DEHOGA-Chefin Hartges: „Gastgewerbe wird weiteren Lockdown nicht akzeptieren“

| Politik Politik

Auch bei einer erneut steigenden Zahl an Corona-Neuinfektionen in Deutschland darf das Geschäftsleben nach Ansicht der großen Wirtschaftsverbände nicht wieder heruntergefahren werden. Der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Peter Adrian, sagte dem «Handelsblatt», es gelte, sich «viel stärker auf wissenschaftliche Daten und belastbare Erkenntnisse aus dem betrieblichen Alltag» zu stützen, um «pauschale Schließungen mit ihren oft gravierenden Folgewirkungen zu vermeiden».

Der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Industrie, Joachim Lang, forderte in derselben Zeitung: «Die Inzidenz allein darf bei einer hohen Impfquote in Deutschland nicht mehr das Maß aller Dinge sein.» Unter Inzidenz wird die Zahl neuer Ansteckungen mit dem Coronavirus innerhalb einer Personengruppe in einem bestimmten Zeitraum verstanden. Zuletzt ist die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz fünf Tage in Folge gestiegen, allerdings auf niedrigem Niveau.

«In den kommenden Monaten wird es weiterhin darum gehen, das Leben mit Corona zu organisieren», sagte Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger dem «Handelsblatt». «Denn eines ist doch klar: Das Coronavirus wird nicht gänzlich verschwinden.»

Die Hauptgeschäftsführerin des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands, Ingrid Hartges, machte deutlich: «Unsere Branche wird einen weiteren Lockdown nicht mehr akzeptieren.» Es sei Aufgabe der Politik, fürs Impfen zu werben. «Wenn sich alle Menschen impfen lassen können und eine relevante Impfquote erreicht wird, dann darf es keine Einschränkungen wie eine Masken- oder Testpflicht für Geimpfte mehr geben», sagte Hartges.

Entscheidend sei jetzt, dass die Politik für dauerhafte Öffnungen sorgt und der Branche, Betrieben wie Mitarbeitern, wieder Perspektiven gebe. „Wir sind zuversichtlich, dass die Mitarbeiter dann auch wieder zurückkehren“, sagte Dehoga-Hauptgeschäftsführerin Ingrid Hartges dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“.

„Wir wissen, dass Beschäftigte aus unserer Branche in die boomende Logistikbranche und in den Einzelhandel gewechselt sind“, sagte Hartges. So habe es Kampagnen großer Einzelhändler gegeben, die gezielt um Arbeitskräfte aus dem Gastgewerbe geworben hätten. „Darüber hinaus haben wir Mitarbeiter nach Österreich, in die Schweiz und nach Südtirol verloren, denn hier durften gastgewerbliche Betriebe schon sehr viel früher als bei uns in Deutschland wieder öffnen. Das betraf dann insbesondere die Betriebe in den südlichen Bundesländern.“

Hartges berichtete, viele Hotels und Restaurants klagten in der Tat über einen Fachkräfte- und Arbeitskräftemangel. Besonders Köche und qualifiziertes Servicepersonal fehlten beim Neustart. Aber auch die Saisonkräfte aus dem Ausland und die studentischen Hilfskräfte seien noch nicht alle wieder zurück. Hartges kündigte an gegenüber dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ die Betriebe würden ihre Maßnahmen zur Mitarbeiterbindung und -gewinnung intensivieren. Neben einer angemessenen Bezahlung seien die Wertschätzung des Teams durch eine gute Kommunikation und ein vertrauensvolles Betriebsklima wichtiger denn je. „Die Politik ist aufgerufen, für wirtschaftsfördernde Rahmenbedingungen zu sorgen. Dazu gehört es, die Arbeitgeber zu entlasten und sie zu unterstützen“, erklärte Hartges.

Der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Deutschland, Stefan Genth, mahnte: «Dieser Sommer darf nicht ungenutzt verstreichen.» (Mit Material der dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Mit einem Aktionsplan wollen Abgeordnete von Bündnis 90/Die Grünen Kinder- und Jugendreisen stärken. Zunächst soll der Fokus auf der Teilhabe von sozial Benachteiligten sowie der Demokratieförderung und der Bildung im Bereich des nachhaltigen Reisens liegen.

Mit dem Barrierefreiheitsstärkungsgesetz werden auch Gastronomen und Hoteliers dazu verpflichtet, Anforderungen einzuhalten, wenn ihre Produkte oder Dienstleistungen in den Anwendungsbereich des Gesetzes fallen. Darunter können auch Tisch- und Hotelreservierungen fallen.

Ihre harte Gangart gegen Cannabis-Konsum hat die Staatsregierung immer wieder betont. Strengere Regeln gelten im Freistaat aber erst jetzt - unter anderem auf Volksfesten und in Gaststätten.

Das Segment Alkoholfreier Wein ist zurzeit das Einzige, das weltweit ansteigt. Gleichzeitig gibt es in der Weinverordnung einige Regelungen, die die Vermarktung alkoholfreier Weine von Weingütern mit Trauben aus der Region erschweren.

Der Bayerische Hotel- und Gaststättenverband DEHOGA Bayern und die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten NGG haben sich auf einen neuen Entgelttarifvertrag geeinigt. Dem Abschluss waren lange Verhandlungen vorausgegangen. Die Gewerkschaft dachte sogar über Warnstreiks nach und wurde dafür von Dorint-Boss Iserlohe scharf kritisiert.

Der Essenslieferant Delivery Hero mit Hauptsitz in Berlin steht schon länger im Fokus der EU-Wettbewerbshüter. Nun leitet Brüssel den nächsten Schritt ein. Eine Strafe von mehr als 400 Millionen ist möglich.

Der DEHOGA und die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten haben sich in der Tarifrunde 2024 auf einen Tarifabschluss für die Beschäftigten in Gastronomie und Hotellerie geeinigt.

Nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie gerieten viele Unternehmen in finanzielle Schwierigkeiten. Der Bund unterstützte sie mit milliardenschweren Hilfspaketen. Viele Rückforderungen landen jetzt vor Gericht. Es geht um Milliarden.

Hotels und Restaurants klagen teilweise über schlechte Umsätze. Jetzt fordert die NGG in Baden-Württemberg 15 Prozent mehr Geld für die Beschäftigten. Die Arbeitgeber reagieren mit Unverständnis.

Der Landtag beschließt eine Fülle von Verboten beim Konsum von Cannabis im Freistaat. Kritiker sehen in dem neuen Gesetz Hysterie und fordern ein Ende des Kulturkampfs. Die Wiesn-Wirte zeigen sich zufrieden.