Knappes Drittel der deutschen Urlauber pfeift auf Nachhaltigkeit

| Tourismus Tourismus

Booking.com hat neue Umfrageergebnisse veröffentlicht. Untersucht wurden aktuelle Einstellungen, Prioritäten und Einflüsse der Befragten in Bezug auf nachhaltiges Reisen. Die jährlich durchgeführte Umfrage zeigt ein anhaltendes Bestreben und Bewusstsein für mehr Nachhaltigkeit – acht von zehn der deutschen Reisenden bestätigen, dass nachhaltiges Reisen für sie wichtig ist. Bei der Planung oder Buchung von Reisen ist es jedoch nicht das Hauptkriterium. Rund ein Drittel der Deutschen berichtet sogar, dass sie es leid sind, ständig vom Klimawandel zu hören. 

Positive Absichten treffen auf neue Herausforderungen

60 Prozent der deutschen Reisenden geben an, in den nächsten zwölf Monaten nachhaltiger reisen zu wollen. Das kann darin begründet sein, dass die Befragten der Meinung sind, dass sie damit das Richtige tun (36 Prozent), oder weil Schuldgefühle auftreten, wenn Reisende eine weniger nachhaltige Entscheidung treffen (38 Prozent).

Ein Gefühl der Desillusionierung in Bezug auf nachhaltigere Reiseentscheidungen könnte diesen Absichten jedoch entgegenwirken. Die Nachhaltigkeitsstudie untersucht in diesem Jahr erstmals neue Bereiche. Die Umfrage zeigt, dass einige Reisende nicht erkennen, wie wichtig es ist, sich ihrer Auswirkungen stärker bewusst zu sein: Mehr als ein Viertel (27 Prozent) der deutschen Befragten ist der Meinung, dass die bereits bestehenden Schäden unumkehrbar sind und dass ihre Reiseentscheidungen daran nichts ändern werden. Tatsächlich glauben ebenfalls 27 Prozent der deutschen Befragten nicht, dass der Klimawandel so schwerwiegend ist, wie er dargestellt wird – eine Zurückweisung des Problems, das durchaus Auswirkungen auf Reisepläne haben kann.

Außerdem sind manche der Ansicht, dass ihre Reisezeit zu kostbar ist, um Nachhaltigkeit als erstes Anliegen bei Entscheidungen zu setzen (28 Prozent). Mitzubekommen, dass Nachhaltigkeit nicht umgesetzt wird, trägt auch zum Gefühl der Machtlosigkeit bei: Mehr als ein Viertel (27 Prozent) der Reisenden empfindet es sinnlos, sich an einem Reiseziel nachhaltiger zu verhalten, das selbst keine Nachhaltigkeitsmaßnahmen umsetzt.

Gemeinsame Verantwortung 

Die Rolle, die Reisende bei der Bewältigung negativer Auswirkungen von Reisen einnehmen können, unterstreicht auch ihre Erwartungen in Bezug auf eine potenzielle Zusammenarbeit. 58 Prozent der deutschen Reisenden geben an, dass sie die Orte, die sie besuchen, besser hinterlassen möchten, als sie sie vorgefunden haben (gestiegen von 51 Prozent im letzten Jahr). Die diesjährigen neuen Fragen ergaben, dass 45 Prozent bei sich selbst das Potenzial sehen, etwas gegen die gesellschaftlichen Auswirkungen von Reisen zu unternehmen. Andererseits glauben 36 Prozent, dass Regierungen das größte Potenzial haben, den wirtschaftlichen Auswirkungen entgegenzuwirken, und 43 % sind der Meinung, dass Reisedienstleister dazu in der Lage sind, bei Faktoren aktiv zu werden, die sich auf den Umweltschutz auswirken. Darüber hinaus glaubt fast ein Viertel der deutschen Reisenden (24 Prozent), dass Regierungen dafür verantwortlich sind, über die Auswirkungen von Reisen und Tourismus aufzuklären. 

Die Verantwortung bezieht sich auch darauf, wie Reisende dabei unterstützt werden, ihre Absichten umzusetzen. Eine als nachhaltiger ausgewiesene Unterkunft ist für fast die Hälfte der Reisenden attraktiver (42 Prozent). Die Einheitlichkeit von Zertifizierungsstandards ist bei der Identifizierung dieser Optionen entscheidend: 64 Prozent geben an, dass alle Reisebuchungsseiten dieselben Nachhaltigkeitszertifizierungen oder -kennzeichnungen verwenden sollten. Allerdings ist die Zahl der Reisenden, die mehr darüber erfahren möchten, warum eine Unterkunft so gekennzeichnet wird, im Vergleich zum Vorjahr um 16 Prozentpunkte gesunken  (45 Prozent in diesem Jahr versus 61 Prozent in 2023). Das deutet darauf hin, dass es eine direkte, klare Kommunikation geben sollte, die unabhängig von Prioritäten die Entscheidungsfindung erleichtert.

