Buchungen an den Küsten teilweise noch unter Vorjahresniveau

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Die deutschen Küstenregionen haben in den Sommerferien der vergangenen Jahre oftmals Rekordergebnisse vermeldet. Im Vergleich zu den Vorjahren ist das Buchungsverhalten für Urlaub in diesem Sommer allerdings etwas zurückhaltender.

Buchungen in Schleswig-Holstein teilweise unter Vorjahresniveau.

Schleswig-Holstein ist auch in diesem Sommer ein beliebtes Ziel für Urlauber. «Nach guten Übernachtungsergebnissen in den ersten Monaten dieses Jahres ist Schleswig-Holstein auch für den Sommer in vielen Regionen sehr gut gebucht», sagte die Geschäftsführerin der Tourismus-Agentur Schleswig-Holstein, Bettina Bunge, der Deutschen Presse-Agentur. «Kurzentschlossene finden aber immer noch eine Unterkunft, gegebenenfalls aber nicht mehr in ihrem Lieblingsbetrieb.»

Teilweise liegen die Buchungen nach Angaben der Agentur unter dem Vorjahresniveau. Viele Tourismusbetriebe erwarteten aber kurzfristige Buchungen, so dass mit einer ähnlich guten Auslastung wie im Vorjahr beziehungsweise 2019 gerechnet werde.

2022 war mit 37,5 Millionen Übernachtungen nach Angaben der Agentur das beste Übernachtungsergebnis in der Geschichte des Schleswig-Holstein-Tourismus. Gemeinsam mit Mecklenburg-Vorpommern war das Bundesland bei der durchschnittlichen Aufenthaltsdauer mit 4,3 Tagen Spitzenreiter vor Niedersachsen (3,2).

Die Buchungen für den Herbst sind nach Angaben Bunges vielerorts eher verhalten. «Wir wissen aus Gästebefragungen, dass der Wunsch nach Urlaub aber weiterhin groß ist. Gäste buchen aber zurzeit oft kurzfristiger und nehmen mehr Preisvergleiche vor.» Zudem habe der Wettbewerb mit anderen Tourismusregionen weltweit zugenommen. Dennoch ist Bunge optimistisch: «Trotz Kostensteigerungen, Personalmangel und Konkurrenzangeboten schauen wir aufgrund der Attraktivität unseres Reiselandes optimistisch auf 2023 insgesamt.»

Nordseeküste erwartet viele Sommerurlauber - Aber noch freie Betten

Tourismusbetriebe an der niedersächsischen Nordseeküste blicken zuversichtlich auf die Urlaubssaison. «Wir sehen eine gute Auslastung der Betriebe. Die Hotels und Ferienwohnungen melden auch, dass sie optimistisch sind», sagte Lisa Zeiger von der Tourismus-Agentur Nordsee. Ungebrochen sei auch die Nachfrage nach Campingurlaub, gerade am Wasser. Im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen beginnen am Donnerstag die Sommerferien - für Niedersachsen eine der wichtigsten Herkunftsregionen für Urlauber. Niedersachsen und Bremen starten Anfang Juli die Ferien.

Im Vergleich zu den Vorjahren ist das Buchungsverhalten für Urlaub an der Nordsee und auf den Ostfriesischen Inseln laut Tourimus-Agentur etwas zurückhaltender. «Es ist noch Luft nach oben», sagte Zeiger. Als einen Grund nehmen die Tourismusbetriebe an, dass nach der Pandemie die Nachfrage nach Fernreisen wieder steigt.

Wer kurzfristig in den Sommermonaten an die Nordseeküste reisen möchte und flexibel beim Zeitraum sei, habe daher noch gute Chancen, freie Unterkünfte zu finden, sagte Zeiger. Anlaufpunkt für Zimmervermittlungen seien die Tourismusservices vor Ort.

Niedersachsen insgesamt war als Urlaubsziel im vergangenen Jahr in etwa so stark gefragt wie vor der Pandemie. Laut Landesamt für Statistik wurden im vergangenen Jahr rund 43,3 Millionen Übernachtungen gezählt - etwa 94 Prozent des Wertes von 2019.

Tourismuschef: MV startklar für die Sommersaison

Mit dem Startschuss für die Sommerferien im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen steuert auch Mecklenburg-Vorpommern auf die Top-Saison zu. «Die Branche ist startklar für das Sommergeschäft und hat sich mit attraktiven und neuen Angeboten vorbereitet», sagte der Chef des Tourismusverbandes MV (TMV), Tobias Woitendorf, der Deutschen Presse-Agentur (dpa). NRW mache den Auftakt, Bayern setze den Schlussakkord. «Fakt ist: Am Ende des so genannten Sommerferienkorridors werden wir erneut Millionen von Gästen im Nordosten begrüßt, bewirtet und beeindruckt haben.»

Die Sommerferien in NRW beginnen am Donnerstag und viele machen sich von dort per Auto, Wohnmobil oder Zug auf den Weg in den Nordosten. 2022 zählte MV nach Angaben des Verbandes 540 000 übernachtende Gäste aus NRW. Davon waren 310 000 auf längeren Urlaubsreisen ab fünf Tagen Dauer unterwegs und 230 000 auf Kurzurlaubsreisen bis zu vier Tagen Dauer. Die Beherbergungsbetriebe rechnen für die Topmonate Juli und August mit einer Auslastung von etwa 82 Prozent.

Die Erfahrungen von Ostern und Pfingsten zeigten aber, dass aufgrund des Wetters zahlreiche Urlauber auch kurzfristig buchen und die Auslastung dann tatsächlich höher als die Prognose sei. «Die Kurzfristigkeit der Nachfragen und Buchungen bedeutet einen zusätzlichen Stressfaktor für die Tourismusbranche», gibt Woitendorf, der auch Tourismusbeauftragter des Landes ist, zu bedenken.

Feriengäste müssen sich auch im Nordosten auf gestiegene Preise einstellen. Ob Kaffee, Kuchen, Eis oder abends Fisch oder Pasta - das meiste ist deutlich teurer geworden. Um zwölf Prozent stiegen laut TMV die Preise bei den touristischen Unternehmen in MV im zweiten Quartal 2023 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Am stärksten machte sich das bei den gastronomischen Betrieben (plus 21 Prozent) und am geringsten bei den Beherbergungsbetrieben (plus 11 Prozent) bemerkbar.

Einer der Besuchermagnete dürfte in diesem Jahr wieder die Insel Rügen sein und dort vor allem der Skywalk. Die neue Aussichtsplattform oberhalb des bekannten Kreidefelsens Königsstuhl war Mitte April nach knapp zweijähriger Bauzeit eröffnet worden. Jährlich kommen 300 000 Besucher zum Königsstuhl. Diese Zahl soll in diesem Jahr getoppt werden.

Der ADAC prognostiziert für das Wochenende vom 23. bis 25. viel Verkehr, erwartet bislang aber keine endloslangen Staus auf den Ferienautobahnen. Neben den NRW-Urlaubern seien auch Reisende aus Nordeuropa unterwegs sowie Urlauber, die nicht an Ferientermine gebunden seien. «Die Fachleute erwarten jedoch insgesamt einen sehr staureichen Reisesommer», dämpft der ADAC etwas die Vorfreude. Die Reiselust der Deutschen sei nach den Corona-Jahren wieder groß. Schon an Ostern und Pfingsten sei auf den Straßen sehr viel mehr los gewesen als 2022.


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