. «Ein gutes Signal gerade auch in schwerer Zeit», twitterte Söder. Aiwanger sagte, das Fest sei auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor nicht nur für München, sondern für ganz Bayern.

Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) äußerte sich zurückhaltender. «Es gibt gute Gründe dafür, das Oktoberfest in diesem Jahr wieder stattfinden zu lassen.» Aber eine so große Veranstaltung mit Gästen aus vielen Ländern berge Infektionsrisiken. «Auch deshalb ist es wichtig, dass wir uns intensiv auf den Herbst und eine mögliche neue Corona-Welle vorbereiten», sagte er.

Ähnlich äußerte sich kürzlich der Münchner Infektiologe Christoph Spinner: «Wenn die Wiesn so stattfindet, wie wir sie kennen, ist sie natürlich ein Infektions-Risiko-Ereignis.» Er sehe angesichts der Entwicklung jedoch keinen Grund, die Wiesn wegen Corona abzusagen.

Er habe sich die Entscheidung «definitiv» nicht leicht gemacht, sagte Reiter. Er habe etwa mehrfach mit Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) gesprochen, ebenso mit Holetschek.

Es bleiben Unwägbarkeiten. Unklar ist, wie sich die Pandemie im Herbst entwickelt, und fast zur Halbzeit der Wiesn läuft das geänderte Bundes-Infektionsschutzgesetz aus - was danach kommt, ist offen.

«Ich freue mich für alle Menschen, die Spaß an der Wiesn haben. Dazu gehöre ich im Regelfall auch», sagte der OB weiter. Er hoffe, dass die Fachleute, die mehr davon verstünden als er, recht behielten und man nicht im Herbst oder zum Ende des Jahres die Entscheidung bereue.

Reiter ging es aber auch um die politische Komponente. Wenige Autostunden von München entfernt sterben im Krieg in der Ukraine Menschen. Er sei dennoch zu dem Schluss gekommen, dass auch das keine dritte Absage der Wiesn rechtfertige. Reiter sagte aber auch: «Die Rahmenbedingungen sind nicht geeignet, Luftsprünge zu machen.»

Andere reagierten mit weit mehr Begeisterung. «Das ist fast nicht in Worte zu fassen. Es ist schön, wirklich», sagte Wirtesprecher Peter Inselkammer im Bayerischen Rundfunk. Schausteller-Sprecherin Yvonne Heckl erklärte: «Ich bin sprachlos. Ich kann's noch gar nicht fassen. Ich könnte eigentlich heulen vor lauter Freude.» Wiesnchef Clemens Baumgärtner (CSU) sprach von «ekstatischer Freude»: «Die Wiesn 2022 wird besser denn je.» Die Menschen hätten große «Wiesnlust».

Immer lauter war ein Ja zur Wiesn gefordert worden. Die Wirte drängten, Aiwanger rief die Stadt auf, «endlich den grünen Haken dahinter zu setzen» und sich zu Bayerns wichtigstem Volksfest zu bekennen. Söder, von einem Volksfest zum anderen unterwegs, drängelte ebenfalls - und machte klar, wie er sich Reiters Entscheidung vorstellte. «Ich finde, wir sollten das tun», sagte er auf dem Münchner Frühlingsfest. Und an anderer Stelle: Nach seiner Überzeugung müsse die Wiesn «zumindest nach rechtlichen Gesichtspunkten» stattfinden.

«Man kann - so wie in Bayern geschehen - das "Team Vorsicht" auch auflösen und daraus ein "Team Volksfest-Hopping" machen», gab Reiter nun an Söder zurück. Der Applaus in den Bierzelten sei gesichert, wenn man Versprechungen mache, für die man nicht verantwortlich sei.

Reiter hatte im vergangenen Jahr gesagt, er wolle, dass es in seiner Amtszeit bei zwei Wiesn-Absagen bleibe. Zuletzt allerdings tat er sich nicht nur wegen Corona schwer. Der Auftritt des Kiewer Bürgermeisters Vitali Klitschko per Live-Schalte im Stadtrat hatte ihn bewegt. Reiter sagte, angesichts des Leids in der Ukraine sei für ihn persönlich schwer vorstellbar, zu feiern, Bier zu trinken und Karussell zu fahren. Das Frühlingsfest besucht Reiter deshalb nicht.

