Unternehmen wollen Dienstreisen auch nach der Corona-Krise reduzieren

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Keine guten Nachrichten für die Hotellerie: Viele Konzerne in Deutschland wollen auch nach der Corona-Pandemie die Zahl ihrer Dienstreisen reduzieren. Die positiven Erfahrungen mit virtuellen Gesprächen während der Krise sollten genutzt werden, um bestimmte Treffen auch in Zukunft virtuell abzuhalten, wie aus einer branchenübergreifenden dpa-Umfrage unter deutschen Konzernen hervorgeht.

Ob Deutsche Post, Deutsche Telekom, Deutsche Bank, Rheinmetall, Zalando, Evonik, RWE, Bayer oder Thyssenkrupp: Von allen heißt es, man wolle die Möglichkeiten von Videokonferenzen auch weiterhin nutzen. Viele der Konzerne haben solche Tools auch vor der Pandemie bereits eingesetzt - etwa mit Blick auf den Klimaschutz, um Kosten zu sparen oder Mitarbeiter an unterschiedlichen Standorten zu verbinden. «Die Pandemie hat hier als Katalysator fungiert und der virtuellen Zusammenarbeit einen weiteren Schub gegeben», sagte eine Sprecherin der Deutschen Post. Viele Unternehmen wollen künftig von Fall zu Fall entscheiden und streben eine Mischung aus persönlichen Treffen und virtuellem Austausch an.

Eine aktuelle Studie des Fraunhofer Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation zeichnet das gleiche Bild: Knapp 90 Prozent von 500 befragten deutschen Unternehmen tendieren demnach dazu, Dienstreisen zukünftig zumindest kritischer zu hinterfragen. Die Studienautoren prophezeien: Es wird selbstverständlicher werden, virtuelle Zusammenkünfte statt Dienstreisen zu organisieren.

Zoom statt Jetset - Wie die Pandemie Dienstreisen streicht

«Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen.» Als der Dichter Matthias Claudius im 18. Jahrhundert diese Worte schrieb, waren Videokonferenzen noch Zukunftsmusik. Heute lässt sich auch über Zoom, Skype oder Teams eine Menge erzählen - und das nicht erst seit Corona. Doch die Pandemie hat nicht nur Liebenden und Verwandten, sondern auch Unternehmen vor Augen geführt, dass Austausch ebenso virtuell möglich ist.

Vor dem Morgengrauen aufstehen, zum Check-in für den ersten Flug von Köln nach Berlin hechten, um sich dort eine Stunde lang mit Geschäftspartnern auszutauschen und noch am gleichen Tag wieder zurückzufliegen: Was in vielen Unternehmen Alltag war, wirkte schon vor Corona nicht mehr zeitgemäß. Viel CO2 landete in der Atmosphäre der supermobilen, dezentralen Arbeitswelt. Dann kam die Pandemie - und zwang die Welt, endlich einmal genauer zu überlegen: Muss das wirklich sein?

Deutsche Post, Deutsche Telekom, Deutsche Bank, Rheinmetall, Zalando, Evonik, RWE, Thyssenkrupp oder Bayer: Fragt man große deutsche Konzerne, ist die Einigkeit über die Branchen hinweg groß: «Nach Corona» werden nicht mehr so viele Dienstreisen stattfinden wie vorher - die Lehren der Pandemie werden bleiben.

Für global agierende Unternehmen wie die Post mit Mitarbeitern in 220 Ländern gehören Treffen per Video schon lange zum Alltag. Aber: «Die Pandemie hat hier als Katalysator fungiert und der virtuellen Zusammenarbeit einen weiteren Schub gegeben», sagt eine Post-Sprecherin. In den meisten Fällen habe es keine inhaltlichen Einbußen gegeben, sogar Länderbesuche hätten virtuell stattgefunden. Auch der Rüstungskonzern Rheinmetall berichtet von langwierigen, länderübergreifenden Vertragsverhandlungen, die mit Kunden auf einmal auch per Video möglich waren.

Die Zahl der Konferenzen über Telefon oder Video sei bei Rheinmetall in den vergangenen vier Monaten auf das Sechsfache gestiegen, teilte ein Sprecher mit. Gleichzeitig seien die Reisekosten um rund 80 Prozent gesunken. Dieses «enorme Sparpotenzial» sporne an, die Tools auch in Zukunft intensiver zu nutzen als zuvor.

Es scheint fast, als habe die Post-Dienstreisen-Ära nur Vorteile: Man spart Geld und Zeit, die sonst an Flughäfen oder Bahnhöfen vertrödelt wird, ist kurzfristiger für Termine verfügbar und schützt nebenbei auch noch das Klima. Doch nicht für jedes Treffen ist der virtuelle Raum der richtige, auch da sind sich viele Unternehmen einig. «Klar ist, dass virtuelle Konferenzen den persönlichen Kontakt nicht vollständig ersetzen können», sagt etwa eine Sprecherin von BMW.

Man wolle von Fall zu Fall abwägen und erwarte eine Mischung aus echten und digitalen Treffen, heißt es von Post, Telekom, Rheinmetall und etlichen anderen Konzernen. Christian Sewing, der Chef der Deutschen Bank, schätzte kürzlich, für Kundenmeetings könnten in Zukunft 10 bis 20 Prozent weniger Reisen notwendig sein.

Wer sich auf einen weiten Weg zu seinem Gesprächspartner macht, gibt sich Mühe. Diese Wertschätzung dürfte gerade im Kontakt mit Kunden bislang oft ein Grund für manche Dienstreise gewesen sein. Da während der Corona-Zeit Reisen generell kaum zur Debatte standen, hatten alle Seiten die Chance, sich frei von Erwartungen an neue Formen zu gewöhnen. Persönliche Treffen würden von Geschäftspartnern daher mittlerweile auch weniger erwartet oder veranlasst, heißt es zum Beispiel von Telekom und RWE. «Die hohe Bereitschaft und Akzeptanz zum mobilen Arbeiten hat ganz automatisch dazu geführt, dass die Notwendigkeit von Dienstreisen auf allen Ebenen hinterfragt wurde - sei es mit Kollegen, Kunden oder Dienstleistern», erzählt eine Evonik-Sprecherin.

Wie bei der Telekom berichtet man auch bei Audi, schon vor Corona zugunsten digitaler Treffen auf viele Reisen verzichtet zu haben. Daran habe sich nichts geändert. Ob Zeit, Geld, Stress oder das Klima - Gründe gibt es genug, dass der Trend anhalten wird. (dpa)


 

 

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