NGG fordert „schnellstmöglich 12 Euro Mindestlohn“

| Politik Politik

„Die Ampel muss jetzt schnell funktionieren und den politischen Stau der vergangenen Wochen auflösen. Die neue Bundesregierung muss sofort Fahrt aufnehmen.“ Das hat Guido Zeitler, Vorsitzender der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), zum Koalitionsvertrag von SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP gesagt. Höchstes Tempo sei nicht nur bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie, sondern auch beim gesetzlichen Mindestlohn angesagt. Die angekündigte Mindestlohnerhöhung sollte noch in den ersten 100 Tagen der neuen Regierung konkret auf den Weg gebracht werden.

„Die NGG begrüßt es ausdrücklich, dass der gesetzliche Mindestlohn ohne Wenn und Aber auf 12 Euro angehoben werden soll. Angesichts der starken Inflation sollte dies jetzt schnell gehen, Millionen Menschen brauchen dringend Hilfe. Der schnelle Mindestlohn-Sprung wäre auch das bestmögliche Signal, dass es die Ampel wirklich ernst meint mit Fortschritt und Aufbruch.“ Es brauche jetzt einen konkreten Fahrplan und ein konkretes Zieldatum, wann „die 12 endlich kommt“, so Zeitler. 

Kritik äußerte der NGG-Vorsitzende an den Ampel-Plänen zur Erhöhung der Minijob-Grenze: „So werden Minijobs attraktiver gemacht, das geht komplett in die falsche Richtung.“ Dabei habe die Corona-Pandemie glasklar gezeigt, dass Minijobs für die Beschäftigten keinerlei Sicherheit bieten: „Allein im Gastgewerbe wurden in der Corona-Pandemie hunderttausende Menschen mit Minijobs ohne jede Absicherung auf die Straße gesetzt.“ 

Eine Änderung des Arbeitszeitgesetzes sei aus Sicht der NGG unnötig. Erfreulich aber, dass eine Öffnungsklausel für längere Arbeitszeiten über Betriebsvereinbarungen vom Tisch sei und nur noch über Tarifverträge umsetzbar sein soll: „Solche Tarifverträge wird die NGG nicht abschließen“, kündigte Zeitler an.

Als positiv am Koalitionsvertrag bewertete Zeitler das Bekenntnis, dass das Renteneintrittsalter nicht erhöht werde und das Rentenniveau bei mindestens 48 Prozent festgeschrieben bleibe. Ebenso begrüße die NGG, dass über ein Bundestariftreuegesetz Tarifverträge gestärkt und Tarifflucht eingedämmt werden soll. Das geplante digitale Zugangsrecht der Gewerkschaften sei „ein wichtiger Baustein für eine gerechtere digitale Arbeitswelt“.

Dass aus den laufenden Koalitionsverhandlungen kaum Informationen an die Öffentlichkeit gedrungen sind, bewertete Guido Zeitler als Beleg dafür, dass die neue Koalition gewillt und in der Lage ist, drängende Themen und große Aufgaben, wie die Digitalisierung von Behörden und Schulen, die überfälligen Verbesserungen in der Gesundheitsvorsorge und die Transformation der Industrie und Landwirtschaft effektiv anzugehen. Wirklich verändern könnte das Land aber der angekündigte neue Politikstil, mit dem eine Kultur des Respekts befördert werden soll, und die Einladung an die unterschiedlichen Stimmen im Land, gleichberechtigt Gehör zu finden. „Diese Einladung nimmt die NGG gerne an und wird sie zum Maßstab ihrer Bewertung der kommenden vier Jahre machen“, so der NGG-Vorsitzende.


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Die Ampel will mit steuerlichen Vorteilen Fachleute nach Deutschland locken. Aus der Opposition kommt scharfe Kritik. Auch die Bevölkerung steht dem Vorhaben mehrheitlich kritisch gegenüber.

Die erste Tarifverhandlung zwischen der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten und dem Bundesverband der Systemgastronomie ist ohne Ergebnis geendet. Laut Gewerkschaft sei das Angebot jedoch völlig indiskutabel. Die Arbeitgeber sprechen hingegen von einer guten und konstruktiven Atmosphäre.

In Thüringen gibt es immer weniger Gastronomie-Betriebe. Dieser Trend soll aufgehalten werden. Nun gibt es Geld vom Land - allerdings mit Voraussetzungen.

Jugendliche zwischen 14 und 16 Jahren dürfen in Gaststätten Alkohol trinken, wenn die Eltern dabei sind. Nicht nur der Bundesgesundheitsminister möchte das ändern. Niedersachsens Gesundheitsminister Andreas Philippi bringt eine Freigabe von Alkohol erst ab 18 Jahren ins Spiel.

Mit steuerlichen Vorteilen will die Bundesregierung Fachleute nach Deutschland locken - denn andere Länder tun dies schon lange. Doch es gibt Widerspruch. Auch aus den Reihen der Ampel.

Obwohl es in anderen Bundesländern bereits Einigungen gibt, eskaliert der Tarifkonflikt im bayerischen Gastgewerbe. Nun bereitet die Gewerkschaft Warnstreiks im Umfeld der EM-Halbfinalspiele vor.

Auch in der zweiten Tarifrunde haben der DEHOGA Bayern und die Gewerkschaft NGG keine Einigung erzielt. Der Verband sagt, dass er ein Angebot von fast 15 Prozent Lohnerhöhung auf den Tisch gelegt hätte.

Vor dem Beginn der Tarifrunde im niedersächsischen Gastgewerbe fordert die Gewerkschaft NGG ein deutliches Lohnplus für die Beschäftigten: 400 Euro mehr im Monat, aber mindestens 3.000 Euro Einstiegslohn nach abgeschlossener Ausbildung.

Die Gewerkschaft Nahrungs-Genuss-Gaststätten und der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband haben sich in Sachsen-Anhalt geeinigt und einen Tarifabschluss erzielt. Beschäftigte und Auszubildende profitieren.

Bundesagrarminister Cem Özdemir setzt sich für eine leichte Anhebung der Mehrwertsteuer auf Fleisch ein, um den Umbau der Tierhaltung zu höheren Standards zu finanzieren. Der Grünen-Politiker griff einen Vorschlag des Bauernverbands auf. Von Verbraucher- und Umweltschützern kam ein geteiltes Echo.