Am 17. September wird er aber, wenn nicht noch etwas dazwischen kommt, das erste Fass Bier anzapfen. Es solle eine normale Wiesn werden, wünscht er sich - und sagt schon jetzt das Anzapf-Mantra: «Auf eine friedliche Wiesn».

Dehoga: „Die Entscheidung verdient Respekt"

Der Bayerische Hotel- und Gaststättenverband begrüßt die Entscheidung der Landeshauptstadt München, dieses Jahr wieder ein Oktoberfest durchzuführen. „Die Entscheidung war unter den gegebenen Umständen alles andere als einfach, sie verdient deshalb Respekt“, so DEHOGA Bayern-Präsidentin Angela Inselkammer, „wir tragen sie jedoch nicht nur mit, sondern begrüßen sie ausdrücklich.“

DEHOGA Bayern-Landesgeschäftsführer Dr. Thomas Geppert verweist darauf: „Zwei Jahre Pandemie mit vielen Einschränkungen liegen hinter uns, wir haben gelernt mit dem Virus zu leben und jeder kann sich entsprechend schützen. Und auch wenn in der Ukraine Krieg ist: Wir alle helfen in ganz vielen Hilfsaktionen Flüchtlingen bei der Unterbringung sowie der Integration in Schule und Beruf. Gerade in diesen Zeiten braucht es auch mal eine kleine Auszeit, um wieder Kraft zu tanken und gute, positive Momente gemeinsam mit Freunden zu erleben. Und genau hierfür ist die Wiesn der richtige Ort.“


Zurück

Vielleicht auch interessant

Darts werden in deutschen Bars seit jeher geworfen - neuerdings fliegen aber auch schwerere Geschütze. Axtwurf-Bars breiten sich aus. Gestresste Großstädter kommen ebenso wie Flirtwillige.

Im Gegensatz zum früheren Fokus auf asiatische Küche hat das Küchenteam des Hotels tschechische Geschichtsbücher und alte Kochbücher studiert, um sich von einer Vielzahl historischer Quellen inspirieren zu lassen.

Die Stimmung in der Gastronomie ist nach Angaben der IHK in Sachsen-Anhalt für diesen Sommer pessimistisch. Zwar meldete knapp ein Drittel der Unternehmen eine gute Geschäftslage, allerdings kämpfe das Gastgewerbe mit Umsatzrückgängen.

Tim Raue soll im Auftrag von RTL erneut schlingernden Gastronomen helfen. Leider agiert der Spitzenkoch dabei nicht selten wie eine Dampflok. Glücklicherweise gibt es auch eine Bahnschranke.

Mit einem Fest hat das Le big TamTam im Hamburger Hanseviertel eröffnet. 500 geladene Gäste feierten in der großen Rotunde mit Live DJ, Drinks und Kulinarik. Das Le big TamTam ist ein Food-Markt unter der Regie bekannter Hamburger Gastronomen und ab sofort geöffnet.

Pech mit dem Wetter und Tage ohne Übertragungen am Brandenburger Tor waren für die Betreiber in den Fanzonen nicht förderlich. Für die nächsten großen Fußballturniere haben sie daher einen Wunsch.

Mit dem neuen Konzept Levante erweitert Casualfood sein Angebot für die Verkehrsgastronomie um die Trend-Küche aus Nahost. Das erste Outlet mit levantinischer Küche hat jetzt am Mainzer Hauptbahnhof eröffnet.

Zeiten ändern sich: auch im The Grand. Das bedeutet, dass in den Räumen der ehemaligen kommunalen Armenschule künftig Gäste nur noch im Rahmen verschiedener Events empfangen werden.

Die neue Hamburger Erlebnisgastronomie „Le big TamTam“ sollte im Februar eröffnet werden. Doch weil es noch Fragen zum Brandschutz gab, blieb der Food-Market zunächst geschlossen. Nun soll es am Freitag endlich soweit sein.

Bereits Anfang des Jahre hatte Amazon Prime Video eine Sendung, die mit dem Schweizer Drei-Sternekoch Andreas Caminada produziert werden soll, angekündigt. In dem neuen Format begibt sich Caminada mit Prominenten auf eine kulinarische Weltreise. Danach kommen alle für ein Dinner zusammen und bringen ihre Interpretationen zu Tisch.