Prozess gegen Alfons Schuhbeck beginnt

| Gastronomie Gastronomie

In Alfons Schuhbecks Münchner «Teatro» verlegt der Star-Koch sich derzeit auf das Träumen: «Am Abend, wenn die Welt in weichem Abendrot versinkt, beginnt im funkelnden teatro-Spiegelzelt die Zeit des Träumen», schreibt der 73-Jährige auf der Homepage über das Programm «Moonia», das dort für den Oktober geplant ist. Für Schuhbeck selbst aber bietet der Monat vor allem eine Konfrontation mit der harten Realität: An diesem Mittwoch (5. Oktober) beginnt am Landgericht München I sein Prozess wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung in Millionenhöhe.

Folgt man der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs (BGH), ist selbst eine Gefängnisstrafe nicht ausgeschlossen. Nach einem BGH-Urteil aus dem Jahr 2012 droht schon ab einer Summe von einer Million Euro an hinterzogener Steuer in der Regel eine Haftstrafe ohne Bewährung. Im Fall Schuhbeck soll es laut Medienberichten um rund zwei Millionen Euro gehen. Bis zum rechtskräftigen Abschluss des Verfahrens gilt die Unschuldsvermutung.

In 25 Fällen hat die Staatsanwaltschaft ihn wegen Steuerhinterziehung angeklagt, bis zum 22. Dezember sind 18 Verhandlungstage angesetzt. Mutmaßliche Tatorte sind laut Medienberichten die Münchner Restaurants «Orlando» und «Südtiroler Stuben». Einem Mitangeklagten wird Beihilfe vorgeworfen. Wie die «Süddeutsche Zeitung» berichtete, soll es sich um einen Computerfachmann handeln, der geholfen haben soll, Einnahmen am Fiskus vorbei zu manövrieren.

Für Schuhbeck dürfte der Prozess der Tiefpunkt seiner Karriere sein. Er, der eigentlich mal Fernmeldetechniker werden wollte, wurde stattdessen einer der bekanntesten Köche und Gastronomen der Republik. Er hat schon die Beatles und Charlie Chaplin bekocht, die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel und Queen Elizabeth II. - und immer wieder auch den FC Bayern München. Sein Name ist eine Marke. Er baute ein Firmengeflecht auf mit drei Restaurants, einem Catering-Service, einem Eissalon und Gewürzläden.

Der Bayer, der sich als Erneuerer der bayerischen Küche sieht, ist nicht nur Gastwirt, sondern auch Unternehmer, Autor zahlreicher Kochbücher und immer wieder Gast im Fernsehen. «Ich habe nie die Hände in den Schoß gelegt», sagte er zu seinem 70. Geburtstag vor drei Jahren. «Egal wie die Zeiten sind: Man muss agieren statt reagieren.»

Vor drei Jahren waren dann aber die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft München I wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung gegen Schuhbeck bekannt geworden. In diesem Zusammenhang wurden auch seine Geschäftsräume durchsucht. «Ich werde sehr eng und sehr offen mit den Behörden zusammenarbeiten, um alle Vorwürfe zu entkräften», sagte der Koch damals. Er stehe «den Behörden in allen Fragen Rede und Antwort». Kurz vor dem Start des Prozesses wollten sich weder Schuhbeck noch seine Anwälte auf Anfrage zu dem Verfahren äußern.

Im vergangenen Jahr wurde bekannt, dass Schuhbecks Imperium in finanziellen Schwierigkeiten steckt. Er meldete Insolvenz an und begründete das mit dem Ausbleiben von Staatshilfen im Zuge der Corona-Pandemie. «Nachdem die vollmundig angekündigten Staatshilfen bei mir bis heute ausgeblieben sind, muss ich für meine Betriebe Insolvenz anmelden», sagte Schuhbeck damals laut einer Mitteilung, die überschrieben war mit «Das nächste Corona-Opfer». Bis zuletzt habe er auf staatliche Finanzhilfen gehofft und private Gelder in sein Unternehmen gesteckt, ließ Schuhbeck damals mitteilen. «Doch jetzt ist Schluss.»

Allerdings hatte Schuhbeck nach Informationen des Bundesamtes für Justiz (BFJ) seit 2017 keine Geschäftsberichte mehr veröffentlicht, was gegen die Offenlegungspflicht verstößt. Ein Ordnungsgeldverfahren wurde eingeleitet.

Vor Gericht geht es für Schuhbeck nun nicht nur um seinen Ruf und seine berufliche Zukunft - sondern auch um seine Freiheit. Das Verfahren hat die Justiz trotz dieser Schicksalhaftigkeit halbwegs humorvoll nach einer der Lieblingszutaten des Kochs benannt: Ingwer.

(dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Vom 29. September bis 6. Oktober 2024 findet wieder die Aktionswoche: Zu gut für die Tonne! statt. Die bundesweite Mitmach-Aktionen rund um das Thema „Lebensmittelverschwendung“ spricht ausdrücklich Restaurants, Kantinen, Mensen, die Hotellerie sowie die Gemeinschaftsverpflegung zum mitmachen an. 

 

17 Tage Bier, Brathähnchen, Karusselle und Achterbahnen: Am Freitag beginnt auf dem Cannstatter Wasen das - nach dem Münchner Oktoberfest - zweitgrößte Volksfest der Welt. Den Auftakt des Festtreibens bildet der Fassanstich durch Stuttgarts Oberbürgermeister Frank Nopper.

 

Drei von vier Festzeltbedienungen auf dem Oktoberfest haben bereits sexuelle Belästigung erlebt – so das Umfrageergebnis von Maren Schulze-Velmede von der Hochschule München. Ihre Forschungsergebnisse flossen nun in Maßnahmen in der Schottenhamel Festhalle ein. 

Im November 2023 ist das erste, neue Wienerwald-Restaurant in Torfhaus im Harz eröffnet worden. Dass es bei einem Restaurant nicht bleiben sollte, wurde schon damals deutlich. Auf einen Schlag gibt es nun zwölf neue Wienerwald Restaurants - verteilt über Deutschland, an den Maxi-Autohöfen.

Millionen Gäste kommen zum Oktoberfest. Nach den Anschlägen in Solingen und München ist die Sicherheit einmal mehr Thema. Innenminister und Justizminister sind zufrieden mit den Maßnahmen.

Es ist eines der Oktoberfest-Gesetze: Auf der Wiesn gibt es nur sechs Münchner Biere. Doch eine kleine Brauerei aus Giesing rüttelt nun am mutmaßlichen Bier-Kartell.

Riesenandrang auf dem Oktoberfest: Hunderttausende feiern in München bei wolkenlosem Himmel. Die Festleitung spricht in einer Schätzung von einer Million Wiesn-Besuchern.

Das britische Pub-Sterben hat sich im ersten Halbjahr fortgesetzt. Zwischen Januar und Juni schlossen in England und Wales etwa 50 pro Monat. Aus den ehemaligen Kneipen werden vor allem Wohnungen, Büros oder sogar Kindergärten.

Es sind die Erinnerungen an die Geschmäcker und Gerichte ihrer Kindheit in Vietnam, die Thi Ba Nguyen ab sofort im Restaurant VINA in Graz auftischt. In einem fünfgängigen Menü führt die mit 83 Jahren älteste Spitzenköchin Österreichs durch die vielfältige Aromenwelt Vietnams.

München ist wieder im Ausnahmezustand: Am ersten Wiesntag kamen nach ersten Schätzungen der Festleitung rund eine halbe Million Menschen auf die Theresienwiese. Die verschärften Sicherheitsvorkehrungen schreckten die Gäste offensichtlich nicht.