Verbraucherzentralen wollen Mehrwertsteuer auf Obst und Gemüse abschaffen

| Politik Politik

Die Verbraucherzentralen dringen wegen hoher Preise im Supermarkt auf Steuerentlastungen für gesündere Lebensmittel wie Obst und Gemüse. Die Chefin des Bundesverbands (vzbv), Ramona Pop, verwies auf Vorschläge, die Mehrwertsteuer auf Obst, Gemüse und Hülsenfrüchte abzuschaffen, damit davon mehr gekauft werden könne. «Das wäre eine sinnvolle Maßnahme, gerade in diesen Zeiten, wo Lebensmittel tatsächlich mit ein starker Preistreiber geworden sind», sagte sie der Deutschen Presse-Agentur.

Pop erläuterte: «Wir kennen aus Untersuchungen, dass gerade Haushalte mit wenig Einkommen vielleicht nicht an echtem Hunger wegen mangelnder Kalorien leiden, aber an einer Art verstecktem Hunger - weil die Lebensmittel, die sie konsumieren, nicht ausreichend gesund sind.»

Mit Blick auf die Diskussion um Preisaufschläge für Fleisch zur Finanzierung eines Umbaus der Tierhaltung hin zu höheren Standards sagte die Verbraucherschützerin: «Im Gegenzug kann man in anderen Bereichen wie bei Obst und Gemüse Preise über die Abschaffung der Mehrwertsteuer senken, um eine vernünftige Balance zwischen den Lebensmitteln hinzubekommen.»

Die Idee sei, Kosten, die alle versteckt zahlten, bei Lebensmitteln als echte Preise sichtbar zu machen. Gerade in der Tierhaltung sei das ein großes Thema, sagte Pop. «Wir kennen aus Untersuchungen, dass Verbraucherinnen und Verbraucher durchaus bereit sind, auch mehr Geld für Fleisch auszugeben, von dem sie wissen, woher es kommt und wie das Tier gehalten worden ist.»

Nachbesserungsbedarf sehen die Verbraucherzentralen bei der geplanten staatlichen Tierhaltungskennzeichnung für Fleisch. «Beispielsweise beinhaltet das Kennzeichen nur einen bestimmten Abschnitt des Lebens, in dem die Tiere gemästet werden, und auch dort mit sehr engen Kriterien. Die Idee, von der Geburt bis zur Schlachtung alles anzuschauen, ist noch nicht richtig aufgegangen», sagte Pop. Sinnvoll wäre es zudem, die Vorbereitungen mit Marktforschung zu begleiten, um wirklich ein gutes, transparentes, verständliches Logo zu haben.

«Vorherige Regierungen fanden es offensichtlich nicht so wichtig, die Kennzeichnung auf den Weg zu bringen. Wir sind froh, dass es jetzt passiert - im Sinne der Transparenz für Verbraucherinnen und Verbraucherinnen», sagte Pop.

Die verpflichtende Kennzeichnung für inländische Erzeugnisse soll nach Plänen von Bundesagrarminister Cem Özdemir (Grüne) im ersten Schritt 2023 mit frischem Schweinefleisch starten. Geplant ist ein System mit fünf Kategorien. Es beginnt bei der Haltungsform «Stall» mit den gesetzlichen Mindestanforderungen. In der Stufe «Stall+Platz» müssen Schweine unter anderem mindestens 20 Prozent mehr Platz haben, in der Stufe «Frischluftstall» Kontakt zum Außenklima etwa durch offene Stallseiten. Geplant sind zudem die Stufen «Auslauf/Freiland» und «Bio». (dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Mit steuerlichen Vorteilen will die Bundesregierung Fachleute nach Deutschland locken - denn andere Länder tun dies schon lange. Doch es gibt Widerspruch. Auch aus den Reihen der Ampel.

Obwohl es in anderen Bundesländern bereits Einigungen gibt, eskaliert der Tarifkonflikt im bayerischen Gastgewerbe. Nun bereitet die Gewerkschaft Warnstreiks im Umfeld der EM-Halbfinalspiele vor.

Auch in der zweiten Tarifrunde haben der DEHOGA Bayern und die Gewerkschaft NGG keine Einigung erzielt. Der Verband sagt, dass er ein Angebot von fast 15 Prozent Lohnerhöhung auf den Tisch gelegt hätte.

Vor dem Beginn der Tarifrunde im niedersächsischen Gastgewerbe fordert die Gewerkschaft NGG ein deutliches Lohnplus für die Beschäftigten: 400 Euro mehr im Monat, aber mindestens 3.000 Euro Einstiegslohn nach abgeschlossener Ausbildung.

Die Gewerkschaft Nahrungs-Genuss-Gaststätten und der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband haben sich in Sachsen-Anhalt geeinigt und einen Tarifabschluss erzielt. Beschäftigte und Auszubildende profitieren.

Bundesagrarminister Cem Özdemir setzt sich für eine leichte Anhebung der Mehrwertsteuer auf Fleisch ein, um den Umbau der Tierhaltung zu höheren Standards zu finanzieren. Der Grünen-Politiker griff einen Vorschlag des Bauernverbands auf. Von Verbraucher- und Umweltschützern kam ein geteiltes Echo.

In niedersächsischen Städten und Gemeinden wird zunehmend Bettensteuer erhoben. Der Dehoga kritisiert die Mehrkosten für Gäste und den bürokratischen Aufwand für Gastgeber.

Eine türkische Erzeugergruppe setzt sich für einen einheitlichen EU-Döner ein, was zu höheren Preisen führen könnte. Würde ihr Antrag angenommen, gäbe es EU-weit festgelegte Zutaten und Zubereitungsweisen für Döner.

Der DEHOGA-Branchentag findet in diesem Jahr am 12. November 2024 in Berlin statt. Auf LinkedIn gab der Verband jetzt erste Redner bekannt: Drei prominente Politiker haben bereits zugesagt.

Eine Kampagne des Sozialunternehmens Social-Bee erhitzt die Gemüter in Hotellerie und Gastronomie. Eigentlich will das Unternehmen darauf aufmerksam machen, dass viele gutausgebildete Geflüchtete keine passenden Jobs bekommen. Bei der Kampagne würden jedoch Berufsbilder aus dem Gastgewerbe herabgewürdigt, lautet die Kritik.