Debatte um Entlastungen: Habeck will mehr Geld - Druck auf Lindner

| Politik Politik

Je stärker Unternehmen und Bevölkerung die Folgen der hohen Energiepreise spüren, desto heftiger wird um die Finanzierung sogenannter Entlastungsmaßnahmen gerungen. Das zeigt sich am Montag erneut in der Ampel-Koalition sowie zwischen Bund und Ländern.

Der Landkreistag stellte zudem die Systematik der bereits geplanten Hilfen infrage. «Besser als nachträgliche Einmalzahlungen, Subventionen und Steuererleichterungen für Bürger und Betriebe wäre es, wenn der Bund das Preisproblem früher, und zwar bei den Energieimporteuren angehen würde», sagte Landkreistagspräsident Reinhard Sager.

Im Zusammenhang mit Entlastungen in der Energiekrise hatten unter anderem die Grünen eine weitere Aussetzung der Schuldenbremse ins Spiel gebracht. Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) will aber, dass die im Grundgesetz verankerte Begrenzung der Neuverschuldung ab 2023 wieder gilt. Sie war wegen der Corona-Pandemie drei Jahre in Folge ausgesetzt.

Der Co-Vorsitzende der Grünen, Omid Nouripour, sagte am Montag nach einer Sitzung des Bundesvorstandes: «Wir sind weiterhin der Meinung, dass die Schuldenbremse für das nächste Jahr nicht zu halten sein wird.» Auch das Handwerk brauche jetzt angesichts der hohen Energiepreise Hilfe, deshalb hoffe er, «dass der Finanzminister an dieser Stelle uns auch beisteht».

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sagte im vorpommerschen Lubmin: «Unterm Strich muss ich sagen, das Geld muss aufgebracht werden.» Man müsse die Menschen unterstützen, bis andere Maßnahmen für mehr Angebot und dadurch auch für niedrigere Energiepreise sorgten. «Das scheint mir die logische Konsequenz zu sein, und ich sehe nicht, wie man dagegen an argumentieren kann.» Man werde aber nicht den Ausgleich jedes Gewinnausfalls garantieren können, dämpfte er gleichzeitig die Erwartungen. «Das ist nicht möglich, das kann die Politik nicht leisten.»

FDP-Fraktionschef Christian Dürr teilte daraufhin mit: «Wir sollten jetzt nicht über zusätzliches Geld der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler sprechen. Stattdessen müssen wir dringend das Energieproblem bei der Wurzel packen.» Das betreffe die längere Laufzeit der drei Atomkraftwerke und die stillgelegten Kohlekraftwerke, die sofort wieder ans Netz gehen müssten. «Ohne Kernkraft und ohne Kohle steht uns ein schwerer Winter bevor. Wir dürfen hier keine Zeit mehr verlieren, denn die enormen Energiekosten kann sich niemand mehr leisten», sagte er. Es sei ein Irrglaube, dass Steuererhöhungen und zusätzliche Schulden dies lösen könnten.

Die Koalition aus SPD, Grünen und FDP hatte vor rund zwei Wochen ein drittes Entlastungspaket im Umfang von 65 Milliarden Euro beschlossen, an dem sich auch die Länder beteiligen sollen. Am 28. September wollen die Ministerpräsidenten mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) darüber sprechen.

«Ich erwarte, dass alle Bundesländer sich auf den Weg des Machens und nicht auf den Weg des Blockierens begeben», sagte der SPD-Vorsitzende Lars Klingbeil am Montag nach Beratungen der Parteiführung in Berlin. Er selbst habe bereits konstruktive Gespräche zur Umsetzung des Pakets mit SPD-Ministerpräsidenten geführt.

Hessens Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) kritisierte, die Länder seien nicht frühzeitig genug in die Überlegungen eingebunden gewesen. «Wir werden nicht blockieren. Und es geht auch gar nicht um Blockade, sondern es geht jetzt darum, ein sinnvolles Paket zu schnüren», sagte er im ZDF-«Morgenmagazin». «Wir sind selbstverständlich dabei, unsere Last zu tragen.» (dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Mit steuerlichen Vorteilen will die Bundesregierung Fachleute nach Deutschland locken - denn andere Länder tun dies schon lange. Doch es gibt Widerspruch. Auch aus den Reihen der Ampel.

Obwohl es in anderen Bundesländern bereits Einigungen gibt, eskaliert der Tarifkonflikt im bayerischen Gastgewerbe. Nun bereitet die Gewerkschaft Warnstreiks im Umfeld der EM-Halbfinalspiele vor.

Auch in der zweiten Tarifrunde haben der DEHOGA Bayern und die Gewerkschaft NGG keine Einigung erzielt. Der Verband sagt, dass er ein Angebot von fast 15 Prozent Lohnerhöhung auf den Tisch gelegt hätte.

Vor dem Beginn der Tarifrunde im niedersächsischen Gastgewerbe fordert die Gewerkschaft NGG ein deutliches Lohnplus für die Beschäftigten: 400 Euro mehr im Monat, aber mindestens 3.000 Euro Einstiegslohn nach abgeschlossener Ausbildung.

Die Gewerkschaft Nahrungs-Genuss-Gaststätten und der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband haben sich in Sachsen-Anhalt geeinigt und einen Tarifabschluss erzielt. Beschäftigte und Auszubildende profitieren.

Bundesagrarminister Cem Özdemir setzt sich für eine leichte Anhebung der Mehrwertsteuer auf Fleisch ein, um den Umbau der Tierhaltung zu höheren Standards zu finanzieren. Der Grünen-Politiker griff einen Vorschlag des Bauernverbands auf. Von Verbraucher- und Umweltschützern kam ein geteiltes Echo.

In niedersächsischen Städten und Gemeinden wird zunehmend Bettensteuer erhoben. Der Dehoga kritisiert die Mehrkosten für Gäste und den bürokratischen Aufwand für Gastgeber.

Eine türkische Erzeugergruppe setzt sich für einen einheitlichen EU-Döner ein, was zu höheren Preisen führen könnte. Würde ihr Antrag angenommen, gäbe es EU-weit festgelegte Zutaten und Zubereitungsweisen für Döner.

Der DEHOGA-Branchentag findet in diesem Jahr am 12. November 2024 in Berlin statt. Auf LinkedIn gab der Verband jetzt erste Redner bekannt: Drei prominente Politiker haben bereits zugesagt.

Eine Kampagne des Sozialunternehmens Social-Bee erhitzt die Gemüter in Hotellerie und Gastronomie. Eigentlich will das Unternehmen darauf aufmerksam machen, dass viele gutausgebildete Geflüchtete keine passenden Jobs bekommen. Bei der Kampagne würden jedoch Berufsbilder aus dem Gastgewerbe herabgewürdigt, lautet die Kritik.