Neue Corona-Ampel in Mecklenburg-Vorpommern schließt weiteren Lockdown aus

| Politik Politik

Mecklenburg-Vorpommerns neues Ampelsystem für die vierte Corona-Welle im Herbst und Winter sieht vier statt bisher sechs Farben vor - und keinen Lockdown selbst bei sehr hohen Inzidenzen und Patientenzahlen. Bei der Einstufung der Landkreise und kreisfreien Städte in die Ampelfarben Grün, Gelb, Orange und Rot soll die Belegung der Kliniken mit Covid-19-Patienten ein noch stärkeres Gewicht als bisher bekommen, sagte Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) am Dienstag nach der Kabinettssitzung. Die neue Ampel soll von Freitag an gelten.

Der Tropenmediziner Emil Reisinger von der Universität Rostock erklärte, die Infektionszahlen würden in den kommenden Wochen voraussichtlich auch in Mecklenburg-Vorpommern steigen - die Zahl der Patienten in den Krankenhäusern aber in deutlich geringerem Maße. Das sei dem Impffortschritt zu verdanken. Geimpfte infizierten sich deutlich seltener und kämen auch deutlich seltener ins Krankenhaus, sollten sie doch an Covid-19 erkranken. «Von den aktuell 23 Patienten in den Kliniken des Landes sind 80 Prozent ungeimpft», sagte er.

Ungeimpften drohen härtere Maßnahmen bei zunehmender Infektionslage. Zeigt die neue Ampel Grün, läuft das Leben ohne Einschränkungen für alle. Lediglich etwa beim Einkaufen und in Bussen und Bahnen herrscht Maskenpflicht. Bei Phase Gelb müssen Ungeimpfte - wie gerade in Rostock - einen Negativtest vorlegen, wenn sie etwa zum Friseur, ins Fitnessstudio oder ins Kino wollen. In Diskotheken brauchen Ungeimpfte den Angaben zufolge dann einen PCR-Test. Gelb gilt in jedem Fall ab einer Inzidenz von 50 oder auch schon ab 35, sollte die Klinikauslastung entsprechend hoch sein. Das Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lagus) in Rostock lege fest, welche Region in welcher Ampelphase ist, sagte Schwesig.

Orange gilt bei einer Sieben-Tage-Inzidenz der Infizierten von 50 bis 200, einer Sieben-Tage-Inzidenz der Krankenhauseinweisungen von 15 bis 25 und einer Auslastung der Intensivstationen zwischen 9 und 15 Prozent. Dann gibt es Empfehlungen an die Bevölkerung, wie Schwesig sagte - etwa, sich vor privaten Treffen zu testen, wenn man nicht geimpft oder genesen ist. Liegen die beiden Klinik-Indikatoren unter dem genannten Bereich, rutscht die Ampelfarbe eine Stufe nach unten.

Zeigt die Ampelfarbe für eine kreisfreie Stadt oder einen Landkreis Rot, was bei einer Sieben-Tage-Inzidenz von über 200, mehr als 25 Krankenhauseinweisungen je 100 000 Einwohner in sieben Tagen und einer Auslastung der Intensivstationen von über 15 Prozent der Fall ist, sind Kontaktbeschränkungen für private Treffen sowie eine verschärfte Maskenpflicht vorgesehen. Fünf Personen aus zwei Haushalten dürfen sich dann noch in Innenräumen treffen und höchstens zehn Personen draußen. Geimpfte und Genesene werden dabei nicht mitgezählt.

Werden Ungeimpfte in dieser Ampelphase zu Veranstaltungen zugelassen, müssen diese kleiner ausfallen als wenn nur Geimpfte und Genesene Zutritt haben: höchstens 2500 Personen drinnen und 5000 Personen draußen. Das wird zum Beispiel für Fußballspiele interessant.

Künftig sollen die Sieben-Tage-Inzidenzen der Geimpften und der Ungeimpften in MV zusätzlich separat ausgewiesen werden, beschloss die Landesregierung weiter. Der Unterschied sei groß, sagte Schwesig. Derzeit liege die Zahl der nachgewiesenen Infektionen je 100 000 Einwohner in sieben Tagen unter Geimpften etwa bei fünf, bei Ungeimpften hingegen bei 60. Über die gesamte Bevölkerung hinweg betrug die Sieben-Tage-Inzidenz am Dienstag 26,4. Schwesig und Gesundheitsminister Harry Glawe (CDU) appellierten noch einmal eindringlich an die Menschen im Land, sich impfen zu lassen, sofern sie es noch nicht getan haben.

Reisinger sagte, er könne sich in den kommenden Monaten eine Impfstoffzulassung für Fünf- bis Elfjährige vorstellen. Internationale Studien dazu lägen inzwischen vor, sie würden derzeit ausgewertet. Bisher können nur Kinder ab zwölf Jahren gegen Covid-19 geimpft werden. (dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Mit einem Aktionsplan wollen Abgeordnete von Bündnis 90/Die Grünen Kinder- und Jugendreisen stärken. Zunächst soll der Fokus auf der Teilhabe von sozial Benachteiligten sowie der Demokratieförderung und der Bildung im Bereich des nachhaltigen Reisens liegen.

Mit dem Barrierefreiheitsstärkungsgesetz werden auch Gastronomen und Hoteliers dazu verpflichtet, Anforderungen einzuhalten, wenn ihre Produkte oder Dienstleistungen in den Anwendungsbereich des Gesetzes fallen. Darunter können auch Tisch- und Hotelreservierungen fallen.

Ihre harte Gangart gegen Cannabis-Konsum hat die Staatsregierung immer wieder betont. Strengere Regeln gelten im Freistaat aber erst jetzt - unter anderem auf Volksfesten und in Gaststätten.

Das Segment Alkoholfreier Wein ist zurzeit das Einzige, das weltweit ansteigt. Gleichzeitig gibt es in der Weinverordnung einige Regelungen, die die Vermarktung alkoholfreier Weine von Weingütern mit Trauben aus der Region erschweren.

Der Bayerische Hotel- und Gaststättenverband DEHOGA Bayern und die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten NGG haben sich auf einen neuen Entgelttarifvertrag geeinigt. Dem Abschluss waren lange Verhandlungen vorausgegangen. Die Gewerkschaft dachte sogar über Warnstreiks nach und wurde dafür von Dorint-Boss Iserlohe scharf kritisiert.

Der Essenslieferant Delivery Hero mit Hauptsitz in Berlin steht schon länger im Fokus der EU-Wettbewerbshüter. Nun leitet Brüssel den nächsten Schritt ein. Eine Strafe von mehr als 400 Millionen ist möglich.

Der DEHOGA und die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten haben sich in der Tarifrunde 2024 auf einen Tarifabschluss für die Beschäftigten in Gastronomie und Hotellerie geeinigt.

Nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie gerieten viele Unternehmen in finanzielle Schwierigkeiten. Der Bund unterstützte sie mit milliardenschweren Hilfspaketen. Viele Rückforderungen landen jetzt vor Gericht. Es geht um Milliarden.

Hotels und Restaurants klagen teilweise über schlechte Umsätze. Jetzt fordert die NGG in Baden-Württemberg 15 Prozent mehr Geld für die Beschäftigten. Die Arbeitgeber reagieren mit Unverständnis.

Der Landtag beschließt eine Fülle von Verboten beim Konsum von Cannabis im Freistaat. Kritiker sehen in dem neuen Gesetz Hysterie und fordern ein Ende des Kulturkampfs. Die Wiesn-Wirte zeigen sich zufrieden.