Mehrere Tier- und Umweltschutzverbände haben sich trotz Kritik an den Bedingungen in der Fleischindustrie über einen Trägerverein für das Vermarktungslabel Neuland für Schlachtungen bei Tönnies entschieden.
Grund seien der Mangel an Alternativen auf dem Schlachtmarkt, sagte am Montag Neuland-Vorstandssprecher Jochen Dettmer der Deutschen-Presse-Agentur. Zuvor hatte die «Rheinische Post» darüber berichtet.
So ist der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) einer von mehreren Trägern des Labels. Das vermarktet nach eigener Angabe seit 1988 nur Fleisch aus tiergerechter Haltung und einer maximalen Entfernung von 200 Kilometern zum Schlachthof. Zwar gebe es in Bergkamen einen eigenen Zerlegebetrieb der Neuland West GmbH. «Dort gibt es aber keine Verpackungs- und Vakuumierungsanlage in der Dimension wie bei Tönnies», sagte Dettmer. Derzeit fehle es schlicht an Alternativen bei der Schlachtung, sagte der Vorstandssprecher am Montag der Deutschen Presse-Agentur.
Der BUND hatte sich in der Corona-Krise nach dem massenhaften Fund von Corona-Infizierten bei Tönnies kritisch über das System geäußert. Auch der Deutsche Tierschutzbund, der ebenfalls Träger bei Neuland ist, war unter den Kritikern.
«Der BUND als ein Gründer- und Trägerverband des Neuland e.V. hat die Öffnung der Neuland-Produkte für einen größeren Markt schon immer unterstützt. Um immer mehr Menschen den Kauf von Fleischwaren aus artgerechter Haltung zu ermöglichen, wurde die Kooperation mit ALDI Nord und Süd unter dem Label 'Fair und Gut' ins Leben gerufen», sagte Antje von Broock, Geschäftsführerin Politik und Kommunikation beim BUND, zu den Vorwürfen. Nur im Rahmen des Kooperationsvertrag mit ALDI Nord und Süd sei eine Verarbeitung bei Tönnies von geringen Mengen Fleisch vorgesehen.
«Eine Verarbeitung bei Tönnies wurde immer kritisch gesehen, ist aber ein Resultat einer massiven Konzentration innerhalb des fleischverarbeitenden Sektors. Die Bedingungen in der fleischverarbeitenden Industrie sind weder menschenwürdig noch tiergerecht», sagt von Broock weiter. Leider seien sie aber nach geltendem Recht legal. Mit den anderen Trägerverbänden von Neuland suche man jetzt nach Alternativen. (dpa)