Tanzen ohne Abstand und Maske in drei Discos im Norden

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Seit weit mehr als einem Jahr ist die Tanzfläche des «Joy» gähnend leer. Im Zuge der Corona-Pandemie sind die Boxen verstummt. Nun steht die Disco vor dem Neustart. Im Rahmen eines wissenschaftlich begleiteten Modellprojekts findet am 24. Juli die erste Party statt - ohne Masken und Abstand. «Die Leute sind so feierhungrig, dass sie aus allen Löchern eskalieren werden», sagt Geschäftsführer Joey Claußen. «Da werden alle Hüllen fallen.»

Neben dem «Joy» starten am kommenden Wochenende im Rahmen des vierwöchigen Projekts auch im «Horizon» in Oldenburg in Holstein und im «Bootshaus» in Flensburg die ersten von jeweils drei Partys. Einlass erhalten nur Geimpfte, Genesene und Getestete. Die Besucher müssen sich zudem viermal nachtesten lassen, um mögliche Infektionswege nachzuvollziehen. Die Nachtestpflicht gilt nicht für Geimpfte und Genesene.

Im «Joy» werden zur ersten Party 300 Gäste erwartet. «Die Karten sind in weniger als 12 Stunden weggewesen», sagt Claußen. Freiwillig beschränke sich der Laden auf die halbe Kapazität, damit nach 16 Monaten Pause die Abläufe getestet werden können. Es sei nur noch ein Drittel der alten Mannschaft übrig. Für die beiden Folgepartys sind bereits zwei Drittel der je 600 Karten verkauft. Die Leute hätten schon angefangen, den Laden zu vergessen, sagte Claußen. «Alle Clubbetreiber fühlen sich ein bisschen wie in Frührente.»

Das «Horizon» hatte zu Beginn der Pandemie gerade wenige geöffnet, dann verloren die Mitarbeiter 2020 ihre Jobs. Auch in Oldenburg in Holstein ist das Interesse groß. «Das Feedback war überragend, die Leute haben Lust», sagt Geschäftsführer Yannik Panke. Binnen drei Tagen seien 70 Prozent der 500 Karten für die erste Party verkauft worden.

Seit Ende Juni dürfen zwar alle Diskotheken im Land wieder öffnen. Allerdings besteht Maskenpflicht, und es sind maximal 125 Personen erlaubt. «Das lohnt sich für uns gar nicht», sagt Panke. Bislang hätten sich vor allem Genesene und Geimpfte für die Party interessiert. Menschen, die nicht zweimal geimpft wurden, hätten viele Fragen. «Die Hürden des Projekts sind einfach hoch.»

Große Resonanz gibt es auch in Flensburg. «Die Anfragen sind enorm, die Leute wollen am liebsten gleich Tische reservieren», sagt «Bootshaus»-Geschäftsführer Christos Bougiouklis. Der 35-Jährige konnte seine Mitarbeiter dank Corona-Hilfen halten - und auch deshalb, weil er eine Konzession für eine Gaststätte mit Tanzbetrieb habe, wie er sagt. Sein Laden hatte er teilweise mit Tischen auf der Tanzfläche geöffnet. «Aber wirtschaftlich war das nicht.»

Bougiouklis hofft auf einen Erfolg des Modellprojekts, «auch für die anderen gebeutelten Diskotheken im Land». Ob es in den Discos rasch wieder so sein werde, wie vor der Pandemie? «Viele haben gemischte Gefühle», sagt der Betreiber. Erfahrungen aus anderen Bundesländern zeigten aber, dass die Gäste recht schnell wieder feierten.

Wirtschaftsminister Bernd Buchholz hofft - wie bei den Tourismus-Modellprojekten - auf positive Erfahrungen der Disco-Öffnungen. «Das funktioniert aber nur, wenn sich alle an die Spielregeln halten», sagte der FDP-Politiker. Nur so könne daraus eine ernsthafte Grundlage für weitere Öffnungen entwickelt werden. «Denn mit den aktuell geltenden strengen Auflagen wie Maskenpflicht und Abstand für die Discos außerhalb des Modellprojekts macht Feiern ja nur halb so viel Spaß.»

In Niedersachsen beispielsweise reicht ein negativer Test, um in Diskotheken ohne Maske und Abstand zu tanzen. Dafür muss die Zahl der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner an den vergangenen sieben Tagen aber unter 10 liegen. Ist die Inzidenz höher, besteht Maskenpflicht, solange man nicht sitzt.


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