Eva Grafhorst ist Housekeeping Managerin im Waldorf Astoria in Berlin und leitet ein Team aus rund 90 Mitarbeitern. Und das mit 24. Im Interview spricht sie über ihren Werdegang, ihren Alltag im Hotel und über die Herausforderungen als Frau in der Branche.
Seit wann bist du beim Waldorf Astoria?
6 Monate – ich war früher im Hilton in Berlin und Rotterdam
Warum hast du dich ursprünglich für eine Tätigkeit in der Hotellerie interessiert?
Ich komme aus den Niederlanden, dort musst du mit 16 Jahren entscheiden, was du später mal machen willst. Ich wusste nicht, was ich machen soll. Ich habe als Kellnerin im Hotel gearbeitet zuvor. Die Atmosphäre hat mir in Hotels immer sehr gefallen. Daher habe ich ein Studium im Hotelmanagement gemacht (Bachelor). Das war eine sehr gute Entscheidung
Was hat dich 2014 zu Hilton gebracht?
Fürs Studium musste man ein Praktikum im Ausland machen. Ich wollte ein Praktikum beim Empfang im Hilton Berlin, weil es ein schönes großes Haus mit 601 Zimmern ist. Da meine Deutsch-Kenntnisse zu diesem Zeitpunkt noch nicht so umfangreich waren, wurde mir ein Praktikum im Housekeeping angeboten. Da es eine große Abteilung war mit unterschiedlichen Aufgabenfeldern, habe ich mich dazu entschieden die Aufgaben des Supervisors näher kennen zu lernen. Zu Beginn hatte ich meine Differenzen, da das Housekeeping nicht meine präferierte Abteilung war. Doch dann habe ich von Woche zu Woche immer mehr an Kompetenzen gewonnen und somit kam auch die Freude. Bis heute bringt es mir Freude in diesem Department zu arbeiten.
Eine Zeit lang warst du in Rotterdamm im Hilton Hotel. Welche Erfahrungen konntest du in dieser Zeit machen?
Nachdem ich mein Studium beendet habe, hat sich mir die Frage gestellt wie ich weiter vorgehe. In Anlehnung an mein Praktikum im Hilton Berlin habe ich mich im Hilton Rotterdam auf die Stelle des Supervisors im Housekeeping beworben. Mein Ziel war es das bereits erlernte Wissen aus meinem Praktikum zu vertiefen und meine Fertigkeiten zu verbessern. In meinen zwei Jahren als Supervisor habe ich mich sehr viel mit den täglichen Aufgaben der Abteilung auseinandergesetzt, doch dann habe ich die Möglichkeit bekommen als Assistent Housekeeping Manager die Abteilung mit meiner Erfahrung aus den vergangen Jahren übergreifend zu betrachten und zu optimieren.
Wie gehst du mit Herausforderungen im Job um?
Die Herausforderungen sind das Schönste in meinem Job. Das ist der Moment, wenn wir gut zusammenarbeiten und alle mitdenken. Ohne diese Herausforderungen wäre es langweilig. Deswegen habe ich mich auch entschieden, im Hotel zu arbeiten. Es gibt jeden Tag eine neue Herausforderung, jeden Tag eine neue Challenge. Housekeeping ist eine der größten Abteilungen im Hotel. Ich habe 40 Mitarbeiter für mich selbst und noch zusätzlich 50 von einem externen Unternehmen, insgesamt 90 Mitarbeiter. Die vielen unterschiedlichen Kulturen und Altersgruppen machen den Job im Housekeeping besonders. Man lernt täglich Neues über unterschiedliche Herkünfte und Kulturen.
Was macht dich einzigartig?
Ich bin die jüngste Housekeeping Managerin, die das Haus je gesehen hat
Was war das beste, was dir bisher beim Waldorf Astoria passiert ist?
Während ich im Hilton in Rotterdam gearbeitet habe, bin ich unterstützend im Zuge eines Task Force in die Housekeeping Abteilung des Waldorf Astoria Berlins gekommen. Dort habe ich eine spannende und aufregende Zeit erlebt. Nachdem ich meinen Task Force beendet habe, wurde mir ein Job hier im Waldorf Astoria Berlin angeboten.
