Als End of Life wird der Zeitpunkt bezeichnet, an dem Hersteller die Entwicklung und den Service für ein Produkt einstellen. Das betrifft meist den technischen Support, Upgrades, Bugfixes und vor allem Sicherheitsfixes. Viele Hoteliers haben diesen Begriff vermutlich erst kürzlich kennengelernt, jetzt wo eine ganze Reihe an Hotelmanagement-Software-Anbietern eben diesen Zeitpunkt für ihre serverseitigen Lösungen verkündet haben. Was bedeutet dieser radikale Schritt für Hoteliers und warum häufen sich die Ankündigungen gerade jetzt? Diesen Fragen geht Eva-Maria Bleifuss, Head of Operations für Deutschland bei Cloud-PMS-Anbieter Guestline, auf den Grund:
„Hotels, die Hotelmanagement-Lösungen auf ihren hauseigenen Servern laufen hatten, müssen sich kurz- bis mittelfristig nach Alternativen umsehen. Die großen Legacy-Lösungsanbieter drehen ihren Produkten in den nächsten Monaten nach und nach den Saft ab und werden die Weiterentwicklung sowie den Support ihrer serverseitigen Lösungen einstellen. Das gaben viele der großen Hersteller teils öffentlich, teils unter dem Radar in den letzten Wochen und Monaten bekannt.
Was fast schon wie ein koordinierter Schritt mehrerer Player anmutet, ist ein in der Technologiebranche lang erwarteter Schritt, der der Gezeitenwende in Richtung Cloud-Lösungen Rechnung trägt. Besonders in den vergangenen zwei Jahren hat sich der Cloud-Trend in der Hotellerie deutlich verstärkt. Grund hierfür waren Hotelschließungen, dezentrale Teams (gerade im Back Office), Kosteneinsparungen und effizientere, flexiblere Lösungsansätze, die der neuen Realität im Gastgewerbe viel mehr entsprechen als die alten, starren Legacy-Systeme."
„Der Schritt in die Cloud ist nun auch in der Hotellerie fast alternativlos. Klar, ein Hotelier kann seine serverbasierte Lösung auch nach dem End-of-Life-Zeitpunkt weiterverwenden. Doch die Tatsache, das nicht weiterentwickelt wird, birgt große Gefahren, etwa bei Gesetzesänderungen.
Kein Betrieb kann es sich leisten plötzlich nicht mehr konform zur Kassensicherungsverordnung oder gar der Datenschutzgrundverordnung zu sein! Und gerade die letzten Jahre haben gezeigt, dass es sich auszahlt, stets auf alles vorbereitet zu sein. Cloud- und Hybridtechnologien geben Hoteliers die Möglichkeit, flexibel auf schwankende Auslastungen und regulatorische Änderungen zu reagieren oder Dienste je nach Bedarf skalieren und somit Kosten und Einnahmen in Einklang bringen zu können. Wer noch immer seine Server im Keller stehen hat, der muss nun handeln, und zwar schnell. Denn auch bei den Lösungsanbietern sind Engpässe vorprogrammiert."
„Natürlich wechselt man als Hotelier nicht mal eben so das eigene PMS. In der Regel liegen die Wechselzyklen bei rund zehn Jahren. Egal ob schon länger eingeplant oder nun dazu gezwungen, ein Wechsel will gut vorbereitet sein. Das fällt mit der Pistole auf der Brust nicht immer leicht, dennoch gilt es nichts zu überstürzen und den eigenen Anforderungskatalog sauber auszuarbeiten. Dabei sollten neben den Wünschen und Anforderungen an ein neues System insbesondere auch die Defizite des Altsystems berücksichtigt werden.
Es lohnt sich, tiefer in das Thema Gastreise einzusteigen und die verschiedenen Berührungspunkte mit dem Gast zu visualisieren. So schärft sich schnell ein Bild, welche Art von Lösung benötigt wird, um fit für die Zukunft zu sein und seine Altlasten – ob gewollt oder ungewollt – hinter sich zu lassen."