Buchungsportale: Schlechtere Rankings für Hotels bei niedrigeren Preisen auf anderen Webseiten

| Marketing Marketing

Ranglistenpositionen beeinflussen maßgeblich, welche Hotels auf Buchungsportalen im Internet gebucht werden – und welche nicht. Allerdings ist nicht jede Positionierung und Empfehlung bei großen Buchungsportalen wie Booking.com und Expedia im Interesse der Nutzer/innen: So erhalten beispielsweise Hotels schlechtere Positionen in empfohlenen Suchergebnislisten, wenn sie auf anderen Plattformen oder auf hoteleigenen Webseiten niedrigere Preise angeben. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des ZEW – Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung in Mannheim gemeinsam mit Forschern der Télécom ParisTech und dem Düsseldorfer Institut für Wettbewerbsökonomie (DICE).

Die Studie untersucht, wie sich Änderungen der Hotelpreise bei konkurrierenden Vertriebskanälen auf die Position des Hotels in den empfohlenen Suchergebnissen von Buchungsportalen auswirken. Hierfür werteten die Wissenschaftler Suchergebnisse auf den zwei größten Hotelbuchungsportalen Booking.com und Expedia sowie der Metasuchseite Kayak im Zeitraum zwischen Juli 2016 und Januar 2017 für 250 Städte in verschiedenen Ländern aus und verfolgten dabei mehr als 18.000 Hotels.

Die Daten weisen darauf hin, dass zumindest ein Teil der Hotels ihre Preise über verschiedene Vertriebskanäle hinweg differenzieren. So ist jedes vierte Angebot auf der hoteleigenen Webseite günstiger als bei einem Hotelbuchungsportal. Das hat Konsequenzen. Für beide Portale, deren Suchergebnisse ausgewertet wurden, stellt die Studie fest, dass ein niedrigerer Preis bei der jeweils anderen Plattform oder auf der hoteleignen Website eine schlechtere Platzierung für das Hotel in den empfohlenen Suchergebnislisten der betrachteten Buchungsplattform zur Folge hatte. Das gilt sowohl für Länder mit als auch ohne Preisparitätsklauseln. Je größer der Preisunterschied zwischen den Plattformen dabei ist, desto stärker wirkt sich das auf die Positionierung im Ranking der Plattformen aus. Hotels mit niedrigeren Preisen auf konkurrierenden Kanälen sind daher weniger sichtbar als solche ohne Preisunterschreitung. Dies wiederum wirkt sich auf die Preisgestaltung von Hotels aus und kann die Preisdifferenzierung über die Vertriebskanäle hinweg reduzieren.

Buchungsportale könnten besser über Berechnung von Ranglisten informieren

„Buchungsportale machen die Rangliste ihrer empfohlenen Suchergebnisse durch die Berücksichtigung der Preisdifferenzen von Faktoren abhängig, die zwar für das Portal zur Gewinnmaximierung relevant sind, aber nicht in Einklang mit dem Kundeninteresse stehen müssen“, erklärt Reinhold Kesler, Wissenschaftler im ZEW-Forschungsbereich „Digitale Ökonomie“ und Ko-Autor der Studie. Diese Praxis birgt Risiken: Einerseits beeinflusst eine Plattform durch eine derartige Optimierung der Suchergebnisse die Preisgestaltung von Hotels über alle Vertriebskanäle hinweg – und kann damit bis zu einem gewissen Grad ein Ersatz für Preisparitätsklauseln sein, die von Wettbewerbsbehörden und Gesetzgebern in verschiedenen europäischen Ländern verboten wurden. Andererseits kann eine fehlende Übereinstimmung des Kundeninteresses mit den Suchergebnissen in der Rangliste zu einer niedrigen Suchqualität für die Nutzer führen.

„Es wäre wünschenswert, wenn Buchungsportale die Verbraucher besser darüber informieren würden, wie sie ihre als ‚Empfohlen‘ oder ‚Unsere Top-Tipps‘ bezeichneten Ranglisten berechnen“, fordert Kesler. „Verbraucher könnten dann besser entscheiden, inwieweit sie den Empfehlungen tatsächlich folgen wollen. Das wiederum könnte eine höhere Suchqualität für Nutzer/innen zur Folge haben und potenziell wettbewerbsverzerrende Auswirkungen derartiger Plattformstrategien beseitigen.“

Die großen Mehrheit der Bundesbürger geht allerdings davon aus, dass alle alle Beteiligten von den Portalen profitieren würden: Plattformbetreiber ebenso wie die Anbieter von Produkten und Dienstleistungen auf den Plattformen sowie ihre Kunden.

Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Befragung von 1.003 Bundesbürgern ab 16 Jahre im Auftrag des Digitalverbands Bitkom. Demnach sagen 3 von 5 (60 Prozent), dass die Kunden profitieren. In der Altersgruppe zwischen 16 und 49 Jahre beträgt der Anteil sogar 70 Prozent. (Tageskarte berichtete)

Booking hat inzwischen ebenfalls zu der Studie Stellung bezogen und sagt: „Die Rankings auf Booking.com basieren auf einem automatisierten Algorithmus, der aus Kundenfeedback aufgebaut ist. Dabei ist die Konversionsrate der stärkste Einflussfaktor für das Ranking. Unterkünfte mit einer guten Konversionsrate (also solche, die immer wieder gebucht werden), zeigen, dass sie von Kunden gut angenommen werden. Diese Unterkünfte – die oft tolle Preise, Fotos, Beschreibungen und Bewertungen aufweisen – steigen in den Suchergebnissen tendenziell auf. Kunden neigen gerne dazu, keine Unterkünfte mit erhöhten Preisen zu buchen. Unsere Daten belegen, dass Partner negative Auswirkungen auf das Geschäft, das sie auf der Plattform generieren können, sehen, wenn sie nicht die besten Preise auf Booking.com angeben.“

Kartellamt übt Kritik an Portalen

Das Bundeskartellamt sieht das etwas kritischer hat neulich die Ergebnisse seiner Untersuchung zu Internet-Vergleichsportalen vorgestellt (Tageskarte berichtete). Die Untersuchung zahlreicher Vergleichsportale aus den Dienstleistungsbereichen Reisen, Energie, Versicherungen, Telekommunikation und Finanzen habe den Verdacht auf Verbraucherrechtsverstöße in einigen Punkten erhärtet, so die Mitteilung. Die betroffenen Unternehmen haben nun Gelegenheit, zu dem Konsultationspapier Stellung zu nehmen.

Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamtes: „Internet-Vergleichsportale sind ein wichtiges Werkzeug, solange sie objektive und unverfälschte Ergebnisse liefern. Viele Vergleichsinformationen sind zutreffend und seriös. Aber unsere Untersuchung offenbart auch eine Anzahl von möglichen Rechtsverstößen. Es fehlt oft an einer Aufklärung der Verbraucher darüber, wie die Reihenfolge der Suchergebnisse und die Empfehlungen der Vergleichsportale im Einzelnen zu Stande kommen.“


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Die GCH Hotel Group festigt ihre Rolle als „Partner des Sports“ durch aktive Sponsorenpartnerschaften mit den Füchsen Berlin, dem Deutschen Handballbund (DHB) und dem VfL Potsdam. Mit über 120 Hotels im Portfolio ist die GCH Hotel Group eines der führenden Hotelmanagement-Unternehmen in Europa.

Der Anbieter für Mehrwegsysteme Recup erweitert seine Aktivitäten in Österreich und startet eine Marketingkampagne. Das Unternehmen macht auf das Thema Verpackungsmüll aufmerksam und will durch ein flächendeckendes Pfandsystem den Markt verändern.

Das Berliner Unternehmen Precise Hotels & Resorts startet eine großangelegte Imagekampagne auf dem deutschen Markt. Unter dem Motto „Die große Familienschatzsuche“ werden dabei landesweit TV- und Radiospots geschaltet.

Weiblich und jung: So sahen bisher die Werbefiguren der Weinbranche aus. Inzwischen gibt auch es Weinprinzen. Mit dem Wunsch nach Geschlechtergerechtigkeit hat das aber wenig zu tun.

Erst kürzlich feierte die familiengeführte Hotelgruppe ihr 20. Jubiläum. Nun folgt die Einführung eines neuen Logos. Dieses symbolisiert die Entwicklung und Expansion der Hotelkette, die von ursprünglich vier auf nun sieben Hotels angewachsen ist.

Marriott International gibt die Einführung von Business Access by Marriott Bonvoy bekannt, ein Online-Reisebuchungsprogramm, das als Direktkanal für kleine und mittelständische Unternehmen konzipiert ist.

Im Rahmen einer Kooperation mit dem Bunte New Faces Award hat der Markengastronom L’Osteria eine eigene Textilkollektion vorgestellt. Das Angebot umfasst Sweater, T-Shirts und Caps, immer mit „italienischem Twist“.

Obst und Gemüse sind selten der Star auf dem Teller. Diesen Spieß dreht ALDI SÜD jetzt um und stellt frisches Obst und Gemüse in seiner neuen Social-Media-Kampagne „Alles außer Beilage“ in den Mittelpunkt. Als Höhepunkt der Kampagne eröffnet ALDI am 22. Juli das erste Beilagenrestaurant Deutschlands: „RoyALDI“ in Köln.

Pullman kündigt eine Sonder-Edition seiner Veranstaltungsreihe Pullman Happenings in Berlin an, um den Christopher Street Day zu feiern. Pride-Supporter haben zwei Optionen, um teilzunehmen.

Die HSMA Deutschland e.V. präsentiert am 5. September 2024 in Heidelberg ein erweitertes Programm mit renommierten Experten, innovativen Workshops und spannenden Diskussionsrunden auf zwei Bühnen. Als Keynote-Speakerin konnte der Verband die ehemalige Fußballspielerin Steffi Jones gewinnen.