Studie: Zimmer auf Hotel-Webseite meist günstiger als bei Booking.com, Expedia oder HRS

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70,1 Millionen Reisen haben deutsche Verbraucher 2018 gebucht, 60,3 Prozent von ihnen über das Internet und mehr als jede vierte Hotelübernachtung mithilfe von Buchungsportalen wie Booking.com, Expedia oder HRS. Die Zahlen zeigen: Das Internet ist zum wichtigsten Helfer deutscher Reisender geworden. Und die wachsende Nachfrage spiegelt sich auch in den Bilanzen der beiden Marktführer Booking.com (Marktanteil: 66,4 Prozent) und Expedia (Marktanteil: 16,6 Prozent) wieder: Booking.com meldete für 2018 ein Umsatzwachstum von 17 Prozent auf 14,5 Milliarden US-Dollar. Expedia verbesserte seinen Umsatz zeitgleich um 12 Prozent auf 11,2 Milliarden US-Dollar.

Nutzer von OTAs schätzen die vermeintlich große Auswahl und denken, dass sie so ein preiswertes Hotel finden können. Aber halten Booking.com, Expedia und Co. wirklich, was sie versprechen? Eine Stichprobe des Verbraucherforums mydealz.de lässt Zweifel aufkommen. Von 750 zufällig ausgewählten Hotels konnten die Tester über die 42 größten OTAs im Schnitt nur 271 Hotels buchen ¬ und dies zu Preisen, die im Mittel 34,5 Prozent über dem Bestpreis lagen.
 
185 Euro hätten zwei Erwachsene pro Nacht bei Hotel.de bezahlen müssen, um vom 21. bis zum 28. April im „Hôtel du Petit Palais“ in Nizza zu übernachten. 148 Euro kostete ein Doppelzimmer im gleichen Zeitraum bei Zenhotels und für 135 Euro bot das Vier-Sterne-Hotel das gleiche Doppelzimmer auf der hoteleigenen Internetseite an. Was auf den ersten Blick nach einer enormen Preisdifferenz klingt, erwies sich bei der Stichprobe als Normalität. Die Preise schwankten im Mittel um 76,6 Prozent. Je nach Buchungsportal kostete das gleiche Doppelzimmer in einem der 750 zufällig ausgewählten Hotels im günstigsten Fall 173,25 Euro und im teuersten Fall satte 279,59 Euro.
 
Wer direkt beim Hotel bucht, profitiert von den besten Preisen
 
Angesichts der großen Preisunterschiede sind Reisende gut beraten, Werbeversprechen kritisch zu hinterfragen und die Preise von mehreren Portalen miteinander zu vergleichen. Einen klaren Preissieger förderte die Stichprobe nämlich nicht zutage. Im Schnitt boten die 42 analysierten Buchungsportale nur 6,6 Prozent der dort gelisteten Hotels wirklich zum günstigsten Preis an.
 
Noch vergleichsweise oft erwies sich der direkte Buchungsweg als der günstigste: Über ihre eigenen Internetseiten boten die 750 ausgewählten Hotels immerhin vier von zehn Zimmern (43,1 Prozent) am günstigsten an und lagen sonst im Mittel „nur“ 15,2 Prozent über dem Bestpreis. Mit einigem Abstand folgte Lastminute.de auf dem zweiten Platz des Preisrankings. Bei Lastminute.de konnten die Tester von mydealz zwar nur 15 der 154 dort verfügbaren Hotels (6,6 Prozent) zum günstigsten Preis buchen. Im Mittel lag Lastminute.com allerdings nur 15,6 Prozent oberhalb des jeweiligen Bestpreises und wies damit das beste Preisniveau aller 42 OTAs auf.
 