Nachhaltige Lichtblicke

Trotz der sich abzeichnenden Frustrationen finden Reisende, die achtsamere Entscheidungen treffen, auch, dass nachhaltigere Reiseerlebnisse ihnen tatsächlich einen Mehrwert bringen. Neue Themenbereiche im diesjährigen Bericht ergaben, dass fast die Hälfte (49 Prozent) der deutschen Reisenden die beste Version von sich selbst sind, wenn sie nachhaltig reisen, und dass sie diese positive Einstellung mit nach Hause nehmen. 50 Prozent lassen sich von nachhaltigen Maßnahmen unterwegs dazu inspirieren, auch im Alltag nachhaltiger zu agieren. Von denjenigen, die auf ihren Reisen nachhaltiges Verhalten an den Tag legten, empfanden dies 91 Prozent, die an Touren oder Aktivitäten teilnahmen, um authentische, lokale und kulturelle Erfahrungen zu machen, als Bereicherung; ebenso bereichernd empfanden dies 89 Prozent, die in kleinen, unabhängigen Geschäften einkauften und 86 Prozent, die ihre Reisen so planten, dass sie sich zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln fortbewegen konnten.

„Da sich viele Reisende einen gewissen Optimismus und den Wunsch nach positiveren Auswirkungen bewahrt haben, steht die Branche vor der großen Chance, ihren Einsatz zu beschleunigen und diese Entscheidungen für alle leichter zu machen“, so Danielle D’Silva, Head of Sustainability bei Booking.com.

„Es ist wichtig, dass wir weiterhin dafür sorgen, dass mehr nachhaltigere Optionen zur Verfügung stehen – aber auch dafür, dass diese leicht verständlich und vertrauenswürdig sind. Wir glauben, dass Weiterbildung, klare und einheitliche Standards sowie glaubwürdige Zertifizierungen von anerkannten Nachhaltigkeitsmaßnahmen durch Dritte bei Reiseerlebnissen dabei helfen können. Und obwohl Anzeichen einer gewissen Frustration auf Seite von Reisenden Grund zur Sorge sein sollten, erinnern sie uns auch daran, uns weiterhin auf die wichtige Arbeit zu konzentrieren, die nicht nur für Reisende einen Unterschied macht, sondern auch für Gemeinschaften überall auf der Welt.“


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

In Sachen Gästezufriedenheit gibt es bundesweit kaum Veränderungen. Die Gästezufriedenheit in den Beherbergungsbetrieben ist gegenüber dem Vorjahr erneut stabil geblieben. Bayern belegt weiterhin Platz 1 im Bundesländerranking.

Das Ferienhaus-Unternehmen Holidu mit Hauptsitz in München übernimmt Clubrural, ein Portal für Ferienunterkünfte im ländlichen Raum mit Sitz in Madrid. Das Büro bleibt bestehen und wird Teil des Unternehmens Holidu mit über 500 Mitarbeitern.

Die ersten Auswertungen in diesem Jahr zum deutschen Geschäftsreisemarkt verdeutlichen die Themenfelder im Travel Management von heute und morgen. Für nahezu alle Befragten stehen Prozessoptimierung, Nachhaltigkeit und Reisesicherheit oben auf der Agenda.

Nach den Urlaubs- und Privatreisen nähert sich auch der internationale Markt für Geschäftsreisen langsam wieder dem Vorkrisenniveau von 2019 an. Allerdings verändert sich die Gewichtung der einzelnen Marktsegmente.

Ein starkes Hotelgeschäft und höhere Preise treiben den Reisekonzern Tui weiter an. Marken wie Riu, Tui Blue und Robinson gelang im Tagesgeschäft ein Rekordergebnis. Gleiches galt für die Kreuzfahrtsparte.

Viele planen derzeit ihren Sommerurlaub 2024 – doch welche Regionen sind in diesem Jahr besonders beliebt? Während der Corona-Pandemie waren vor allem Ziele innerhalb Deutschlands begehrt. Nun zieht es wieder deutlich mehr Bundesbürger ins Ausland.

Im Streit um Rückzahlungsansprüche aus einem Reisevertrag hat das Amtsgericht München eine Klage auf Zahlung von rund 400 Euro abgewiesen. Das gebuchte Hotel soll überbucht gewesen sein, im Alternativhotel gab es statt Meerblick dann "laute und stinkende Gänse" im Hinterhof.

Die Pauschalreise ist eine einfache Variante verschiedene Reiseleistungen zu verknüpfen. Aber auch zwei Reiseleistungen in einem Buchungsvorgang sind automatisch eine Pauschalreise. In dem Fall gelten für die Urlauber alle Vorteile dieser Reiseart.

Im ersten Quartal des Jahres 2024 haben zehn Prozent mehr Touristen aus dem Ausland als im Vorjahreszeitraum die Hauptstadt besucht. Das Niveau des Zeitraums vor der Pandemie wurde aber noch nicht erreicht.

Das bisher Unvorstellbare steht tatsächlich schwarz auf weiß im Amtsblatt der Balearen: Auf Mallorcas wildesten Partymeilen darf man seit Samstagabend auf offener Straße und am Strand keinen Alkohol mehr trinken. Wird es am Ballermann jetzt gesitteter zugehen?