Energiepreiskrise wird zum existenziellen Problem für Bayerns Gastgeber

| Politik Politik

Durch die massiv steigenden Energiepreise steigt der finanzielle Druck bei Bayerns Gastgebern, so der Bayerische Hotel- und Gaststättenverband. „Wir erleben ein noch nie dagewesenes Zusammentreffen schwerer Krisen. Explodierende Lebensmittel- und Energiepreise treffen auf die Nachwirkungen der Coronakrise. Die Energiepreiskrise treibt viele Gastgeber an den Rand ihrer Existenz,“ zeigt sich Dehoga Bayern-Präsidentin Angela Inselkammer besorgt.

Die jetzt explodierenden Kosten könnten nicht mehr vollumfänglich auf die Preise umgelegt werden. Die Rahmenbedingungen für Bayerns Gastgeber müssten daher zwingend angepasst werden. Eine wesentliche Gegenmaßnahme seien nun konkrete strukturelle Entlastungspakete. 

„Bayerns Gastgeber haben während der Corona-Krise schwer gelitten, viele haben sich noch immer nicht erholt. Die sprunghaft steigenden Energiepreise stellen eine finanzielle Belastung für zahlreiche Betriebe dar, diese dürfen nun auf keinen Fall im Stich gelassen werden,“ so Inselkammer.

Viele Betriebe rechnen allein bei den Kosten rund um die Gas- und Stromversorgung nun mit bis zu dem Achtfachen der bisherigen Ausgaben. Immer mehr gastgewerbliche Betriebe melden sich mit ihren konkreten Kostensteigerungen beim Dehoga Bayern. So hat beispielsweise ein mittlerer Hotelbetrieb mittgeteilt, dass seine Stromkosten von derzeit rund 70.000 Euro pro Jahr auf künftig über 400.000 Euro steigen werden.

Die Präsidentin appelliert an die Politik: „Wir brauchen finanzielle Gegenmaßnahmen, sonst werden Bayerns Gastgeber wissend und damit hochgradig fahrlässig in den Abgrund geschickt.“ Viele gastgewerblichen Betriebe sind energieintensiv und haben sich in den letzten Jahren mit Effizienzmaßnahmen gut aufgestellt und in nachhaltige Systeme investiert. Die derzeit so drastischen Entwicklungen im Bereich Energie konnte in ihrer Unvermitteltheit und in diesem Ausmaß allerdings keiner vorhersehen. Deshalb dürfen vor allem jetzt die Investitionsförderungen nicht eingestellt werden, macht der Dehoga Bayern deutlich.

Zur Rettung des Gastgewerbes fordert Dr. Thomas Geppert, Landesgeschäftsführer des Dehoga Bayern, neben einem Entlastungspaket eine sofortige Senkung bei Energiesteuern auf Erdgas, Strom, Heizöl und Flüssiggas. Allein bei Strom sind die Belastungen in Deutschland durch die Stromsteuer für Unternehmen 40-mal so hoch wie diese laut der EU-Vorgabe sein müssten, bei privaten Haushalten 20-mal so hoch.

Geppert: „Die Politik muss jetzt handeln. Wir brauchen strukturelle Entlastungen, um die Preissteigerungen schnellstmöglich zu stoppen. Das bedeutet, wir müssen Energiesteuern auf das europäische Mindestmaß setzen, die Einkommensteuer deutlich senken und den reduzierten Mehrwertsteuersatz auf Speisen, der Ende des Jahres auslaufen würde, entfristen. Dazu muss das Energiepotential jetzt voll ausgeschöpft werden durch einen Förder-Booster für dezentrale Energiesysteme mit erneuerbaren Energien wie Photovoltaik, Biogas, Kraft-Wärme-Kopplungen oder Wasserstoff. Es gibt zahlreiche innovative Lösungsansätze, die jetzt in Angriff genommen werden müssen. Die Kernkraftwerke gehören explizit dazu, da sie die dringend benötigte Grundlast liefern und somit zur Normalisierung der Strompreise beitragen. Durch den Merit-Order-Effekt an der Strombörse bestimmen aktuell die teuren Gaskraftwerke den Preis. Hier muss zwingend gegengesteuert werden,“ erklärt der Landesgeschäftsführer und macht deutlich: „Es muss jetzt gehandelt werden, um den Mittelstand und das Gastgewerbe in seiner Vielfalt als Rückgrat des Tourismus zu erhalten.“


Zurück

Vielleicht auch interessant

Mit steuerlichen Vorteilen will die Bundesregierung Fachleute nach Deutschland locken - denn andere Länder tun dies schon lange. Doch es gibt Widerspruch. Auch aus den Reihen der Ampel.

Obwohl es in anderen Bundesländern bereits Einigungen gibt, eskaliert der Tarifkonflikt im bayerischen Gastgewerbe. Nun bereitet die Gewerkschaft Warnstreiks im Umfeld der EM-Halbfinalspiele vor.

Auch in der zweiten Tarifrunde haben der DEHOGA Bayern und die Gewerkschaft NGG keine Einigung erzielt. Der Verband sagt, dass er ein Angebot von fast 15 Prozent Lohnerhöhung auf den Tisch gelegt hätte.

Vor dem Beginn der Tarifrunde im niedersächsischen Gastgewerbe fordert die Gewerkschaft NGG ein deutliches Lohnplus für die Beschäftigten: 400 Euro mehr im Monat, aber mindestens 3.000 Euro Einstiegslohn nach abgeschlossener Ausbildung.

Die Gewerkschaft Nahrungs-Genuss-Gaststätten und der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband haben sich in Sachsen-Anhalt geeinigt und einen Tarifabschluss erzielt. Beschäftigte und Auszubildende profitieren.

Bundesagrarminister Cem Özdemir setzt sich für eine leichte Anhebung der Mehrwertsteuer auf Fleisch ein, um den Umbau der Tierhaltung zu höheren Standards zu finanzieren. Der Grünen-Politiker griff einen Vorschlag des Bauernverbands auf. Von Verbraucher- und Umweltschützern kam ein geteiltes Echo.

In niedersächsischen Städten und Gemeinden wird zunehmend Bettensteuer erhoben. Der Dehoga kritisiert die Mehrkosten für Gäste und den bürokratischen Aufwand für Gastgeber.

Eine türkische Erzeugergruppe setzt sich für einen einheitlichen EU-Döner ein, was zu höheren Preisen führen könnte. Würde ihr Antrag angenommen, gäbe es EU-weit festgelegte Zutaten und Zubereitungsweisen für Döner.

Der DEHOGA-Branchentag findet in diesem Jahr am 12. November 2024 in Berlin statt. Auf LinkedIn gab der Verband jetzt erste Redner bekannt: Drei prominente Politiker haben bereits zugesagt.

Eine Kampagne des Sozialunternehmens Social-Bee erhitzt die Gemüter in Hotellerie und Gastronomie. Eigentlich will das Unternehmen darauf aufmerksam machen, dass viele gutausgebildete Geflüchtete keine passenden Jobs bekommen. Bei der Kampagne würden jedoch Berufsbilder aus dem Gastgewerbe herabgewürdigt, lautet die Kritik.