Die beiden Marktführer, Booking.com und Expedia, schnitten im direkten Vergleich eher mäßig ab. Noch das beste Preisvenau wies die Booking.com-Tochter Agoda auf: Sechzig der 463 dort buchbaren Hotelzimmer konnten die Tester von mydealz bei Agoda zum besten Preis finden. Im Mittel lag Agoda damit 24,2 Prozent über dem günstigen Preis und im Ranking auf Platz acht. Expedia und das Schwesterportal Hotels.com folgten auf Rang neun und zehn. Zimmer in 56 der 625 buchbaren Hotels bot Expedia zum besten Preis an und lag preislich 25,3 Prozent oberhalb des Bestpreises. Bei Hotels.com konnten die Tester von mydealz.de 65 der verfügbaren 632 Zimmer (10,3 Prozent) zum besten Preis buchen. Die durchschnittliche Differenz zum jeweiligen Tiefstpreis betrug 25,4 Prozent. Im direkten Vergleich mit den beiden Expedia-Portalen und seiner Schwester Agoda schnitt Booking.com am schlechtesten ab. Das Portal schaffte es nur auf Rang 14. Nur 6,5 Prozent der 582 verfügbaren Zimmer konnten die Tester von mydealz bei Booking.com zum günstigsten Preis buchen. Insgesamt war Booking.com 27,1 Prozent teurer als der günstigste Anbieter.
 
Auffällig schlecht schnitten HRS.de und klassische Reiseveranstalter beim Preisvergleich ab. Nur knapp vor dem Portal Getaroom (Bestpreisquote: 0 Prozent, durchschnittlicher Aufpreis: 57,7 Prozent) lag HRS.de auf dem vorletzten Platz. Über das – mit immerhin 9 Prozent Anteil am deutschen Markt – drittwichtigste Portal hätten die Tester von mydealz zwar immerhin 8,7 Prozent der 126 dort verfügbaren Hotelzimmer zum günstigsten Preis buchen können. Insgesamt war HRS.de sonst jedoch durchschnittlich 56,9 Prozent teurer als die Konkurrenz und zählte damit ähnlich wie die Reiseveranstalter TUI (Rang 41, Bestpreisquote: 8,1 Prozent, durchschnittlicher Aufpreis: 53,6 Prozent), Thomas Cook (Rang 39, 5,0 Prozent, 49,6 Prozent), Neckermann (Rang 36, 5,1 Prozent, 46,8 Prozent) und L'tur (Rang 30, 4,4 Prozent, 37,1 Prozent) zu den Akteuren, die bei der Stichprobe überraschend schlecht abschnitten.

Wer Zimmer direkt beim Hotel bucht, spart nicht in allen Ländern
 
Reisende, die direkt beim Hotel buchen und so Geld sparen möchten, könnten enttäuscht werden. Tatsächlich locken Hoteliers zwar in einigen, aber längst nicht in allen Ländern mit günstigeren Preisen. Auf Länderebene betrachtet, konnten die Tester von mydealz nur in zwölf der 43 Länder sparen, wenn sie Zimmer direkt auf den Internetseiten der einzelnen Hotels buchten.
 
Ausgerechnet in den USA, dem Mutterland von Booking.com und Expedia, wiesen Hotels bei der Stichprobe die deutlich günstigeren Preise auf. 68 Prozent der fünfzig amerikanischen Hotels boten Zimmer auf ihrer eigenen Seite günstiger an als über eines der Buchungsportale. Mit 13,4 Prozent war ihr Preisvorteil gegenüber dem günstigsten Buchungsportal so groß wie in keinem anderen Land.
 
Ähnlich attraktiv fielen die Preisvorteile bei Direktbuchungen in einigen asiatischen Ländern aus. So boten Hoteliers in Singapur ihre Zimmer über die eigene Internetseite im Schnitt 12,4 Prozent günstiger an als über eines der 42 Buchungsportale. In Japan betrug der Preisvorteil 9,2 Prozent und in Thailand immerhin noch 8,3 Prozent. Und auch in Russland (5,2 Prozent Preisvorteil), der Schweiz (4,8 Prozent) und Ungarn (3,6 Prozent) kann es sich – je nach Währungskurs – rechnen, Zimmer direkt beim Hotel zu buchen.
 
Auch wer in Deutschland Urlaub machen, sollte prüfen, zu welchen Preisen er Zimmer direkt beim Hotel buchen kann. Immerhin 47,5 Prozent der achtzig Hotels boten ihre Zimmer bei der Stichprobe über die eigene Internetseite preiswerter an als über eines der Buchungsportale. Und in weiteren 7,5 Prozent der Fälle boten Hoteliers Zimmer zum durchgehend gleichen Preis an. Durchschnittlich konnten die Tester so immerhin noch 3,1 Prozent sparen, wenn sie ein Zimmer direkt über die hoteleigene Internetseite buchten.
 
