Verbraucherzentrale Hamburg kritisiert Nestlé für mangelnde Reduktion bei Zucker und Fett

| Industrie Industrie

Die Verbraucherzentrale Hamburg hat sich 24 Nestlé-Produkte genauer angeschaut und einen Alt/Neu-Vergleich gemacht. Das Ergebnis: Bei der Reduktion von Zucker und Fett hat das Unternehmen offenbar zu viel versprochen. Lediglich beim Salz hat Nestlé Fortschritte gemacht.

Der Lebensmittelkonzern Nestlé sagt, dass seine Produkte heute weniger Zucker, Fett und Salz enthielten als in der Vergangenheit. Das Unternehmen habe „in den letzten Jahren circa 10 Prozent reduzieren können“, so Mark-Aurel Boersch, CEO von Nestlé Deutschland in einem über Twitter verbreiteten Video. Die Verbraucherzentrale Hamburg hat stichprobenartig die Nährwerte von insgesamt 24 Nestlé-Produkten aus den Jahren 2008 bis 2016 recherchiert und mit dem aktuellen Sortiment verglichen. Die Bilanz der Verbraucherschützer ist enttäuschend.

„Mit den Vergleichswerten unserer Stichprobe können wir die Aussagen des Nestlé-Chefs nicht bestätigen“, so Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg. Beim Zucker beträgt die Reduktion durchschnittlich nur 5,7 Prozent, beim Fett 0 Prozent. Nestlé hätte die selbst gesteckten Ziele damit deutlich verfehlt. Dagegen weist mehr als die Hälfte der untersuchten Produkte (13 von 24) den gleichen oder sogar einen höheren Zuckergehalt auf. 60 Prozent (15 von 24) enthalten gleich viel oder mehr Fett. Deshalb ist der Kaloriengehalt der untersuchten Lebensmittel aktuell noch genauso hoch wie vor Jahren.

Immer noch jede Menge Zucker

Nur bei 17 Prozent (4 von 24) der überprüften Produkte hat Nestlé den Zuckergehalt um die versprochenen 10 Prozent reduziert. Positiv fallen in diesem Zusammenhang die Cerealien »Nesquik Duo« und »Fitness Knusperflakes« auf. Auch die neue Rezeptur des »Nesquik Kakaopulver 30% weniger Zucker« enthält nun noch weniger Zucker. Das klassische Kakaopulver der Marke »Nesquik« hingegen wird noch immer mit einem Zuckeranteil von über 75 Prozent verkauft. Die »Smarties Schokolinsen« und der Riegel »KitKat Chunky« sind jetzt sogar süßer als ihre Vorgängermodelle.

Schlechte Bilanz fürs Fett

Nur bei 13 Prozent (3 von 24) der geprüften Lebensmittel, den Cerealien »Nesquik Duo« und »Clusters Mandel« sowie der »Maggi Tierfigurensuppe«, sank der Fettgehalt um über 10 Prozent in den letzten neun Jahren. Viele andere Produkte wie die »Maggi Spargelcremesuppe Guten Appetit«, die aktuell mit fast doppelt so viel Fett ausgestattet ist wie im Jahr 2015, machen keine gute Figur. Solche Fertiglebensmittel in der Stichprobe sorgen dafür, dass die Verbraucherschützer insgesamt keine Fettreduktion feststellen konnten.

Fortschritte beim Salz

Lediglich beim Salz hat Nestlé anscheinend Fortschritte gemacht. Rund 11,3 Prozent niedrigere Salzwerte finden sich durchschnittlich auf den überprüften Etiketten wieder, wobei bei vielen Produkten, wie beispielsweise Süßwaren, der Salzgehalt keine wichtige Rolle spielt.

Mehr Transparenz notwendig

„Wir fragen uns, wie und wo Nestlé in den letzten Jahren jeweils 10 Prozent Zucker, Fett und Salz eingespart hat und auf welche Datengrundlage der Konzern seine Aussagen stützt“, sagt Valet. Die Stichprobe des Verbraucherschützers zeichnet ein anderes Bild. „Verbraucherinnen und Verbraucher haben ein Recht auf mehr Transparenz und weniger Schönfärberei! Wer völlig überzuckerte Kinderprodukte im Zuckergehalt auf ein weiterhin sehr hohes Niveau reduziert, sollte sich nicht auf die Schulter klopfen,“ so Valet. Ein unabhängiges Informationsportal, das die Entwicklung der Nährwerte von Produkten abbildet und begleitet, könnte helfen, die Anbieter stärker in die Pflicht zu nehmen.


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

In Amerika wird sehr viel weniger Hopfen gepflanzt, das ermöglicht Deutschland die Rückkehr auf den ersten Platz der Anbauer. Der Hintergrund ist für die Hopfenpflanzer eigentlich schlecht.

Pressemitteilung

Zum vierten Mal prämierten der Nachrichtensender ntv, DUP UNTERNEHMER und das Deutsche Institut für Service-Qualität Projekte aus allen Wirtschaftsbereichen, die Nachhaltigkeit vorbildhaft umsetzen. Zu den diesjährigen Preisträgern zählt der Spültechnikhersteller Winterhalter Gastronom GmbH. Ausgezeichnet wurde das Unternehmen in der Kategorie „Projekt – Energie“ für die Überdachung eines Firmenparkplatzes mit einer Photovoltaik-Anlage.

Die Spargelsaison ist auf der Zielgeraden, offizielles Ende ist der 24. Juni. Vor allem Frost und Regen haben die Ernte geprägt. Das hat auch Einfluss auf die Preise.

Fußball schauen und Bier trinken gehört für viele Fans zusammen. Entsprechend versprechen sich Brauereien mehr Absatz durch die EM. Doch es spielen auch unwägbare Faktoren mit hinein.

 

Pressemitteilung

Das Hotel in Baden-Württemberg setzt auf nachhaltige Produkte „Made in Switzerland“. Pünktlich zur Fussball-Europameisterschaft stattet das mehrfach ausgezeichnete Luxushotel seine Betten neu aus.

Frankreichs Hersteller von Cognac, Likören und anderen Spirituosen sind in Sorge, denn der Absatz sinkt. Schuld ist nicht bloß die Inflation, sondern auch ein anderer Trend. Auch in der Gastronomie ging der Konsum von Spirituosen zurück.

Der Konsum ist im vergangenen Jahr pro Kopf um zwei Liter zurückgegangen. Das hat mehrere Gründe. Bei der beliebtesten Saftsorte in Deutschland ist die Nachfrage deutlich rückläufig.

In den ersten drei Monaten des Jahres sind der Wert und die Menge der ausgeführten deutschen Weine gestiegen. Stark gewachsen sind unter anderem die Exporte nach China. Doch auch die Niederlande, Polen, Japan und Dänemark legten zu.

Die Kaufzurückhaltung trifft auch die Spirituosen-Hersteller. Der Umsatz ist im Jahr 2023 zwar leicht gestiegen, der Pro-Kopf-Konsum jedoch rückläufig.

Unter den weltweit 40 größten Brauereigruppen finden sich sechs deutsche Unternehmen. Auffällig ist das hohe Gewicht der Konzerne, die die Liste anführen: Allein die Top 3 stehen zusammen für mehr als die Hälfte des Bierausstoßes.