Was war der beste Tag deiner Arbeit?
Nachdem ich mich final entschieden habe zurück ins Waldorf Astoria Berlin zu gehen und dort das Job-Angebot anzunehmen, wurde ich mit offenen Armen begrüßt. Meine Kollegen, welche ich bereits während des Task Force kennengelernt habe, haben mir einen herzlichen Empfang hier in Berlin beschert. In diesem Moment wurde mir bewusst, dass ich die richtige Entscheidung für mich getroffen habe.
Was ist etwas Besonderes, das nur im Waldorf Astoria passieren kann?
Die Karrieremöglichkeiten für alle Teammitglieder in diesem Hotel sind definitiv einzigartig. Zwei Mitglieder des Housekeeping-Teams wechselten in die Finanzabteilung, ein weiteres Teammitglied in das Frühstücksteam und ein weiteres in das Concierge Team. Das Schaffen sinnvoller Möglichkeiten für Teammitglieder und Gäste macht die Arbeit im Waldorf Astoria einzigartig.
Was sind „Fun Facts“, die du gern teilen möchtest?
Obwohl ich auf Arbeit für eine strenge Ordnung sorge, bin ich im Privaten das absolute Gegenteil. Also ich bin immer sehr püntklich und organisiert, wir planen unglaublich viel, mein Schreibtisch ist ordentlich, ansonsten kann ich nicht arbeiten. Ich weiß immer, wo alles ist. Aber wenn ich private Termine habe, bin ich nicht immer pünktlich. Mein Tag ist sehr durchgetaktet, zuhause ist alles spontan. Ich glaube, ich bin in der Arbeit immer so strukturiert, dass ich das zuhause einfach locker haben möchte. Jeder erwartet, dass es zuhause bei den Leuten auch immer ordentlich ist, aber das ist nicht der Fall.
Worauf bist du stolz?
Ich bin stolz darauf, mit 24 Jahren Housekeeping Managerin dieses wunderschönen Hauses zu sein, was ohne die Unterstützung meines Teams, auf das ich wirklich stolz bin, nicht möglich wäre.
Warum stehst du jeden Tag auf und gehst zur Arbeit?
Was mich dazu bringt, jeden Tag aufzustehen und zur Arbeit zu gehen, ist das Wissen, dass ich etwas Neues lernen werde oder dass eine neue Herausforderung auf mich wartet. Das und die Tasse Kaffee, die das Team immer mit Liebe zubereitet.
Wie stehst du zum Feminismus? Denkst du, es braucht dafür einen Feiertag?
Im Allgemeinen finde ich es wichtig, dass wir an einem Tag wie diesem mit einem guten Beispiel vorangehen und Frauen in anderen Ländern dazu inspirieren und motivieren sich für ihre Rechte und Freiheiten einzusetzen. Vor allem, da es selbst 2020 noch in vielen Ländern Ungleichgewicht in Bezug auf die Gleichstellung gibt.
Was ist für dich eine Herausforderung als Frau in deiner Branche?
Ich finde es schwierig, darauf zu antworten. Ich denke in meinem Fall ist es eher das Alter, welches vor allem bei ersten Aufeinandertreffen manchmal zur Verwunderung führt.
Wie würdest du unterschiedliche Führungsstile bei Managern/Managerinnen bewerten?
Ich mache das ähnlich wie die anderen. Ich glaube, ich habe als Frau manchmal vielleicht etwas mehr einfühlsamere Kompetenz. Manchmal kommen Mitarbeiter eher zu mir mit persönlichen Sachen, dann sprechen wir darüber.
Gibt es eine Botschaft, die du an andere Frauen richten würdest? Tipps?
Ich glaube fest daran, dass ganz egal ob männlich oder weiblich, wenn man einen Traum hat und diesen mit Mut und Zuversicht angeht, kann man alles schaffen.