Wer auf den Malediven (23,2 Prozent Aufpreis), in Ägypten (23,8 Prozent), auf Bali (24,9 Prozent), in Island (27,9 Prozent) oder in Kroatien (28,0 Prozent) und Tunesien (86,5 Prozent) Urlaub machen möchte, sollte jedoch genau prüfen, ob es sich auszahlt, Zimmer direkt beim Hotel zu buchen. Zumindest bei der Stichprobe haben Hoteliers aus diesen Ländern die Preise von Buchungsportalen selten unterboten. Die günstigsten Preise für Hotels in Kroatien und Tunesien fanden die Tester von mydealz sogar in 80 Prozent beziehungsweise sogar in 100 Prozent der Fälle bei einem der Buchungsportale.
 
Vor allem drei Buchungsportale bieten wichtige Orientierung
 
Dass Buchungsportale den Internetseiten von Hotels preislich gerade in eher „exotischen“ Gegenden den Rang ablaufen, macht eines deutlich: Buchungsportale übernehmen hier für viele Hoteliers eine wichtige Funktion als Botschafter und Tor zur Welt der Reisenden. Wer einen Überblick über Hotels in für ihn neuen Städten und Regionen gewinnen möchte, kommt um Portale wie Booking.com, Expedia, Tripadvisor und Co. fast nicht umhin. 90 Prozent der Befragten erklärten bei einer Studie des VIR und der Hochschule Heilbronn, eine „große Auswahl an Hotels“ und die Möglichkeit, verschiedene Hotelangebote zu vergleichen, seien für sie wichtige Gründe, ein Buchungsportal zu nutzen.6
 
Neben dem Preis prüften die Tester von mydealz deshalb auch, wie breit die einzelnen Buchungsportale tatsächlich aufgestellt waren – und stießen auf große Unterschiede. Kaum verwunderlich, konnten die Tester die meisten Hotelzimmer direkt beim Hotel buchen: Zwar nicht alle, aber immerhin 741 der 750 Hotels (98,7 Prozent) ermöglichten es Besuchern ihrer Internetseite, Zimmer direkt zu buchen.
 
Ähnlich breit war keines der 42 Buchungsportale aufgestellt. Mit dem bereits seit 1999 aktiven Portal eBookers.de und den Marktführern Expedia und Booking.com spielten die etablierten Akteure allerdings ihre Stärke aus. Über eBookers.de konnten die Tester für den Zeitraum vom 21. bis zum 28. April Zimmer in 642 der 750 Hotels buchen. Hotels.com führte 632 Hotels, Expedia 625 und Booking.com immerhin noch 582 der 750 Hotels. Das ebenfalls zu Booking Holdings zählende Portal Agoda war hinter den beiden eher kleineren Anbietern Zenhotel (490 von 750 Hotels) und Loveholidays (472 von 750 Hotels) immerhin das siebt bestsortierte Buchungsportal: Zimmer in 463 der 750 Hotels (61,7 Prozent) konnten die Tester über Agoda buchen. Trip.com lag mit 462 buchbaren Hotels knapp dahinter auf Rang 8. Amoma (447 Hotels) und Cancelon (385 Hotels) vervollständigten die Top-10 der bestsortierten Buchungsportale.
 
Die übrigen Buchungsportale schnitten mäßig ab. Im Mittel konnten die Tester von mydealz über die 42 Buchungsportale nicht mehr als 271, also 37,6 Prozent der 750 Hotels buchen. Besonders dürftig fiel das Ergebnis dabei bei gleich fünf Buchungsportalen, respektive Reiseanbietern aus. Über Airtours.de (Rang 38, 72 Hotels, 9,6 Prozent) und ITS (Rang 39, 58 Hotels, 7,7 Prozent) konnten die Tester Zimmer in weniger als jedem zehnten Hotel buchen. Bei den Reiseveranstaltern Meiers Weltreisen (Rang 40, 30 Hotels, 4,0 Prozent), Alltours (Rang 41, 25 Hotels, 3,3 Prozent) und Roomer (Rang 42, 21 Hotels, 2,8 Prozent) waren sogar nur Zimmer in weniger als fünf Prozent aller Hotels verfügbar.
 
Nur 16 von 42 Buchungsportalen erzielen wenigstens ausreichende Ergebnisse
 
Einmal „sehr gut“, dreimal „gut“, fünfmal „befriedigend“, achtmal „ausreichend“ und sechsundzwanzigmal „mangelhaft“ – so drastisch sähe das Ergebnis der Stichprobe aus, wenn man das Angebot und Preisniveau der 42 analysierten Buchungsportale und 750 Hotelwebseiten benoten würde.
 
Als bester Buchungsweg erwiesen sich die Internetseiten der 750 zufällig ausgewählten Hotels. Nur neun Hotels boten keine Möglichkeit an, online direkt zu buchen. Von den übrigen 741 Hotels unterboten 43,1 Prozent auf ihre eigenen Internetseite die Preise der OTAs. Insgesamt lagen die Angebote auf den Hotelwebsites so nur 15,2 Prozent über dem jeweiligen Bestpreis.
 
eBookers.de schnitt bei der Stichprobe als bestes Buchungsportal ab. Von allen 642 bei eBookers.de gelisteten Hotels ließen sich bei der Stichprobe zwar nur 57 Hotels (8,9 Prozent) zum besten Preis buchen. Insgesamt überzeugte eBookers.de allerdings durch vergleichsweise niedrige Preise. Im Mittel waren Hotels hier nur rund ein Viertel (25,4 Prozent) teurer als beim günstigsten Anbieter. In Summe kam eBookers.de so auf einen Zielerreichungsgrad von 85,6 Prozent und zur Note „gut“.
 
Auch „gut“ schnitten die beiden zur Expedia Group zählenden Portale Hotels.com und Expedia.de ab. Bei Hotels.com konnten die Tester gut jedes zehnte der 632 verfügbaren Hotels (65, 10,3 Prozent) zum günstigsten Preis buchen und bei Expedia.de immerhin noch 9,0 Prozent der 625 dort verfügbaren Hotels. Mit einem Zielerreichungsgrad von 84,3 Prozent belegte Hotels.com in der Gesamtwertung so Rang drei, dicht gefolgt vom „Mutterportal“ Expedia, das 83,3 Prozent erreichte.

Marktführer Booking.com folgte in der Gesamtwertung mit einigem Abstand und einem Zielerreichungsgrad von 77,6 Prozent (Gesamtnote: befriedigend) auf Rang fünf. Über Booking.com ließen sich bei der Stichprobe Zimmer in 582, also 77,6 Prozent der 750 Hotels buchen – allerdings nur 38 Zimmer (6,5 Prozent) zum günstigsten Preis. Im Mittel waren die Angebote von Booking.com preislich 27,1 Prozent teurer als die des jeweils günstigsten Anbieters.
 
Am unteren Ende des Rankings fanden sich neben dem letztplatzierten Portal Roomer (2,8 Prozent Zielerreichung) mit Meiers Weltreisen (Rang 41, 4,0 Prozent) und Alltours (Rang 42, 3,3 Prozent) zwei durchaus namhafte Reiseveranstalter wieder. Beide konnten weder preislich noch dadurch punkten, dass die Tester über ihre Portale Zimmer in sonderlich vielen der 750 ausgewählten Hotels buchen konnten. Alltours bot keines der 25 dort buchbaren Zimmer zum besten Preis an und war im Schnitt knapp ein Drittel (32,4 Prozent) teurer als der günstigste Anbieter. Meiers Weltreisen brachte es auf immerhin sechs Bestpreise, führte allerdings nur dreißig der 750 Hotels und war im Mittel 29,2 Prozent teurer als der günstigste Anbieter.
 
Alltours und Meiers Weltreisen fielen bei der Stichprobe so mit „mangelhaft“ durch – genauso wie 24 andere Buchungsportale und Anbieter. Ihr schlechtes Abschneiden im Gegensatz zu Portalen wie eBookers.de, Hotels.com, Expedia und Booking.com zeigt, wie stark sich der Markt der OTas einerseits inzwischen konsolidiert hat und wie viele kleinere Portale und spezialisierte Anbieter er andererseits kennt, die teilweise auch mit guten Preisen aufwarten. Um nicht zu viel zu zahlen, sollten Reisende so ihr einstudiertes Buchungsverhalten hinterfragen und beim Preisvergleich neben auch kleinere Anbieter sowie die Internetseiten der Hotels berücksichtigen.
 


 

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